Hier ist Dein Kapitel

66. Die Heldin wendet sich um Hilfe an den Herrn. Dieser verlangt ein Lebensbekenntnis. Geschichte einer Gefallenen.

[1.66.1] Auf diese Belehrung von Seiten des Jellinek schaut Mich die Heldin eine Weile an, geht darauf näher zu Mir hin, da Ich Mich während ihrer Unterredung mit dem Jellinek ein wenig zurückgezogen habe, und spricht zu Mir: „Verzeihns mir, Sei mein allerbester Herr, waon i Aehne ietzt mit aner Bitt lästig falle thu! Schan Sei, der Herr Jellinek hat mich an Sei angewiesen, und hot mi gsogt, dass Sei holt goar so allmächti warn, und kunnte an holt überoll helfen, wo’s an nur glai immi fahlen miecht. Schan Sei, bester, liebeswürdigster Herr! Mir fahlet’s holt so hübst tüchti! Und do gab’s denn holt a hübsch viel z’helfe! San ‚S so guat und helfens mie, und uns Weanern elle, waons Jähna nur glai miegli ist! Schans, mie san af der Welt holt aufg’wachse wie’s liebi Vieh und san so a ols Viechar doher kummen, und san kraonk ietzt do überall, wo’s nur glai hinschaun miege, und dumm san mer a no dazu, wia a dreißigjähriger Riligionskriag! San’s so guat und machn ‚S uns a bissl gsund und a bissl gscheider, wie mir sunst san – und mir oli werde uns daon schun bessr aufführe, ols wia bis ietzt!“

[1.66.2] Rede Ich: „Ja, ja, helfen kann Ich euch wohl, und dir am ersten! Aber du musst Mir zuvor so ganz offen bekennen und gestehen, was dir nun so ganz besonders fehlt? Bist du krank, da musst du Mir sagen, wo, wie und wodurch du dir die Krankheit zugezogen hast. Und da du dich für dumm zu sein glaubst, da musst du Mir denn auch recht getreu angeben, was dir an dir selbst so ganz eigentlich dumm vorkommt. Und Ich werde dann schon sehen, wie dir und auch deinen Landsleuten zu helfen sein wird! Denke nun nur so recht gewissenhaft über alle deine Zustände nach und sage Mir’s dann, wie du dich gefunden hast! Das andere werde dann natürlich schon Ich machen!“

[1.66.3] Spricht die Heldin: „O jegrl, o jegrl! Da wird’s bei mir an gewoltige Fode hob’n! Sei warn ja no über an Ligerianer, waon i Jehna dos olles soge sull! Schans, i war a mol ban an sulchtenen beichten; na, höre Sei, um was mi der a olles ausg’frogt und ausg’fratschlt hot – da hobe Sei goar kan Begriff! Na, an irgsti Stobskanallie misst da af die Zeahn blitzschaondroth werd’n. Und schans, waon i Jähna holt ietzt do olles sog’n miasst, wos i mei Lebtag olles thon hob – o jegrl, na! Da möchte Sei Auge moche, als waon Sei so a rechts Golgebradl vor Jähne hätten! Wann net so viel Leut da wärn, do geangets no, aber vor so viel Leut miesst ie mi jo grod die Auge ausschaomen! Wos manens denn? Höre Sei, dos war so a Spaßl! – Kinnen denn Sei nit so erkennen, wos mir fehlt? San S‘ so guat und probirn’s mit mir holt Seiner Glück, vielleicht geats do ohne Schaond ober?“

[1.66.4] Rede Ich: „Aber hör du, Meine Liebe, wie kam es denn, dass du dich damals nicht geschämt hast, so du sündigtest? Du warst ja bei deinen sündigenden Gelegenheiten auch zumeist in Gesellschaften und schämtest dich wenig, so dich in nächtlichen Stunden ein Dutzend Jünglinge in Gesellschaft, vor denen du dich ganz entkleidet aufstelltest und allerlei wollüstige Gesten machtest, angafften, betasteten und dann gewöhnlich noch was taten?! Wie solltest du denn gerade jetzt gar so schamhaftig sein?! Schau, Ich weiß es, dass du einmal, als du etwas tief ins Gläschen geschaut, so ungeheuer die sogenannte „Sauglocke“ hast zu läuten angefangen, dass es dabei sogar den ausgelassenst sinnlichen Hurenhelden vor dir zu ekeln anfing! Sage Mir, wo war denn damals deine Schamhaftigkeit?! Und so weiß ich noch eine Menge noch ärgerer Saustückel von dir, die du wie eine wahre Heldin ohne die allergeringste Schamhaftigkeit vollbracht hast – und so wird es dir auch hier, meine Ich, gar nicht zu sehr deine Keuschheitsehre angreifen, so du Mir offenherzig sagst, wo es dir fehlt, und wie du zu solch deinem Fehltum, Not und Elend gekommen bist!?“

[1.66.5] Spricht die Heldin etwas verdutzt: „No, Sei warn mir a der Rechte, wo man die aondern damit faongt! Gespührns wos!? Sei kunnt’nan ins G’schra bringen, dass mi sei Lebtag gnua dron hät! Schans, wons nit goar so guatmiti aussahten, i kinnt mei Seel harbi af Sei’ner werdn! Ober weil i aus Sei’nern guaten Gsichtl erkennen thu, dass Sei mir’s net schleacht manen, so will i mir glai wuhl nix draus moche! Aufrichti gsogt, schinire thu i mi eigentli nuar vor Sei’ner! Wos do dieses Weaner Gfraß anbetrifft, do mohet i mi grod nit zviel draus! Waons mir aber derlaben a wengerl stater z’reden, da kinnt i Jehna schun a so monche Stückl zum Besten gebn?!“

