Heute erhielten wir vom Herrn durch Seinen Knecht Nachstehendes als Gabe bezüglich der Kleinalpe:
- Was sind Alpen? Höchste Berge und kleine Hügel, über das sparsame Planum der Erdoberfläche ragend: Nichts als der Staub auf einem Apfel, der von einem Baum herabfiel auf eine mit Staub beladene Straße. Aber nur locker hängt der Staub am Apfel, während die Berge festen Auswüchsen einer Nuss oder gar den kleinen Wärzchen auf der Oberfläche einer Eischale gleichen.
- Für sich tut es das eine so wenig wie das andere. Aber nehmt alle drei zusammen, und es wird der bestaubte Apfel, die Nuss und das Ei das jedesmalige und jedem Eigentümliche, Entsprechende an der Erde finden.
- Welches aber mögen wir zuerst nehmen? Seht, es wird hier wenig zu wählen sein. Nehmt ihr aber alle drei zugleich, so habt ihr das rechte Maß getroffen.
- Muss denn aber ein Apfel vom Baum fallen, um bestaubt zu werden, oder können nicht vielmehr Winde kommen, den Staub der Straße lösen und also leichtlich anstäuben einen Apfel, so er an der Straße hängt?
- Oder wie ist es mit der Nuss? Gestaltet sich die innere Frucht nach den Einbügen der Schale, oder bekommt vielmehr die feste Schale die Einbüge von der Frucht? Es ist aber hier besser, so man sieht auf die Beschaffenheit der Frucht, da sich doch ein jeder einen Rock nach dem Leib machen lässt und kann nicht machen den Leib nach dem Rock, und also geht die Wirkung von innen aus, und nicht von außen nach innen – da des Lebens wirkende Kraft allezeit im Zentrum, aber nicht außen, am Kleid, seine Wohnung hält.
- Aber wie steht es mit den Wärzchen an der Eischale – wie entstehen sie und warum sind sie da? Es könnte ja doch eine Henne ein glattpoliertes Ei legen, statt ein solches, dessen Oberfläche mit tausend und abermal tausend Wärzchen übersät ist. Könntet ihr aber nicht ebenso leicht und mit demselben Grund behaupten und sagen: „Wozu die Berge auf der Oberfläche der Erde? Eine glatte Erde würde sich ja doch offenbar leichter um ihre Achse drehen als eine mit so vielen Bergen besetzte!“
- Es sei aber hier bemerkt, wer möchte denn dann auf der Erde die Luft und das Wasser zur Mitumdrehung nötigen, da weder das eine noch das andere mit Ketten und Stricken mit dem Körper der Erde unverrückbar fest verbunden ist?
- Wenn das Ei keine Wärzchen hätte, woran möchten sich in dem Gebärkanal einer Henne eigens daseiende Stoß- und Drucknerven stemmen, um dasselbe zur Außenwelt zu fördern? Und wenn solches dann in der atmosphärischen Luft sich vorfindet und hätte solche kleine Auswüchse nicht, womit soll es zur ferneren dauernden Erhaltung des Lebensstoffes das demselben verwandte elektromagnetische Lebensfluidum einsaugen und wodurch erst dann in der Brütezeit den erwärmenden Stoff entweder aus der Brust der Henne oder aus den Strahlen der Sonne oder auch aus dem erwärmten Sand?
- Wäre die Erde eine flache Kugel, so würde es ihr auf allen ihren Punkten, selbst die unter dem Äquator nicht ausgenommen, nicht viel besser ergehen als der Spitze des Chimborazo oder dem Nordpol selbst, wo ewig Eis und Schnee herrscht.
- Die Berge aber sind auf der Erde das, was die Wärzchen sind am Ei. Sie sind nicht nur Luft- und Wassertreiber, sondern sie sind noch vielmehr Wärmesauger. Und was sie an dem Wärmestoff einsaugen, das können sie natürlicherweise nirgends anders wohin spenden, denn nur in die zuunterst liegenden Täler und Ebenen.
- Und sind aber irgendwo weit gedehnte Ebenen zu ferne von den Bergen, so werdet ihr alldort auch ebenso wenig Vegetation antreffen, und oft viel weniger noch, als auf den höchsten Gebirgsspitzen – und dieses aus einem doppelten Grund:
- Fürs Erste, weil zu weit von den Bergen, daher auch zu wenig fruchtbare Wärme. Was die brennende Hitze auf den Heiden betrifft, so ist sie nichts als ein von den benachbarten fruchtbaren Gegenden über sie angehäufter Stickstoff, der zwar auch die Strahlen der Sonne gleich der atmosphärischen Luft konzentrierend aufnimmt – aber, wie gesagt, solche Wärme ist keine Fruchtwärme, sondern gleicht jener, die da herrührt von glühenden Kohlen in einem verschlossenen Gemach, und wenn sie schon auf das tierische Leben nicht also zerstörend wirkt, so wirkt sie aber doch alles zugrunde richtend auf das Leben der Pflanzenwelt. Und es ist auf der anderen Seite gar nicht schwer zu erweisen, dass, wo irgend das Pflanzenleben aufhört, es auch für das tierische Leben nicht eben zu langen Bleibens ist.
