[1.401209.1] Was aber die heute von euch erwähnten Eingeweidewürmer betrifft, so sage Ich euch vor der Hand nichts als das:
[1.401209.2] Es war da ein Landmann. Dieser Landmann untersuchte alle seine Scheuern, Kästen und Mehltruhen und fand eine Menge Mäuse und Ratten, und dieses Geschmeiß machte ihm viel Schaden an seiner Habe. Da beschloss er denn bei sich selbst, so viele Katzen zu halten, als es ihm nur möglich war, und wie er beschlossen hatte, das tat er denn auch. Und es währte nicht lange, so war in all seinen Scheuern, Kästen und Truhen keine Maus und keine Ratte mehr zu finden.
[1.401209.3] Als er auf diese Weise sein Haus gereinigt hatte, so dachte er: Wozu jetzt ferner noch die Katzen? Denn da diese keine Mäuse und Ratten mehr finden, so machen sie sich über meine Speisekammer und verzehren da dreimal so viel, als was früher die Mäuse und Ratten verzehrten. Daher will ich die Katzen nun auch vertilgen. Und seht, alsobald nach der Vertilgung der Katzen kamen wieder Mäuse und Ratten herbei und taten ihr Unwesen wie zuvor.
[1.401209.4] Nun ging er nicht mehr zu den Katzen um Hilfe, sondern er dachte bei sich: Wartet nur, ich werde euch alles vergiften, und da wird euch der Appetit in meinen Scheuern, Kästen und Truhen wohl vergehen.
[1.401209.5] Als er aber solches tun wollte, da sagte ihm ein Freund: „Siehe, so du das tust, womit wirst du dich denn am Ende sättigen, um nicht selbst umzukommen an dem Gift, womit du umbringen möchtest all die Mäuse und Ratten?“ – Und es sagte ihm dieser Freund ferner: „Verschließe lieber alle deine guten Früchte in eiserne Kammern, dass sich keine solche Maus oder Ratte durchbeißen wird können, und so wird sie der eigene Hunger am Ende von deinem Haus treiben.“
[1.401209.6] Und solchen Rat befolgte dieser sonst vermögliche Landmann, und er sah bald die guten Früchte dieses guten Rates. Denn ohne Mühe und Kosten kann der Mensch zu nichts Wertvollem und Tüchtigem gelangen.
[1.401209.7] Seht, so ihr dieses Gleichnis betrachtet, da werdet ihr freilich sagen: Wer dieses Gleichnis versteht, wie es mit den Würmern in den Eingeweiden übereinstimmt, der muss mehr verstehen können, als was ein gewöhnlicher Menschenverstand zu verstehen imstande ist.
[1.401209.8] Ich sage aber, dieses Gleichnis stimmt gar wohl [überein] mit den Würmern in den Eingeweiden, die da sind hauptsächlich dreierlei Art, nämlich die sogenannten kleinen Knäuelwürmer, dann die langen, weißlichen, regenwurmartigen Würmer und endlich der Bandwurm. Und es gibt da neben diesen drei Hauptgattungen der Würmer noch einige andere, weniger bekannte Gattungen der Würmer, darunter die sogenannten Spulwürmer, die Gedärm- und Magenraupen, dann die Fadenwürmer und endlich noch der Magenpolyp. Ja es kann Fälle geben, wo sich sogar bei unachtsamen Menschen, da sie unbewusst schlafen mit offenem Mund hinter einem Gehege, eine Natter oder kleine Schlange in den Magen verschlüpfen kann. Nebst diesem Magen- und Gedärm-Ungeziefer kann es noch anderes Gewürm in dem menschlichen Leib geben, als z. B. den Herzwurm, bei einigen kann auch der Blutwurm, so auch der Herzpolyp und der Fingerwurm vorkommen.
[1.401209.9] Seht, alles dieses Ungeziefer entsteht hauptsächlich dadurch, dass der Mensch fürs Erste in natürlicher Hinsicht irgend Nahrung zu sich nimmt oder oft als Kind bekommt, die sehr viele animalische Teile in sich enthält, dergleichen da ist für die Kinder unreine oder auch zu fette Milch, dann auch von den Vegetabilien solches Obst, das da schon bekannt ist als am meisten fähig zur Aufnahme und Ernährung animalischer Wesen.