[1.66.6] Sage Ich: „Das kannst du schon tun. Aber nur nichts verheimlichen, verstehst du – nur nichts verheimlichen!“

[1.66.7] Spricht die Heldin, sich zuvor ein wenig räuspernd: „No, in Gottesnam, wons denn schon san muss, so höre Sei mi holt guatmiti an! Schans, mit vierzehn Jahrln hob i grod am Pfingstmonti meine Jungferschaft einbießt, und waon i mi net irre, so wars a gewisser Pratenhuber-Toni. Dos woar Jähne holt schun a gaonz sakrisch sauberer Bua! Und weil er mir holt goar so zugred und zugsetzt hot, do hob i holt gmant: Na, ewi konst so ka Jungfer bleibn, und amol muasst do probirn, wie dös is. Und so hob i ehn holt feschweg drübr lassn! Und weils mir holt do goar so guat gschmeckt hod und iähma a, so hamers nocher holt öfter probirt; und i wär nit goar so schleacht wurde, waon ich nur amol hät kinne schwangr wern. Aber do hob i schun than kinnen, wos i nur glai gwölt hon, so is holt denno nix draus wurde! Und schan S‘, do hot nocher der Toni mi heurote sulln, und weil er holt gemant hod, dass i unfruchtbar wär, so hot mi der Hauptschnipfer nocher sitze lossn, und hod iähma an aondri genuhma! Und i wor holt do gaonz deschperadig und hob mi denkt: Iatzt is schon olls ans, um a paar Dutzend Liebhaber uf oder o! Die Höll is dir so gewiss, waons ani giebt. Und do hob i holt recht fidel z’lebe aonfange, wos nur s‘ Zeig gholte hat! Vodern (Vater) hon i ehrnder nie an gsegn, und mei Mueder, Gott tröst sie, woar holt selbr nix bessr wie i! Und schans, bei so an Lebeswaondl bin i holt a öfter aongsteckt wurde, und aondri nocher a von mir. Und do hot mir nocher wuhl so a homipathischer Doktor ghulfe. No, dass er nocher mit mir a kan Rosenkranz beat hat, dos werdes Jahna wuhl denke kinnen, waons wos gschpühre!

[1.66.8] Wie nocher aber die Gschichten in Wean ausbroche san, do wor holt mei Herr Doktor a dabei und hod überoll fleißi ghulfe Revolution moche. Und weil i holt goar a so a guraschirts Madl wor, so hob i mi holt a zum Revolutionmoche brauche lossen und hob do a mein Tod gfunde. Und iatzt bin holt do als an oarmi Seel und muaß holt dfür leide, weil i af dr Welt zlusti war! Und iatzt hob is Jähna auch olles gsogt, wos i gwißt hob. Und Sei wissn’s hiatzt a, wias mit mi dron san, und wiassn a, wo’s mir fehlt, und wie i dazu kummen bin. Und so bitt i Sei’ner holt um Himmels Jesu willn waons mir helfen kinnen, so helfe S‘ mir!“

[1.66.9] Rede Ich: „No, Ich bin zufrieden mit deiner Offenherzigkeit! Und Ich werde nun auch schauen, ob und wie dir zu helfen sein dürfte. Zugleich aber muss Ich dir auch ebenso offen entgegen bekennen, wie du Mir deine Hauptsünden ganz offen bekannt hast, dass dich nur dein gutes Herz und deine dir unmöglich zu Schulden kommen könnende schlechte Erziehung von der Hölle retten! Hättest du entweder ein nur etwas schlechteres Herz, oder wärst du in deiner Erziehung nur etwas weniger vernachlässigt worden, als es bei dir der Fall war, so würdest du dich offenbar in der Hölle befinden und dort die entsetzlichste Qual leiden! Denn siehe, es steht geschrieben: ‚Hurer und Ehebrecher werden in das Himmelreich nicht eingehen!‘ Aber Ich will aus oben angeführten Gründen mit dir die Sache nicht gar so genau nehmen und werde sehen, wie dir zu helfen sein wird! Sage Mir aber zuvor, was du von Jesu, dem Heiland, hältst?“

[1.66.10] Spricht Sie: „O, den hob i z’todt gern! Denn der hot jo die Ehbrecherin gerettet und hot die Magdalena a nit verstoße, won se a no a so groaße Sünderin woar! Und vor der Samaritanerin hod er grod a kan Grausen kriegt! Und do maan i holt, woan Er mi sähet, und i Jähna reacht schön bitte tat, dass Er mi grod a net glai umbringen tät!?“

[1.66.11] Sage Ich: „Nun gut, Meine Liebe. Ich werde heimlich mit Ihm reden! Denn Er ist nicht weit von hier. Vielleicht macht Er’s mit dir auch wie mit der Magdalena? Und so warte nur ein wenig hier – aber ganz ruhig!“

TAGS

Kein Kommentar bisher

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Letzte Kommentare