- Es gibt aber auch Gegenden, besonders in Afrika und auch im südlichen Amerika, wo benachbarte, sehr fruchtbare Gegenden also stark die Stickluft aushauchen, dass sich diese dann gleich einem Flammenmeer über weitgedehnte Heiden, Steppen und Wüsten ergießt; und was da dieser Flammenstrom erreicht, ist so gut in seiner natürlichen Lebenssphäre vernichtet, als wenn es in einen stark brennenden Kalkofen geworfen wäre worden.
- Und noch aus einem anderen Grund sind solche Gegenden unfruchtbar: Weil sie einen großen Mangel an Wasser haben. Ihr aber mögt die Erde kreuz und quer bereisen, es wird euch schwerlich gelingen, irgendeinen Berg zu finden, der nicht wenigstens aus seinem Fuß mehrere reichliche, unversiegbare Quellen von sich geben möchte.
- Also was sind die Berge noch – während sie schon ohnehin Wasser- und Lufttreiber und, nun bekannt, auch Lebenswärmeerzeuger sind? Sie sind auch Wasserleiter, und zwar von doppelter Seite; denn da sie, wie euch schon mehr bekannt, samt und sämtlich über großen Wasserbassins stehen, so treiben sie das Wasser durch ihren immerwährenden, gleichen Druck nicht selten bis zu den bedeutenden Höhen empor. Und diese Leitung des Wassers zur Oberfläche der Erde ist ihre erste Art, wie sie gar wohl imstande sind, dadurch auf den verschiedensten Punkten die reichhaltigsten Quellen des reinsten Wassers von sich zu geben.
- Da aber die atmosphärische Luft ebenfalls immerwährend mit den Dünsten geschwängert sein muss, welche daher rühren zum Teil aus dem unermesslichen Äthermeere auf dem Wege der primitiv-animalischen Produktion, so sind die Berge gleich den Polypen im Meer allezeit als wahre Vielfraße schlagfertig, um jede ihnen nahekommende Feuchtigkeit aus der Luft an sich zu ziehen und in sich einzusaugen. Durch dieses ätherische Wasser wird dann erst das unterirdische belebt und nach eurem chemischen Ausdruck also gewisserart geläutert, damit es dann zum nötigen Lebensgebrauch hinreichend tauglich ist. Denn bloß das Wasser aus dem Inneren der Erde ist zum Leben so wenig zu gebrauchen wie das lediglich ätherische.
- Ihr müsst unter dem ätherischen Wasser nicht etwa Regenwasser nehmen, welches nur dadurch
zum Vorschein kommt, wenn irgend Wolken zuvor aus den naheliegenden Bergen hinreichend mit dem Sauerstoff sich gesättigt haben; sondern das rein ätherische Wasser ist untropfbar in der Luft, namentlich aber auf den Bergen enthalten.
- Die erste Sichtbarkeit des ätherischen Wassers beurkundet sich in den sogenannten „Lämmerwolken“. Wenn diese dann nach und nach mehr und mehr elektrisch schwer werden, so fallen sie auch immer niederer und niederer, bis sie endlich bis zur mittleren Wolkenregion herabgezogen werden, allda sie dann schon anfangen, den Sauerstoff in sich zu saugen. Und wenn sie dadurch dann auch gewisserart lebensschwerer werden, so senken sie sich dann herab in die Nebelregion der Berge, welche dann zuerst anfangen, ihnen den elektrischen Stoff auszuziehen,
- allwann dann auf den Bergen gewöhnlich sehr heftige Winde zu wehen anfangen. Und wer da nicht glauben möchte, dass solche Winde nichts als die von den Bergen aus den Wolken oder vielmehr nun Nebeln entsogene Elektrizität sind, der verfüge sich nur mit einem sogenannten elektrosaugenden Schild oder gemeinweg elektrischen Drachen auf die Alpen und befestige diesen Schild auf einer klafterlangen, entweder ganz gläsernen oder wenigstens einer anderen gut überharzten Stange und nähere sich alsdann – wer den Mut hat – einem solchen Schild, dem wird alsbald ein stark leuchtender und sogar zu tot niederschlagender Beweis von dieser Belehrung in wahrhafter Blitzesschnelle entgegenkommen.
