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224. Ohnmächtige Wut der Römlinge. Ihre Unbarmherzigkeit, Habgier und Dummheit. Joseph erklärt den Papst für den Antichrist.

[2.224.1] Hier weicht auch der vielbelachte I-a-Schreier von uns zurück. Alle machen eine tiefe Reverenz vor ihm und sagen: „Allerhochwürdigster apostolischer Nuntius [Gesandter] des Heiligen Vaters aus Rom! Wie kannst du zaudern noch mit diesen Ketzern? Verfluche sie und treibe sie alle in die Hölle ohne Gnade und Erbarmen!“

[2.224.2] Sagt dieser mit einer hässlich kreischenden Stimme: „Ich hab’s ja schon getan, was ihr wollt und danach ihr fragt; aber die Teufel sind euch ganz entsetzlich hartnäckig und wollten nicht tun, was ich ihnen gebiete, sondern lachen mich obendrauf noch recht brav und tüchtig aus! Oh, das sind harte Teufel! Auch vor unseren Blitzen und Donnern wie auch vor unserer Hölle haben sie keine Furcht, sondern schauen diese doch allererschrecklichsten Dinge so ganz gleichgültig an, als wenn gar nichts daran wäre! Oh, oh, das sind schlimme, harte und unverbesserliche Teufel!

(Am 29. Juli 1850)

[2.224.3] Und einen haben’s uns doch weggefischt! O du armer Teufel, wie bist du jetzt auf ewig verloren, und wenn du dich auch jetzt eine Zeit lang wehrst vor der Hölle, was dir nichts nützt, so wirst du aber mit der Zeit dennoch ohne Gnade und Barmherzigkeit samt diesen deinen Gesellen hinein müssen auf ewig. Ja, ja, hinein, hinein werden die alle müssen! Da ist keine Gnade und kein Erbarmen mehr.“

[2.224.4] Hier tritt Kaiser Joseph vor und sagt: „Hört, meine Hochwürdigen! Wäre es denn nicht genug, so ihr uns bloß nur so auf einige Erdentage lang ins Fegfeuer werfen möchtet? Denn seht, uns sogleich mir und dir nichts in die Hölle hineinverdammen, von der ewig kein Auskommen mehr sein soll, ist denn doch von euch allen zu hart. Habt daher Gnade und Erbarmen für uns! Bedenkt doch, wie einem armen Teufel das höllische Feuer gar unbeschreiblich schreckliche Schmerzen bereitet! Es geht einer armen Seele im Fegfeuer zwar auch durchaus nicht gut, aber von da heraus ist doch eine Erlösung zu erhoffen. Aus der Hölle aber ewig keine. Darum erbarmt euch unser und befreit uns von der Hölle!“

[2.224.5] Schreien darauf alle: „Nichts da, ihr Vermaledeiten! Nur hinein mit euch in die Hölle, und das in die allerunterste, wo vor lauter Hitze der Diamant und das weiße Gold schmilzt. Bei uns ist kein Erbarmen mehr für euch Teufel! Wir werden euch schon lehren, was es heißt, die heilige römische, alleinseligmachende Kirche verspotten und verlachen! Darum nur geschwind hinein mit euch allen!“ – Spricht Joseph: „So wir für uns aber, sage, zehntausend allerkräftigste sogenannte Hundert-Dukaten-Messen zahlten – sagt, ginge da die Geschichte auch nicht mit der Höllenbefreiung?“ – Schreien alle: „Das ist viel zu wenig, um von der Hölle befreit zu werden! Da müsstet ihr gerade zehnmal so viele Papstmessen lesen lassen! Da wäre vielleicht noch was zu machen! Aber wohlfeiler auch um keinen roten Heller! Denn das wissen wir, was es heißt, einen Teufel aus der Hölle zu erlösen.“

[2.224.6] Spricht Joseph: „Was müssten denn unterdessen wir tun, bis die, also hunderttausend Hundert-Dukaten-Messen könnten gelesen werden – etwa hier verbleiben?“ – Schreien wieder alle: „Dummer Teufel! Wenn ihr derweil da verbliebt und nicht in die Hölle hineinginget, wie könnten wir euch denn da aus der Hölle erlösen, wenn ihr nicht in der Hölle wärt? Wenn ihr aus der Hölle erlöst werden wollt, so müsst ihr früher drin sein! Zahlt also früher die hunderttausend kräftigsten Papstmessen und geht dann geschwind in die Hölle – sonst könnt ihr nicht erlöst werden!“

