Lorber spricht aus, was ihm die Quelle sagt:
[1.400730.1] Bevor ich euch noch meine Wesenheit zeige, ist es vor allem notwendig zu wissen, woher und wie ich komme.
[1.400730.2] Mehr denn 4.000 Klafter tief in einer schiefen Richtung gegen Morgen ist eine weite, große Öffnung, welche durch die Bildung der Berge mittelst des göttlichen Feuers entstanden ist. Daselbst in dieser Öffnung sammeln sich alle Wasser, die von den Bergen aus der fruchtbaren Luft in der Nähe angesogen werden. Und da diese große, weite Öffnung auf diese Weise fast beständig voll erhalten wird und die Last der über dieser Öffnung erhöhten Gebirgsmassen wie auch die in dieser Tiefe schon verdichtete Luft drückt, so wird nicht nur auf dieser Stelle, die ihr soeben seht, sondern auch noch auf vielen anderen Stellen dieses unterirdische Wasser sowohl durch kleine, also auch durch größere Öffnungen und durch hohle Gänge der Berge ans Tageslicht heraufbefördert. Denn seht, dass ich auf diese Weise zur Oberfläche der Erde, auf der ihr euch befindet, herauf- und nicht in dieses Tal herabbefördert werde, wie mancher meinen würde, geschieht aus diesem Grunde, weil die Unterlage dieser meiner unterirdischen Wohnstätte, was ihr das Bett nennt, ein festes und sehr gediegenes Gestein ist, in welchem Gestein ich wie in einem Kessel ruhe.
[1.400730.3] Doch gibt es in diesem Kessel drei mannarmsdicke Adern, welche in nordöstlicher Richtung mehr denn drei Meilen tief unter dem Berg, den ihr „Schöckel“ nennt, hinziehen, allda noch ein weit größerer Kessel und Wasserbehälter vorhanden ist, welcher ebenfalls durch die Entstehung benannten Berges mittelst des göttlichen Kraftfeuers, das da ist die Liebe des Vaters, entstanden ist.
[1.400730.4] Ursprünglich hauste in diesen Öffnungen noch Jahrhunderte daselbst das Feuer und brannte im Inneren unablässig fort, und so auch ich, als das Wasser durch die Klüfte während des Feuerwallens hineindrang in Massen auch, so wurde ich eben doch schon beinahe unterm Wege durch die heißen Klüfte verdunstet und verzehrt. Und meine ruhige Kraft war rege gemacht durch das Feuer und musste die unterirdischen Massen an das Tageslicht demselben fördern helfen. Jedoch als nach und nach diese Klüfte durch das Losreißen von Teilen größer und größer wurden, und ich dadurch ebenfalls in stets größeren und größeren Massen dahin dringen und fallen konnte, um zu sänften den großen Übermut des Feuers, welches, obschon aus der Liebe des Vaters, doch aber als Feuer einen bedeutenden Zornteil der Gottheit in sich fasste – da erlosch nach und nach dasselbe in den unteren Teilen des Kessels, brannte nur noch dann und wann in den höheren Regionen der aufgeworfenen Massen noch zwei Jahrhunderte hindurch.
[1.400730.5] Endlich aber, als nach dem Willen des Schöpfers die Berge ihre gerechte Form, Höhe, Breite und Last erhalten hatten, da sandte dann die ewige Liebe einen guten kleinen Engelsgeist und ließ das Feuer gänzlich ersticken.
[1.400730.6] Es glaube da ja keiner, dass ein solcher bergebeherrschender Geist eine Fabel sei! Denn da der liebevollen Macht des Ewigen unendliche, zahllose Heere von Geistern liebewillig untertan sind und die größte Freude und Seligkeit darin finden, so gewährt ihnen die Liebe des Herrn auch liebend gerne, was diese Geister liebend begehren.
[1.400730.7] Seht, wie ihr mich da vor euren Augen seht, dringe ich nun durch kleine Äderchen bei hundert Klafter weit herauf zu dieser sichtbaren Stelle. Und seht, wäre nicht auch selbst meinem Zuge ein wohlwollender Geist zugeteilt und reinigte meine Wege, so würden diese schon lange durch meine stumme Ungeschicklichkeit verstopft oder sonst zugrunde gerichtet worden sein. Aber eben dieser mir zugeteilte, meine Wege bewachende Geist erhält diese meine kleinen Wege beinahe über ein Jahrtausend in derselben schönen, ruhigen und sanften Ordnung und lässt nicht trübe werden mich, des sprechenden Beispiels wegen; damit Menschen, die mich meiner Reinheit und stillen Zurückgezogenheit wegen gerne besuchen und ihr Auge ergötzen an meiner heiteren Frische und Klarheit, sich erinnern und wohl bedenken sollen, wenn sie irgend auch nur eines reinen, Gottes würdigen Sinnes sind, dass Reinheit und klare Anschauung bis in den Grund des eigenen sowohl als auch eines anderen Wesens nur durch ein ruhiges und bescheidenes Auftreten in der stillen, in sich gezogenen Einsamkeit von Gott einzig und allein bewirkt werden kann.
