(Am 27. Nov. 1850)
[2.286.1] Wir treten nun ins erste Gemach, d. h. in ebendasselbe, in das die verschlossen gewesene Türe führt, zu der man auf den Rubinstufen zuerst gelangt.
[2.286.2] Robert und sein Gehilfe Peter Peter sind ganz weg, wie man sagt, vor lauter Verwunderung über Verwunderung. Beide aus dem Uranus abstammend, was aber Peter Peter aus einem guten Grund noch nicht weiß, sind sie natürlich große Freunde von Bauwerken, besonders von so recht großen. Sind aber solche Bauwerke dazu noch mit entsprechender Pracht und Majestät versehen, so ist das für unsere beiden Freunde gar etwas Enormes. Beide haben nun ihre Augen auf die hohen Galerien und auf die kunstvollsten Säulen, die die Galerien tragen, geheftet und merken von der allerherrlichsten und liebevollsten himmlischsten großen Gesellschaft kaum etwas, die in Robert einen neuen Erzengel begrüßt, und einen Vorsteher eines neuen, großen Vereines.
[2.286.3] Hier stupst die Helena den Robert und sagt: „Aber du, mein liebster Robert, verschaue dich doch nicht gar zu sehr! Da siehe, wie du empfangen wirst!“ – Auf diesen Stupfer kommt Robert von seiner Verwunderung wieder zu sich und sieht, wie ihm die schönsten Liebeengel auf einem rotstrahlenden Polster eine herrlichste Krone überbringen und ein Zepter aus reinstem, durchsichtigem Gold, das einen Glanz um sich wirft wie eine aufgehende Sonne, und zuletzt auch ein Schwert, das von einer unverlöschbaren Flamme umflossen ist.
[2.286.4] Die Überbringer dieser Insignien verneigen sich nun vor Robert-Uraniel und sagen gar liebfreundlichst: „Herr, liebster, herrlichster Bruder, empfange du den gerechten Lohn, den dir der Vater schon von Anbeginn der Welt vorbereitet hat! Um des Sinnes der Lehre Christi auf Erden wegen bist du ein Märtyrer geworden. Wohl hättest du das vermeiden können, so du es gewollt hättest; aber du wolltest das nicht, und so warst du ein Märtyrer zumeist des guten Sinnes der reinen Lehre des Herrn Jesus, unseres Gottes und unseres allerliebevollsten und allerheiligsten Vaters von Ewigkeit zu Ewigkeit wegen.
[2.286.5] Du glaubtest auf der Erde zwar nicht, dass Jesus, zu Bethlehem geboren, von dir ‚der Weise aus Nazareth‘ genannt, Gott der Herr Selbst gewesen sei. Aber du liebtest diesen Weisen dennoch ganz besonders und sahst Seine Göttlichkeit in deinem Herzen wohl, obschon dein Verstand da mit deinem Herzen nicht übereinstimmen wollte, und das behielt dir Seine Liebe und Gnade, die dich nun zu einem großen Fürsten der Himmel macht. Daher nimm nun hin die Krone, Zepter und das Schwert der Kraft, Macht, Liebe, Weisheit und Gerechtigkeit und werde ein rechter und weiser Regent deines großen und neuen Vereines. Der Herr hat dich gesegnet und derselbe Herr will es so!“
[2.286.6] Robert, ganz verblüfft über diese Erscheinung, sagt aus seiner Demutstiefe: „Meine lieben allerhimmlischsten Freunde und Freundinnen! Hättet ihr mir anstatt dieser königlichen Insignien die eines Schuhputzers überbracht, ich hätte sie mit der größten Rührung meines Herzens angenommen; aber diese um keinen Preis der Himmel. Trägt der Herr und König Himmels und aller Welten keine Krone, Zepter und kein Schwert, wie soll ich das als ein armer Sünder? Da seht hin! Es stehen neben mir drei Kaiser, die schon von der Erde her gewohnt sind, Kronen zu tragen. Denen reicht die Insignien hin, diese werden nicht eitler durch sie, ich aber könnte am Ende eitler werden, und das wäre wahrlich kein Gewinn, weder für mich, noch für euch und für den Verein oder für das Gottesreich in meinem Herzen; das ist mein rechtes Haus, dem ich vorzustehen und zu gebieten habe in der Ordnung und im Namen meines und eures Herrn und Vaters. Darum lasst ab von dem, was mir ewig nicht gebührt.“
[2.286.7] Sagen die Überbringer: „Freund! Es ist also des Herrn Wille! Willst du dich diesem widersetzen?“ – Sagt Robert, auf Mich hindeutend: „Mein Herr und mein Gott hat noch nichts gesagt! So Er es mir sagen wird, dann in Seinem Namen will ich es wohl tun. Aber ohne Sein Wort tue ich nichts! Denn Er ganz allein ist mir alles, ohne Ihn sind mir alle Himmel nichts. Es steht geschrieben: ‚Ihr müsst alle von Gott belehrt sein. Den Er als Vater nicht erzieht, der taugt nicht für die Himmel und kommt nicht zum Sohn, der da ist des ewigen Vaters ewiges Reich!‘“
[2.286.8] Kommen die Träger der Insignien zu Mir und sagen: „Vater! Was sollen wir nun tun? Er nimmt diese Auszeichnungen nicht an.“ – Sage Ich: „So er will bleiben Mir gleich, so lasst ab von der Nötigung. Denn hier gibt es ewig keine Nötigung mehr, sondern die vollste, unbedingteste Freiheit. Dieser Bruder aber ist ganz gewiss kein Alltagsgeist, wie er gibt es wenige. Daher müssen wir ihn schon auch etwas gelten lassen. Legt aber diese Insignien in sein Gemach. So es nötig sein wird, wird er sie schon gebrauchen. Aber nun bringt für die drei irdischen Regenten ihre eigenen Kronen, Zepter und Schwerter und Purpur. Es sei!“
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