[2.224.7] Spricht Joseph: „Aber wie lange wird es denn hergehen, bis die hunderttausend Messen gelesen werden?“ – Schreien die Erzbischöfe und die andern ihnen dienenden Pfaffen alle: „Von solchen allerheiligsten Messen können nur drei, und zwar unmittelbar vom Heiligen Vater selbst, in einem Jahr gelesen werden! Nur er allein hat da das ausschließende Recht und die Macht dazu. Jetzt rechnet es selber zusammen, wie lang es da hergehen kann. Unter dreißigtausend Jahren ist gar keine Rede! Denn die Hölle ist und bleibt Hölle! Wer einmal drinnen ist, der kommt nicht so leicht wieder heraus.“

[2.224.8] Sagt Joseph: „Nun, nun, nun, jetzt bin ich schon im Klaren mit euch und den hunderttausend Messen! Nur den Grund möchte ich noch wissen, warum denn gerade die drei Papstmessen von einer so ungeheuren Kraft sind? Denn man sollte es ja doch glauben, dass da, was die Würde und den Wert eines Messopfers betrifft, eine Messe so gut ist wie eine andere.“ – Sagt nun der frühere I-a Plärrpfaffe: „Das ist so – und das weiß nur ein Nuntius: Bei der Messenlesung durch die anderen Geistlichen, welcher Würde sie auch sein mögen, opfert sich nur allein der Gottsohn seinem himmlischen Gottvater auf für die armen Seelen im Fegfeuer und für bußfertige Sünder auf Erden. Da ist in der Hostie nur Gottsohn ganz allein gegenwärtig. Bei der Papstmesse aber tritt die ganze allerheiligste Dreifaltigkeit in die Hostie, und darin liegt dann die ungeheure Kraft einer Papstmesse, bei welcher nur die Erzengel ministrieren dürfen, und zwar nur dann, wenn sie von der allerseligsten Jungfrau Maria zu diesem allerheiligsten Dienst auserkoren werden. Also darin liegt es, und daher können nicht mehr als eigentlich gültig in einem Jahr nur drei solche Messen gelesen werden. So ist es! Hat mich der Herr Kaiser verstanden?“

[2.224.9] Sagt Joseph: „Beinahe – aber doch noch nicht ganz! Und darum möchte ich denn auch noch das wissen, warum denn ein Papst nicht mehr als drei Messen lesen darf, und das eigentlich nicht ganz, indem er eigentlich nicht selbst die Messe liest, sondern nur bei derselben, die entweder von einem Kardinal oder von einem kardinalisierten Erzbischof gelesen wird, glorificaliter [der Verherrlichung wegen] assistiert. Das möchte ich noch so recht klar von dir erfahren.“ – Sagt der Nuntius: „Ist aber das eine verfluchte ketzerische Frage! Auf der Welt könnte ich Ihm darauf gar keine Antwort geben! Aber hier, wo Er schon ohnehin mit Haut und Haaren dem Teufel zugehört und sich im nächsten Augenblick in der Hölle befinden wird, da kann Ihm so was schon gesagt werden, damit Er dadurch desto tiefer in die Hölle kommen kann. Und so merke sich der Herr Kaiser! Der Papst kann deswegen nicht mehr als drei Messen lesen, weil dadurch die allerheiligste Dreifaltigkeit als lebendig für alle Zeiten der Zeiten auf der Erde in der alleinseligmachenden Kirche dargestellt und erhalten wird. Dass aber der Papst nicht unmittelbar ganz selbst die allerheiligste Dreifaltigkeits-Messe liest, sondern dabei pontifiziert, glorifiziert und assistiert, kommt daher, weil er ein Knecht der Knechte Gottes und der Stellvertreter Jesu Christi auf Erden ist, der allen dient und sich nicht darf bedienen lassen. So ist die Sache! Jetzt wird Er’s doch verstehen!?“

[2.224.10] Sagt Joseph: „Ja, jetzt bin ich im Klaren und weiß nun vollkommen, was ich vom Papsttum zu halten habe.“ – Sagt der Nuntius: „Nun, und was hält man denn nun vom Papst?“ – Sagt Joseph: „Nichts anderes, als dass gerade er der vollkommene Antichrist ist und ihr alle seine getreusten Helfershelfer seid. Denn wäret ihr Christen, so wie es sich gebührt und nun auch gottlob ich einer bin, so würdet ihr Christus den Herrn, der hier fest neben mir steht, sicher sogleich erkannt haben. Aber da ihr in aller Fülle die vollendetsten Antichristen seid, so verdammt ihr uns samt Christus in die Hölle, während ihr selbst schon sehr lange euch darinnen mit Haut und Haaren befindet.