[1.400730.8] Einst wohnten in dieser Umgegend mehrere fromme Menschen, deren Sinn Gott und deren Tun nichts als Liebe war. Diese Menschen kamen fast täglich mit frommem und einfältigem Herzen an diese Stelle, da ihr soeben euch befindet. Und wenn sie nun daselbst eine Gott wohlgefällige Betrachtung, Andacht und Aufopferung ihres Tagewerks dem Herrn vollbracht hatten, da kam allezeit von der Stelle zur linken Hand des Monuments, welches erst vor gar kurzer Zeit unwürdig daher gesetzt wurde, dieser selbe gute Geist hervor und lehrte die fromme Schaar Gottes Liebe und Weisheit, Gehorsam und Demut und in diesen auch Gottes große Liebe und daher auch wundervolle Geheimnisse der Natur kennen.
[1.400730.9] Und da unterhielten sich dann diese Menschen mit diesem Geist stundenlang. Und er verließ sie nur, sobald ihn eine notwendige Handlung abrief. Da hättet ihr zugegen sein sollen und schauen meinen Spiegel, so hättet ihr gesehen, dass vor Gott alles Freude gibt und für Freude empfänglich ist; ich hüpfte wie eine muntere Tänzerin in meinem kleinen Beckchen, und die Steine lachten mir klatschend ihren sinnvollen Beifall herab.
[1.400730.10] Aber die jetzt lebenden Menschen, welche noch weit materieller geworden sind als diese mich umgebenden, verwitterten Steine, dürften wohl nimmer ein solches naturgeistig-heiteres Schauspiel erleben. Denn so jemand nicht das Leben des Geistes durch die Geister des Himmels in sich lebend gemacht hat, dessen Leben ist bloß ein materielles Leben und wird unterhalten von den Geistern der Materie, welche in ihn kommen durch Speise und Trank. Ein solcher Mensch, da er dadurch wieder zur Materie wird, kann mit seinen materiellen Sinnen auch nichts sehen, hören und empfinden als wie die Materie, aus der er ist, leibt und lebt.
[1.400730.11] Allein ganz anders verhält es sich mit dem demütigen und gehorsamen Geistesmenschen. Der sieht in der Materie das ihm verwandte, ursprüngliche Wesen lebendig und weise walten und erfährt durch bescheidene Unterredung mit einem solchen Geist die Aufschlüsse über die vielartige, hie und da ganz, hie und da zerstört, wie auch oft gänzlich aufgelöst scheinende, gröbere Materie. Aber nicht nur mit einem Geist wird er sich können in redende Gemeinschaft stellen, sondern da gibt es für jedes Reich der sichtbaren, sowohl lebenden als lebendscheinenden, wie auch gänzlich tot scheinenden Natur Geister, mit denen er eben auch eine belehrende Vollsinnrede anbinden kann.
[1.400730.12] Seht, so ihr meinen Spiegel betrachtet, so werdet ihr so manche Bewegungen meiner Oberfläche gewahr werden: eine ordentliche kreisförmige, die aus meinem Inneren bewirkt wird, eine andere unordentliche, unförmige, unregelmäßige, die durch außenwirkende Umstände, meinen Spiegel störend, bewirkt wird.
[1.400730.13] Seht, diese Bewegung, so ihr in dem Leben des Geistes wäret, wäre euch nicht nur eine Bewegung, durch euch nur bekannte, grobe materielle Umstände bewirkt, sondern ihr würdet eine gar wunderbare, wohlleserliche Schrift durch den allmächtigen Finger Gottes in großer Klarheit entdecken. Allein, da ihr dessen nicht fähig seid, so will Ich euch zum Schluss in der Kürze etwas von diesem ABC und dessen tiefsinniger Bedeutung kennen lehren.
[1.400730.14] Diese kreisförmige Bewegung entsteht durch aus meinem Inneren emporsteigende materiell-geistige Bläschen, durch welche (verwundert euch nicht über das, was ich euch kundgeben werde) ein gesänftetes Geisterwesen aus dem harten Druck der toten Materie befreit wird; woraus ihr euch auch folgende, geistig entsprechende Lehre nehmen könnt, dass auch euer Geist fürs Erste auf eine ähnliche Weise aus der Materie entbunden wurde und dass er ebenfalls den nämlichen Weg in euch – wo er ebenfalls noch an die Materie gebunden ist – aus dem Innersten eures Wesens bis zu eurer Oberfläche dringen und da sich ebenfalls in solcher geordneten, gottesähnlichen Kreiswirkung offenbaren soll, um euer ganzes Wesen, das an und für sich materiell ist, gleich so wie meine spiegelglatte Oberfläche in eine wohlgeordnete Bewegung zu versetzen. Meine Stellung aber sei auch ein entsprechendes Bild, dass dies gottähnliche Leben des Geistes nur dann am höchsten wird, je mehr ihr euch zurückgezogen habt von der außenherstürmenden bösen Welt.
[1.400730.15] Dieses wenige, was ihr vernommen habt, ist alles, was von mir und aus mir ich zur Stunde euch mitteilen kann und darf. Jedoch so ihr von eurem Geist auf eurer Oberfläche ähnliche Lebensbewegungen wahrnehmen werdet, wie ihr sie auf meiner spiegelglatten Oberfläche seht, dann kommt wieder und lernt an meinem kleinen und seichten Ufer Wunderdinge der göttlichen Liebe und Macht tiefer erkennen! Amen!
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