(Am 2. Jan. 1849)
[1.22.1] (Jesus fährt fort:) „Lieber Freund und Bruder, Ich meine, du wirst aus dieser ganz aus der Natur genommenen Darstellung der Unterwürfigkeitsverhältnisse, sogar an den für dich leb- und somit intelligenzlosen Dingen, sie ebenso wohl begriffen und eingesehen haben, als du sie ehedem bei den Tieren und Weltkörpern, wie auch bei den Gewässern begriffen hast – und es daher kaum vonnöten sein dürfte, dir noch mehrere Belege aus der für dich stummen und gewisserart toten Natur vorzuführen, was Ich wohl noch gar sehr könnte, besonders so Ich dich auf andere Planeten hinführte, wo die Ordnung in allem viel genauer und strenger abgemessen erscheint als auf dem geflissentlich nahe in der größtmöglich (anscheinlichen) Unordnung belassenen Erdplaneten, was den Grund hat, auf dass auf ihm eben die freiesten Geister, als wahrhafte ,Gotteskinder‘, desto freier und für ihr Wesen ersprießlicher könnten großgezogen werden. Du siehst das also nach deiner innersten Bejahung ein. Und Ich sage dir, dass Ich damit völlig zufrieden bin.
[1.22.2] Weil du aber nun sogar an der für dich stummen Natur das einsiehst, dass in ihrem Gefüge eine gewisse stufenmäßige Unterwürfigkeitsordnung ganz unerlässlich notwendig ist, damit sie (die Natur) bestehe und dauernd erhalten werde, nun denn – denke dir den Menschen, der da begabt ist mit einem absolutest freiesten Geist, der in seinem Denk-, Beschluss- und Begehrungsvermögen sich in der höchsten Unbeschränktheit befindet! Stelle dir das so recht kernfest vor, was da am Ende herauskäme, so jeder Mensch, zufolge seiner inneren, absolutesten Freiheit, ohne alle Beschränkung tun dürfte, was sein inneres Geistwesen aus seinem gottähnlichen, unendlichen Ideenreichtum nur immer in seiner unversiegbarsten phantastischen Lebenskammer als geordnet unter zahllosen Formen schöpft!
[1.22.3] Ich sage dir, da wäre erstens kein Mensch vor dem andern sicher, denn es gibt Geister, deren innere Phantasien oder Schöpfungen sich hauptsächlich damit beschäftigen und eine eigene Wollust darin finden, alles Bestehende zu vernichten. Einige möchten fort und fort Menschen auf die verschiedensten Arten töten, andere wieder möchten alle Berge zerstören; wieder andere durch die Erde ein Loch graben, dasselbe mit Pulver so weit als möglich anfüllen, um dadurch möglicherweise die ganze Erde zu zersprengen; wieder andere möchten alles Wasser der Erde vertilgen; andere wieder die ganze Erde ersäufen; noch andere die ganze Erde verbrennen; andere den Mond mit einem Strick an die Erde anhängen und ihn herabziehen!
[1.22.4] Zweitens gibt es wieder eine große Menge ungeheuer sinnlicher Geister, deren Phantasie aus lauter Genussideen zusammengesetzt ist. So diese Geister keine Beschränkung durchs Gesetz hätten, so würde vor ihrer großen Geilheit kein weibliches Wesen sicher sein, am Ende auch kein Knabe und sogar kein Vieh mehr! Denn Ich kenne nur zu viele solche Naturfreunde à la Sodom und Gomorrha, die sich zu einem förmlichen Geschäft machten, sich fürs Erste mit allen möglichen weiblichen Rassen zu begatten, um zu erfahren, was da überall für Früchte herauskämen. Wenn dies Zeugungsspiel ihrer Phantasie nicht genügt, da machten sie fürs Zweite Versuche auch an den verschiedensten Tieren, wodurch auch wirklich nicht selten die sonderbarsten und unordentlichsten Gestalten zum Vorschein kämen, was besonders bei den raffinierten Heiden gar nicht selten der Fall war.