[1.401209.10] Seht, das ist nun die natürliche Ursache solcher Erscheinungen. Aber die Bildung derselben geht auf eine bisher noch unbekannte geistige Weise vor sich. Denn da suchen sich die unreinen Geister, die da schon bei der Geburt im Menschen mitgeboren werden, aus solcher Nahrung das ihnen Entsprechende, umkleiden sich damit und werden dann zu jenen sichtbaren, lästigen und scheußlichen Formen im Menschen, damit sie demselben gleich anfänglich schon wenigstens an seiner physischen Gesundheit nur einigermaßen schädlich werden können. Jedoch tun das nur die plumperen und dümmeren, die alsobald durch eine gerechte Sorgsamkeit bestraft werden, da sie auf die natürliche Art durch taugliche Mittel sich zu entfernen genötigt sind.
[1.401209.11] Aber viel lästiger werden diese Wesen, wenn sie, die Formen auf der äußeren Welt verlassend, wieder geistig zurückkehren. Denn da lassen sie gewöhnlich den Körper in Ruhe und fangen an, sich in die Eingeweide der Seele einzunisten, allwann sie dann die Kinder zu allerlei Bübereien reizen. Und werden sie da durch kräftige geistige Medizin getötet, so fragt sich’s dann sehr, ob nicht die Seele dann in jeglicher ihrer Nahrung tödlichen Schaden leidet.
[1.401209.12] Denn diese tätliche Nahrung wäre diese, so den Kindern oder den jungen Menschen alsogleich alle Laster und deren Schädliches und Schändliches bekanntgegeben würde. Dadurch wüsste dann die junge Seele freilich mit allem, wie sie daran ist. Aber sagt selbst, ob eine solche Kost der Seele sich nicht gerade so verhielte, als so jemand, der in seinem Haus die Ratten und Mäuse vertilgen möchte, entweder alles vergiften oder das Haus anzünden wollte, um dadurch das Ungeziefer zu töten. Sondern da ist der gute Rat des Freundes an bester Stelle, nämlich: Man verwahre die Kinder wohl zuerst vor solcher Kost, deren schon erwähnt wurde. Und fürs Zweite, was die Seele anbelangt, verwahre man sie wohl in eiserne Kammern, das heißt, man lasse ihnen, so lange sie noch irgendeines Unterrichtes bedürfen, keinen freien Willen und führe sie beständig zum pünktlichen Gehorsam und wahrer kindlicher Liebe hin.
[1.401209.13] Seht, das ist das Verwahren der edlen Frucht in eisernen Kammern. Und da dadurch dieses Ungeziefer keine Nahrung zu seiner Existenz finden wird und kann, da es ihm ganz verzweifelt langweilig und hungrig zumute werden wird bei dem Nagen solchen Eisens, so wird es auch gar nicht zu lange da verweilen, allwo es nichts zu essen gibt, sondern es wird sich alsobald entfernen. Und da gleicht dann eine solche Handlungsweise der äußeren physischen strengen Diät, die bekanntlich gegen alle Übel des Lebens die beste Kur ist.
[1.401209.14] Seht, das ist somit das Gleichnis! Nun hättet ihr noch die vielen Katzen übrig. Diese vielen Katzen sind naturgemäß ein zu vielfältiges Medizinieren, wo zwar durch das Medizinieren das Übel abgeschafft wird, so aber das Übel weg ist und die Katzen oder die Medizinen nichts mehr zu fressen haben, so machen sie sich dann über die Speisekammer oder über die Eingeweide, wie auch dadurch über den ganzen Leib, die Gesundheit untergrabend, her. Und es wird am Ende schwerer sein, die Katzen zu bändigen und wegzuschaffen, als das durch sie vertilgte Ungeziefer selbst.
[1.401209.15] Und es werden in geistiger Hinsicht unter den Katzen verstanden die oft zu vielen und vielartigen Instruktoren und Lehrer der Jugend. Wenn sie auch einige Untugenden in den Seelen der Jugend zunichtemachen – wenn aber dann die Seele auf die Art gereinigt wurde und solche Lehrer dann nichts mehr zu reinigen finden, so gibt’s da nicht selten Fälle, die Mir wohl bekannt sind, da solche Katzen dann Untugenden in die Seele der Jugend legen, damit es dann für sie neuerdings wieder etwas zu instruieren gibt.
[1.401209.16] Seht, der gute Rat ist somit allein gleich ursprünglich anzuwenden, so werdet ihr weder der Katzen noch des Giftes bedürfen, sowohl in natürlicher als in geistiger Hinsicht. Demnach beachtet dieses Zeugnis wohl, und ihr werdet euch und eure Kinder frei machen von allen derlei wohl zu verstehenden Schädlichkeiten.
[1.401209.17] Amen. Das sage Ich, die ewige Liebe und Weisheit. Amen.
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