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(HG 3.7) Miras barsche Einladung der Väter zum Mahl. Des Herrn Mahnung zur Demut

Am 3. April 1843

[3.7.1] Solche Beheißung machte unsere Mira überaus fröhlich, und sie ging daher auch ganz heiteren Mutes hinaus und kündigte solches den Vätern an, dass sie sich, da das Mahl bereitet sei, nach dem Willen des Herrn in die Hütte begeben sollen.

[3.7.2] Da aber der Henoch nicht zugegen war, sondern noch seine Sache mit den Weibern in einiger Entfernung hatte, so sagte der Lamech zur Mira: „Siehe, es ist der Henoch noch nicht fertig, und ohne den können wir doch nicht in die Hütte treten, indem er unser aller geistiger Hochältester ist?!“

[3.7.3] Und die Mira erwiderte dem Lamech: „No, das wird doch etwas sein! Ist denn der Henoch mehr als der Herr? Ich meine aber, dass da ein jeder Mensch dem Herrn mehr und eher zu gehorsamen schuldig ist als dem Menschen; der Henoch aber wird wohl sicher wissen, was er zu tun hat!

[3.7.4] Ich habe meinen Auftrag an euch kundgegeben, und das ist genug; hineinziehen aber kann ich euch nicht, und der Herr hat solches zu tun mir auch nicht aufgegeben! Tut demnach, was ihr wollt, ich bin frei und gehe nun wieder in die Hütte!“

[3.7.5] Der Lamech aber berief sie zurück und sagte ihr: „Höre, du mein schönstes Morgenkind, du bist ja etwas schnippisch! Wie wär’s denn – wenn du schon so vielfertige Füße hast –, dass du, anstatt sogleich in die Hütte zurückzurennen, hin zum Henoch einen Sprung tätest und sagtest ihm auch dasselbe, was du uns gesagt hast?!“

[3.7.6] Und die Mira erwiderte ihm: „Ach, siehe, was du alles noch von mir verlangen möchtest! Ich aber sage dir nichts da weiter als – zwei Herren ist nicht gut dienen; der Herr hat mich nur hierher beschieden!

[3.7.7] Wenn dir aber am Henoch mehr gelegen ist denn am Herrn, so sind für diese deine Forderung an mich deine Füße gut noch einmal so lang als die meinigen, und du kannst daher auch eher – um die Hälfte, sage ich dir – denn ich beim Henoch sein!

[3.7.8] Doch unser Gespräch kommt mir vor wie eine leere Stroh-Reiberei, wo am Ende nichts anderes herauskommt als zerriebenes leeres Stroh nur anstatt der Brotkörner; daher gehe ich, ihr aber könnt tun, was ihr wollt.“

[3.7.9] Hier machte die Mira eine Bewegung zur Hütte. Aber der Lamech hinderte sie schon wieder mit einer neuen Frage daran, und die Frage aber lautete: „Aber Mira, du holde Perle des Morgens, so dich der Herr um uns beheißen hatte, da wirst du ja doch nicht ohne uns in die Hütte zurückrennen? Was wird der Herr sagen, wenn du leer zurückkehren wirst?

[3.7.10] Wird Er nicht dann dir gar gewichtig bemerken und sagen: ‚Aber Mira! Wie hast du denn Meinen Auftrag an die Väter ausgerichtet, dass darauf niemand erscheinen will?!‘

[3.7.11] Und so der Herr solches zu dir reden möchte, was wirst du dann, dich entschuldigend, Ihm wohl zu erwidern haben?“

[3.7.12] Und die Mira erwiderte dem Lamech ganz kurz: „Davon weiß ich nichts, dass mir der Herr gesagt hätte, als solle ich euch hineinbringen in die Hütte; sondern euch nur hineinbeheißen! Solches aber habe ich auch getan; der Erfolg dieser Beheißung aber liegt mir nicht mehr ob, daher gehe ich!“

[3.7.13] Und der Adam trat nun zur Mira und sagte zu ihr, sie etwas noch aufhaltend: „Ja, mein liebes Kindchen, wenn du uns nur etwa nicht eigenmächtig eingeladen hast, sonst wäre schon alles recht?!“

[3.7.14] Das verdross sogar die Mira, und sie sagte: „Nein, das ist doch eine große Sünde für euch alle, so ihr, anstatt dem durch meinen Mund euch kundgegebenen Willen des Herrn zu folgen, mich nur hetzt und so recht ausfehnt! Nein, das ist zu arg, das muss ich dem Herrn sogleich sagen!“

[3.7.15] Mit diesen Worten sprang sie in die Hütte und wollte soeben dem Herrn über die Väter zu klagen anfangen.

[3.7.16] Aber der Herr kam ihr zuvor und sagte zu ihr: „Mira, wie kommst du denn allein zurück? Wo sind denn die Väter?!“

[3.7.17] Die Mira, anfangs etwas verlegen, aber sagte nach einer kleinen Weile: „Ach, du mein allerbester, heiliger, liebevollster Vater, die Väter draußen sind gar schlimm und ungehorsam! Ich habe es ihnen gerade also ausgerichtet, wie Du mir es aufgegeben hast; sie aber – nein, ich will’s doch nicht sagen!“

[3.7.18] Und der Herr sagte: „Und was haben sie denn aber?“

[3.7.19] Die Mira erwiderte: „Wenn Du es schon durchaus wissen willst, da kannst Du es also wissen, ohne dass es vonnöten wäre, solches von mir zu erfahren!“

[3.7.20] Der Herr aber sagte zu ihr: „Siehe, du hast ehedem die Väter zum Gehorsam ermahnt, und nun willst du Mir im Angesichte ungehorsam sein?! Wie reimt sich denn das?“

[3.7.21] Die Mira aber sagte: „O Herr, Du siehst ja in mein Herz, darin kein Ungehorsam gegen Dich waltet!“

[3.7.22] Und der Herr entgegnete ihr: „Siehe, Ich weiß, dass du ein reines Wesen bist! Dessen ungeachtet aber hast du dennoch mit den Vätern etwas zu barsch geredet; darum haben sie dir auch zu verstehen gegeben, dass da ein Mädchen nie also mit ihnen reden solle, sondern allzeit in größter Demut! Daher gehe noch einmal hinaus, und lade sie ein, dann werden sie dir schon folgen!“

[3.7.23] Hier ging die Mira abermals hinaus und richtete solches an die Väter aus, und diese folgten denn auch alsobald diesem Ruf; und da der Henoch auch die Weiber zurechtgebracht hatte, so war er auch an der Spitze der Väter schon und führte sie alle in die Hütte.

[3.7.24] Und der Adam fiel dem Herrn zu Füßen und dankte Ihm für solche große Erbarmung; denn sobald die Väter in die Hütte getreten waren, so wussten sie auch schon, alles sehend, wie es in der Tiefe stand, und priesen den Vater darum aus aller ihrer Lebenstiefe.

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