[1.401208B.1] Und vermöge dieser Übergänge [im Kreis der Dinge] werdet ihr auch Pflanzen finden, welche dem Tierreich sich nähern. Und seht, diese Pflanzen haben denn auch mehr oder weniger in ihren Organen mit den Organen der Tiere Gemeinschaft. Und auf dieser Stufe werdet ihr auch Pflanzen finden, die – fast den Tieren ähnlich – mit den Kelchen ihrer Blüten kleine Tiere förmlich, wie man zu sagen pflegt, mit Haut und Knochen verzehren.
[1.401208B.2] Solche Pflanzen, da sie eine gröbere Nahrung von außen her in sich nehmen, müssen dann auch im Innern mehr Mägen und andere Verdauungsorgane besitzen, und sie besitzen auch einige – nebst den kleinen sonderheitlichen Mägen, die bald unter dem Blumenkelch sich vorfinden – noch einen in der Mitte der Pflanze selbst befindlichen Hauptmagen, andere an der Stelle, da sie aus der Erde zu ragen anfangen.
[1.401208B.3] Wenn denn aber eine solche Pflanze mit einem solchen Magen versehen ist, seht, da muss sie andererseits mit einer der Beschaffenheit der Pflanze entsprechenden sowohl speziellen, wie auch endlich einer allgemeinen Lunge versehen sein. Damit ihr aber das einseht, warum dieses so sein muss, so müsst ihr zuvor einen Blick auf das Atmen der Tiere werfen.
[1.401208B.4] Das Tier atmet nicht nur allein des chemischen Prozesses wegen, sondern es atmet auch noch ganz vorzüglich darum, weil es gröbere Nahrung in sich nimmt, damit es fester werde in seiner Beschaffenheit. So muss der Magen, der sich allezeit unweit der Lunge befindet, auch immerwährend durch die Ausdehnung der Lunge und anderer mit der Lunge durch die Arterien verbundener Organe beständig gerüttelt und gewisserart, nach eurem Kunstausdruck, „frottiert“ werden, damit die harte Speise in demselben gewisserart immerwährend umgerührt wird, sich dann in ihren Teilen reibt und durch diese Reibung selbst zur Verdauung die gar so notwendige elektrische Wärme erzeugt.
[1.401208B.5] Sagt ihr doch selbst: „Ich habe mir mit einer Speise den Magen verdorben“ oder „ich habe mir den Magen verkühlt.“ Dieses will nichts anderes sagen, als dass ihr fürs Erste eine der Beschaffenheit eures Magens und der Tätigkeit eurer Lunge zu harte Speise zu euch genommen habt; oder ihr habt eine Speise zu euch genommen, die vermöge ihres negativen Verhältnisses zu wenig positiv elektrisch ist und kann durch sich nicht leichtlich zu irgendeiner Gärung gelangen,
[1.401208B.6] da zur Gärung die positive Elektrizität unumgänglich notwendig ist, und zwar aus dem Grunde, weil die Gärung selbst an und für sich nichts anderes ist als das Freiwerden der Elektrizität, welche als das Prinzip allen organischen Lebens in den Zellen der Organe wie in kleinen Fläschchen vorhanden ist, welche vorhandene Elektrizität, wenn sie durch äußere wirkende Umstände erhöht wird, dann diese Zellen zerreißt und frei sich dann mehr und mehr quantitativ vereinigend, entweder wieder zur allgemeinen positiven Elektrizität der Luft oder aber, so diese Freiwerdung in einem tierischen Körper wie auch tierähnlichen Pflanzenkörper vor sich geht, übergeht als neuer hauptsächlich vitaler Nahrungsstoff in die Zellen des Organismus des Tieres oder einer solchen tierähnlichen Pflanze.
[1.401208B.7] Seht, aus dem Grunde sich bei den Tieren allezeit das Respirationsorgan oder die atmende Lunge notwendig vorfinden und da sein muss, aus eben dem Grunde muss es auch bei solchen Pflanzen sein, damit es da die Verdauungsorgane einer solchen Pflanze in eine stete frottierende Bewegung bringe.
[1.401208B.8] Es ist kaum noch zu erwähnen nötig, dass bei einigen Pflanzen die Wurzel mehr tierischer Beschaffenheit ist als die Pflanze selbst; wo dann eine solche Wurzelgattung gleich den Würmern im Innern der Erde herumwühlt und sticht, und allda die der Pflanze zuträgliche Nahrung sucht, allda auch diese Respirationsorgane zu finden sind, wo diese Pflanzen ihre Tierähnlichkeit äußern. Jedoch in diesem Klima kommen, bis auf einige sehr wenige Gebirgswasserpflanzen, keine anderen vor, welche diese besondere, soeben auseinandergesetzte Tierähnlichkeit besäßen; denn diese Pflanzen kommen nur in den sehr warmen und heißen Klimaten vor.
