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110. Der Herr über Seelenfischfang. Brot, Wein und himmlische Bekleidung.

[1.110.1] Ich aber sage zum Bruno: „Mein lieber Bruno, du bist wahrlich ein guter Fischer, denn mit einem Zug hast du Mir ein volles Netz gebracht, und das ist eine wahre Meisterschaft, die ihres guten Lohnes wert ist in allem Vollmaß. Es wird sich nun freilich erst zeigen, so wir diese Fische aus dem Netz heben werden, ob nicht mehrere darunter sind, die ausgeschieden und wieder zurück ins Meer geworfen werden müssen ob ihrer etwa doch zu großen Magerkeit. Aber das macht auf dein Verdienst vor Mir keinen etwa weniger verdienstlichen Eindruck; denn die Sonderung ist allein Meine Sache, während dir als einem von Mir ausgesandten Fischer allein nur das Fangen der Fische obliegt. Jeder Fischer aber hat schon alles getan, so er sein Netz vollgefüllt, und hat nicht darauf zu sehen, ob die Fische gut oder schlecht seien. Ich aber als der Herr kann dann erst bestimmen, welche Fische Mir taugen, und welche Mir nicht taugen!

[1.110.2] Gehe du aber nun zum Robert hin; er wird dir geben eine rechte Stärkung, bestehend aus Brot und Wein, und ein dir geziemendes Ehrengewand.“

[1.110.3] Spricht Bruno: „O Herr, ich bin wohl kaum Deiner allergeringsten Gnade wert; wie soll, wie könnte ich von Dir dann solch eine allergrößte und höchste annehmen!? Herr, was du mir zu viel tun willst, das tue lieber diesen armen Fischlein, die vor Dir etwa doch zu mager aus dem Netz dürften gehoben werden. Mich aber belasse, wie ich nun bin. Denn wahrlich, in Deiner heiligen Nähe bin ich weder hungrig noch durstig, und Dein Wort ist mir das allerkostbarste Ehrengewand!“

[1.110.4] Rede Ich: „Mir gefällt deine große Demut und deine ebenso große Nüchternheit über die Maßen wohl. Aber wegen eben dieses Meines großen Wohlgefallens an dir musst du schon auch das tun, was Ich dir nun anbefohlen habe. Siehe, auch Mein Petrus wollte es einst nicht zugeben, dass Ich ihm die Füße waschen möchte. Als ihm aber von Mir der Grund gezeigt wurde, da wollte er am ganzen Leib dann gewaschen werden, was aber auch wieder zu viel gewesen wäre. Ich gab ihm aber dann den vollen Grund zu verstehen, und er ließ sich darauf nur die Füße waschen. Und siehe, so ist es nun auch hier mit dir der Fall. Du musst darum zuerst mit Brot und Wein gestärkt und durch das himmlische Ehrenkleid geläutert werden, auf dass dann aus deiner Sphäre heraus diese deine Fischlein können erleuchtet, gestärkt und wahrhaft belebt werden. Wärst du aber zuvor nicht dazu eingerichtet, so könnte es auch mit diesen deinen hierhergebrachten Fischlein durchaus nicht vorwärtskommen. Den Grund davon wirst Du erst später vollkommen einsehen. Gehe daher und tue, wie Ich es dir ehedem angeraten habe, und es wird darauf mit dem Auslösen dieser Fische sogleich gut zu gehen anfangen.“

[1.110.5] Als Bruno solches vernimmt, da wird er ganz heiter und voll Freuden und spricht: „O Herr Vater! Wenn so, dann will ich ja gleichwohl essen und trinken für Tausend und mit dem Ehrenkleid der Sonne angetan werden!“

[1.110.6] Sage Ich: „Esse, was dir gegeben wird, und trinke desgleichen, und das Kleid, welches dir gereicht wird, das ziehe an und deine Fischlein werden sobald das Augenlicht bekommen – zu sehen, Mich und alle, die hier um Mich versammelt sind!“

[1.110.7] Als Bruno solches vernimmt, verneigt er sich sogleich tiefst vor Mir und eilt darauf sogleich zum Robert hin. Dieser reicht ihm freundlichst ein mäßiges Stückchen Brot und eben in einem kleinen kristallenen Becher etwas Wein. Bruno verzehrt das Brot sozusagen auf einen Schluck und Druck und ebenso auch den dargereichten Wein; empfindet aber darauf noch einen sehr bedeutenden Appetit. Robert aber macht keine Miene, diese Dosis zu repetieren, sondern holt sogleich das bewusste Ehrenkleid, welches Bruno auch sogleich anzieht in der Meinung, er werde dadurch etwas mehr satt werden. Aber dem ist nicht so! Denn nun wird er erst so recht hungrig und durstig und bittet den Robert noch um eine Dosis Brot und Wein. Dieser aber bescheidet ihn zu Mir und sagt: „Das Abgängige wird dir beim Herrn werden. Gehe nun hin! Ich tue, was ich tue, allein nur nach dem Willen des Herrn! Also sei es!“

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