- Also seht, auf diese Weise sind die Berge nach der zweiten Art Wasserleiter.
- Was sind denn die Berge noch? Ihr dürft nicht gar zu weit ins Oberland reisen, so werden euch die vielfachen und verschiedenartigen Erze alsogleich anschaulich offenbaren, was die Berge noch sind. Nämlich sie sind noch Fabrikanten von allerlei Metallen.
- Woher kommt denn dieses in die Berge? Dieses kommt, wie das Wasser, von unten und von oben in dieselben und ist im Grunde ein Produkt von oben her aus den zahllosen Strahlen der Gestirne und von unten her ein Produkt fürs Erste des unterirdischen Feuers und fürs Zweite der sich auf allen Höhenpunkten der Erde beständig entgegenkommenden und wechselnden Polarität der Erde.
- Aber es sind die Metalle verschieden und haben doch nur eine und dieselbe Grundursache. Aber es geht denn einmal nicht anders, denn auf einer Wiese gibt es verschiedene Kräuter, und doch ist überall dieselbe Erde, dasselbe Licht der Sonne und derselbe Regen.
- Die Menschen vermögen solches freilich wohl nicht, und es ist niemand imstande, mit einem und demselben Bohrer verschieden große Löcher zu bohren oder mit einer und derselben Hebelkraft alle erdenklichen Lasten zu heben. Denn niemand kann da machen und gebrauchend lenken einen unendlichen Bohrer, dessen Spitze feiner wäre als ein Gedanke und dessen letzte Schneidschnecke hinausreichen würde über alle möglich denkbare Räumlichkeit. Und ebenso vermag auch niemand nur einen Hebel zuwege zu bringen, mit welchem er vermöchte eine Sonne aus ihrem Zentrum zu heben.
- Seht, da aber der Mensch schon zwei so einfache Werkzeuge nicht zuwege zu bringen vermag, wie möchte er es dann wohl anstellen, um zu erklären, wie aus ein und derselben Ursache so unendlich verschiedene Wirkungen hervorgehen können, und wie beweisen, dass all die Metalle in den Bergen aus einer und derselben Quelle fließen und doch keines dem anderen gleicht?
- Allein Der, den ihr kennt, vermag solches gar wohl und versteht die eben nicht unbedeutende Kunst, in einem und demselben Kessel alle möglichen Färbungen also zu bereiten, dass, so ihr unzählige Stoffe hineinlegt, ihr keinen herausnehmt, der da wäre von einer und derselben Farbe.
- Also ist demnach die Erklärung leicht, wenn hier Eisen, dort Zinn, anderorts Blei, Silber, Kupfer, Zink und dergleichen mehreres zum Vorschein kommt, dass dazu nichts mehr gehört, als dass da einem Berg, wie einem Samenkorn, verliehen ist eine andere Form und eine andere Eigenschaft, vermöge welcher er einen und denselben Stoff, den er in sich saugt, gar leicht verwenden kann nach seiner ihm eigentümlichen Eigenschaft, als wie jeder Same einen und denselben Stoff verwenden kann zu dem, das eigentümlich nur aus ihm hervorgeht.
- Wer da solches noch nicht begreifen möchte, der kann folgendes Experiment machen, und es wird ihm alsobald ein bedeutendes Licht über seinen noch viel bedeutenderen Unverstand aufgehen!
- Er nehme irgendein geräumiges Gefäß, z. B. etwa irgendeinen großen Gartentopf, gebe in denselben ganz vollkommen gleiches Erdreich, lege in dieses Erdreich aber verschiedene Samenkörner, begieße dieselben mit chemisch gleichem Wasser und, was die Gleichartigkeit der Sonnenstrahlen betrifft, darf er ohne Sorgen sein, denn diese sind heute noch dieselben, wie sie vor einigen Trillionen Jahren waren, beobachte dann die Pflanzen, die da aus den verschiedenen Sämereien aufgehen werden, und er wird sich dann doch überzeugen müssen, dass seine Arbeit und Sorge eine rein vergebliche war. Denn es wird, alles dessen ungeachtet, aus dem Nelkensamen eine Nelke mit all ihrer Eigentümlichkeit, aus dem Veilchensamen ein Veilchen, aus dem Rübensamen eine Rübe, aus dem Kornsamen eine Kornstaude usf., aus jedem Samen die ihm entsprechende Pflanze mit allen ihren Eigentümlichkeiten zum Vorschein kommen.