[1.401208B.9] So aber jemand der Meinung ist, ein außerordentlich vergrößerndes Mikroskop würde ihm dieses an jeder Pflanze ersichtlich machen, da sage Ich, der möge sich ein Mikroskop anschaffen, unter dessen Brennpunkt er eine Milbe so groß wie eine Welt erblicken möchte, so soll er aber doch versichert sein, dass er bei einer gewöhnlichen Pflanze nie etwas anderes erblicken wird, als die jeder Pflanze nach ihrer Art eigentümlichen, größeren und kleineren, schon letzthin bekanntgegebenen Respirationsporen. Und sollte ein solcher vergeblich emsiger Beobachter sogar irgend momentan Erweiterungen und Bewegungen wahrnehmen, so soll er fürs Erste wissen, dass eine solche Erscheinung zuerst eine optische Täuschung ist, die bei so großer Spannung bewirkt wird bei dem menschlichen Auge; fürs Zweite durch eine leidenschaftliche Passion, wo bei sonstiger Reizbarkeit, welche in der Blutfülle liegt, das Blut alsobald nach dem Kopf strömt, und allda auch die Pupille des Auges durch den Andrang entweder mehr erweitert und somit konvexer macht, wodurch denn auch der betrachtete Gegenstand sich selbst zu erweitern scheint, wie auch, wenn das Blut wieder zurückkehrt durch das weniger Konvexwerden der Pupille, der betrachtete Gegenstand besonders bei einer so stark vergrößernden Spannung wieder notwendig kleiner wird und sich gewisserart zu beengen scheint – welcher Umstand besonders bei jenen Menschen umso empfindlicher wird, je mehr ihr Auge leidenschaftlich teils zur Lektüre von kleinen Schriften und sonstigen vielfältigen Betrachtungen kleiner Gegenstände sehr mitgenommen wurde, wodurch dann solche Menschen auch gewöhnlich ein äußerst „kurzes Gesicht“ bekommen.
[1.401208B.10] Und ferner kann solches momentane Beengen und Erweitern eines solchen beachteten leblosen Pflanzenpartikels daher rühren, dass da die positive Elektrizität, die noch immerwährend vorhanden ist, solange die Pflanze grün und frisch aussieht, noch irgendeinen betrachteten Teil erregend, ihn etwas erweitert, und hat sich so ein elektrisches Atom aus irgendeiner Pflanzenzelle (verschwindend) empfohlen, so schrumpft dann alsobald die Pflanze allda zusammen, allwo sie einen solchen Verlust erlitten hat, und zieht dadurch auch die nebenbefindlichen Zellen enger an sich, dass die in solchen Zellen dadurch nun ebenfalls beengte Elektrizität in das leere Hülschen übertritt, wodurch dann dieses wieder etwas erweitert wird, und zwar so lange, bis die Elektrizität sich aus diesem wieder empfiehlt;
[1.401208B.11] wodurch dann auch diese Erscheinung bei einer von dem Stamm abgetrennten Pflanze, oder vielmehr an einem Teil derselben ersichtlich wird, die ihr das sogenannte Welkwerden nennt. Denn da verliert die Pflanze ihre Elastizität und ihre Frische, die sie nur auf einige Zeit dadurch retten kann, wenn sie nicht gar zu lange nach dem Getrenntwerden alsobald ins Wasser an der abgetrennten oder verwundeten Stelle gesetzt wird, wodurch fürs Erste dem Entströmen der Elektrizität dadurch ein Hindernis bereitet wird, weil dann die Elektrizität des Wassers der Elektrizität der Pflanze nicht nur das Gleichgewicht hält, sondern dieselbe sogar noch eine Zeit lang ernähren kann – besonders wenn die Pflanze nicht zu jenen gar zu sehr Elektrizitätshungrigen gehört, wie z. B. ein Buchsstäudchen und sonstige ähnliche elektrizitätsärmere Pflanzen, welche dann noch die längste Zeit mit dieser Nahrung vorlieb nehmen und fortbestehen fast wie an der Wurzel, nur mit bedeutender Unterbrechung der quantitativen Vegetation.
[1.401208B.12] Nun seht, das ist alles, was von der Respiration und deren Organen bei den Pflanzen zu beachten ist. Allein, was da die geistige Respiration betrifft, das wird nächstens bei einer Gelegenheit, und zwar nur für euch, zur Genüge hell und klar veroffenbart werden.
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