[2.224.11] O ihr elenden Schurken! Ihr habt Christus, der als die ewige, reine Liebe, als Gott und Schöpfer in die Welt, die Er gemacht hat, kam, um allen Blinden die Augen zu öffnen, nach eurem eigenen Urteil zu einem Teufel umgestaltet und habt Ihn, den Rechten, verflucht! Denn euer Christus, den ihr ehrt und begehrt, heißt Gold und Silber! Der wahre aber, der am Kreuz für alle Menschen blutend Seine göttlichen Arme ausgestreckt hat und allen Seinen Feinden vergab und den ewigen Vater in Ihm für sie um Vergebung bat – ist euch zum Ekel geworden derart, dass ihr alle, die Ihm und nicht euch, die ihr euch frechst und gewissenlosest Seine Diener nennt, anhangen, ohne alles Bedenken mordet, sengt und brennt und am Ende noch in die unterste Hölle verdammt! O ihr Schlangen und Otterngezücht! Welcher Teufel hat euch denn gezeugt? Wahrlich, wäre der Herr nicht von einer endlosen Geduld, Sanftmut und Liebe, welche Hölle gäbe es denn, die schlecht genug wäre, euch aufzunehmen!?

[2.224.12] Ich will und darf euch kein Richter sein; der Herr tue euch nach euren schändlichsten Verdiensten. Würde ich euch aber richten, wahrlich, ich sage es hier laut im Angesicht Gottes, ich würde über euern Nacken eine Züchtigung verhängen, dass sich darüber die ganze Unendlichkeit Gottes verwundern soll. Bei Deinem allmächtigsten Namen, o Herr, Du kennst mich, ich habe allzeit alle Geduld und Nachsicht gehabt mit den Schwächen meiner mir untergebenen Brüder; aber bei dieser Brut der Hölle, bei diesem Auswurf Deiner Schöpfung erschaudere ich, und alle meine Geduld und Nachsicht hat da ihr entschiedenstes Ende gefunden.

[2.224.13] Schon auf der Erde, wo sich diese Brut maskierte, wo sich diese reißenden Wehrwölfe in Schafspelz verkrochen und nur ganz im Geheimen ihr schnödestes Unwesen trieben, habe ich sie von einer Seite kennen gelernt, die ganz vollkommen der untersten Hölle glich. Ich habe selbst mit eigener Hand ein Kruzifix, das ums teure Geld Blut schwitzte, und ein anderes, das sich immer den Bart wachsen ließ, zerstört. Denn es war doch zu heillos, zu sehen, wie diese besoldeten Knechte des Antichristen den armen blindesten Menschen den letzten Kreuzer aus dem Sack herauspressten durch allerlei Lug und Trug. Ich tat dagegen mein Möglichstes. Aber auf der Erde sah nach der Zurechtweisung doch noch bei manchem Pfaffen so ein Mignionmensch heraus, und man hatte mit ihm dann auch eine gerechte Geduld. Hier aber zeigt sich diese Brut in ihrer wahren Gestalt, ist grässlichst anzuschauen und noch grässlicher anzuhören. Herr, Dein Wille geschehe, aber meine Geduld ist da zu Ende!“

[2.224.14] Sage Ich: „Mein Bruder, sei nur ruhig und ärgere dich nicht! Denn sieh, es muss alles so kommen, sonst wären Daniel und Jesajas ja Lügner. Die haben von ihnen geweissagt, und ihre Weissagung muss erfüllt werden. In der Folge wirst du es einsehen, warum alles dies also kam und kommen musste. Nun aber gebe nur weiter Acht, denn es wird nun gleich eine andere Szene zum Vorschein kommen, von der du recht viel lernen wirst. Aber ärgern darfst du dich fürder nicht.“

[2.224.15] Auf obige energische Rede Josephs haben sich die Pfaffen alle samt ihren unteren und viel niederen klerikalischen Helfershelfern in ihre Winkel zurückgezogen, um allda über die ihnen angetane Beleidigung sich zu beraten – mit welch einer gelingbaren Rache sie uns für den ihnen angetanen Frevel bedienen sollen und wie sie uns wirksam in ihre vermeintliche Hölle hineinbringen könnten.

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