[1.22.5] Nun denke dir aber eine große Gesellschaft von solchen sinnlichen und geilen Genussmenschen im völlig sowohl moralisch als auch politisch gesetzlosen Zustand! Von welch verschiedensten Kreaturen und barsten Scheusalen wird es unter ihnen wimmeln?! Nach wenigen Hunderten von Jahren würde es auf der Erde wimmeln von Wesen, vor denen am Ende kein menschliches Leben mehr sicher wäre! Moses hat darum auch ein äußerst scharfes Gebot ergehen lassen und sogar den Feuertod als Strafe darauf gesetzt für solch einen Geiler, der sich unterfinge, so was zu tun, was Moses, der als ein königlicher Adoptivsohn in all die damaligen ägyptischen Scheußlichkeiten eingeweiht war, nur zu gut kannte und wusste.
[1.22.6] So hat es auch von den sinnlichen Geistern solche gegeben, und gibt es leider noch hie und da, die ihre, man kann sagen, echt teuflische Genusssucht nur dann befriedigten, so sie die Maid während und auch vor dem Akt auf das Grausamste quälten und marterten. Erst ihre letzten, schmerzvollsten Lebensäußerungen gewährten ihnen die größte Wollust! (Lustmord) Ich brauche dir nicht eine Menge spezieller Taten aufzuführen, denn es sind manche von der Art, dass du sie gar nicht anhören könntest! Es ist genug, dass du weißt, welche Früchte daraus zum Vorschein kommen, so irgendeine Menschengesellschaft sich in einem gesetzlosen Zustand befindet.
[1.22.7] Drittens gibt es wieder Geister, die von sich die außerordentlichsten Ideen fassen und alles endlos tief unter ihrer Würde finden. Diese Geister sind stolz und übermäßig herrschsüchtig. Vor ihnen soll sich alles bis in den Staub verkriechen und nur das tun, was sie wollen. Denke dir aber nun eine ganze große Gesellschaft mit lauter solchen Menschen. Wie würden sie miteinander leben?! Ich sage dir, eine Welt voll Tiger, Löwen und Panther würden miteinander in einer bei Weitem größeren Harmonie leben als solche Menschen, so sie nicht durch moralische wie auch durch weise politische Gesetze beschränkt wären!
[1.22.8] Und so gibt es noch eine Menge zahlloser Abarten von den verschiedensten Geistern (unter den Menschen), deren Grundphantasien und Hauptneigungen in ihrer Art natürlich gegen alle notwendige, positive Ordnung so höchst lasterhaft verschieden sind, dass du dir davon nicht die allerleiseste Idee machen kannst!
[1.22.9] Wenn aber all diese Geister von ihrer absolutesten innern Freiheit nur zum millionsten unbeschränkten Teil den Gebrauch machen dürften, denke und sage es Mir, wie würde es dann nur zu bald auf einem Weltkörper aussehen?! Du sprichst: ‚Freund, das wäre entsetzlich! Das wäre die Hölle aller Höllen auf der Oberfläche der Erde!‘ Richtig, sage Ich dir, du hast wohl und richtig gedacht und gesprochen!
[1.22.10] Ich aber frage dich weiter und sage: was aber ist demnach allerhöchst notwendig, damit die vollste Hölle so viel als möglich von der Oberfläche der Erde hintangehalten werde? Siehe, nun kommen wir beide erst dorthin, von wo wir ausgegangen sind, und wo Ich dich eigentlich haben wollte!
[1.22.11] Erkennst du’s nun, was Ich damit sagen wollte, so Ich, wie auch der Paulus, allen echten Bekennern Meiner Lehre den Gehorsam gegen eine rechtmäßige, weltliche Obrigkeit anempfahl! Siehst du nun, warum man dem Kaiser, was sein ist, und Gott, was Gottes ist, geben soll.
[1.22.12] Sage Mir nun, wie du die Sachen jetzt einsiehst! Kommen sie dir noch so widersinnig vor, als sie dir ehedem vorgekommen sind? Findest du den gerechten Gehorsam und die rechte Demut immer noch als des freien Menschengeistes unwürdig? – Rede nun; die Reihe ist wieder an dir! Ich will dich hören.“
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