- Wer da nur einigermaßen denkt und ein Fünkchen Leben hat in seinem Gemüt, das nach oben und nicht nach unten treibt, wird er nicht alsobald wenigstens sich selbst im Stillen fragen müssen: „Aber wie ist dieses möglich, dass aus einer und derselben Erde, aus einem und demselben Wasser und aus einem und demselben Licht- und Wärmestrahl der Sonne so höchst verschiedene Produkte zum Vorschein kommen!? Und doch, wenn ich alle diese Samenkörner chemisch untersuche, so finde ich im Grunde doch nur immer einen und denselben Grundstoff! Ja selbst, wenn ich jede Pflanze für sich verbrenne, so bleibt mir denn doch stets eine und dieselbe Asche übrig!
- Wenn ich die grünen Pflanzen auspresse, so bekomme ich wohl von jeder einen etwas verschieden schmeckenden und riechenden Saft. Allein zerlege ich die Säfte wieder ferner chemisch, so zeigt sich’s am Ende doch nur wieder, dass da alles auf eines hinausgeht. Und bis ich auf meinen wohlbekannten Kohlenstoff und Grundsauerstoff gekommen bin, so bin ich auch mit meiner schwer zu untersuchenden Arbeit fertig und muss am Ende eingestehen, dass ich in meiner mich so berühmt machenden Kunst ein allerpurster Pfuscher bin?“
- Seht, wer nach einem solchen Experiment zu diesem Resultat gekommen ist, der ist schon an der Schwelle des Vorhofes! Wenn er da anklopft, so kann er eingelassen werden, wenn auch nicht alsogleich in den Tempel, so doch wenigstens in den Vorhof. Denn es ist besser, sich mit geraden Gliedern des Geistes in dem Vorhof zu befinden, denn als Gichtbrüchiger am dürren Ufer Siloahs zu harren, bis ein Engel, des Teiches Wasser rührend, dasselbe mit der Heilkraft sättigt. Denn wer da etwas verloren hat, tut besser, wenn er es sucht, um es wiederzufinden, als dass er unbekümmert auf einem Punkt wartet, bis etwa ein redlicher Finder wiederkehre und ihm den verlorenen Schatz einhändigt.
- Die Erde ist ein Platz voller Berge, Klüfte, Abgründe, Gräben, Tälern und Ebenen und hie und da weit und breit bewachsen mit undurchdringlichem Gebüsch und Gestrüpp. Wer da einen Schatz hat und hält denselben nicht fest, wie leicht kann ihm derselbe entfallen. Und so er ihn verloren hat, wie schwer lässt er da sich wiederfinden auf einer Erde, die so reich an finsteren Schlupfwinkeln ist! Und wer da etwas verloren hat und das Verlorene nicht einmal zu suchen der Mühe wert hält, wie wird er es wohl wiederfinden, besonders wenn er dazu noch aus sich selbst heraus das Unglück hat, lichtscheu zu sein?
- Wahrlich ein solcher wird nicht viel tüchtiger werden, wenn er auch alle höchsten Gebirge der Erde bestiegen hätte. Denn wer immer da auf einen Berg steigt, hat eine große Mühe, bis er den Gipfel desselben erstiegen hat.
- Was ist nun der Lohn seiner Mühe? Der eigentliche, den er allein fürs Meiste hält, ist eine weitgehende Fernsicht auf andere Berge, Gegenden und Ortschaften; den eigentlichen Genuss, der in der Einatmung der reineren Lebensluft besteht, worin eigentlich der Hauptlohn für seine Mühe zu betrachten wäre, nimmt er nur ganz gleichgültig mit.
- Also ist auch der naturmäßige Mensch ein immerwährender Bergkletterer seines eigenen, hochgepriesenen Verstandes und klettert von einer Verstandeshöhe zur anderen hinauf. So oft er da irgendeine scheinbare Höhe erstiegen hat, wähnt er sich auf dem allerhöchsten und herrlichsten Aussichtspunkt zu sein. Nur wenn er sich nach allen Seiten satt umgegafft hat, kommt ihm erst der Gedanke, wenn er nur auch auf jene ferne Gebirgsspitze hinauf könnte, da müsste erst eine alles Gefühl zerreißende Aussicht sich bewähren. Und nach dem alten lateinischen Sprichwort eines klugen Heiden sagt er ebenfalls: „Der Mensch kann ja mit seiner Tollkühnheit sogar den Himmel erstürmen, was sollte mich denn hindern, auch die Spitze dieses entlegenen Berges zu besteigen; denn bis auf den Mond oder gar in die Sonne reicht sie ja doch nicht!“ – Und also gesagt und getan!
- Der Mensch ersteigt auch diese Spitze unter großen Beschwerden, in der Meinung, von hier aus werde er wenigstens die halbe Erde auf einmal zu Gesicht bekommen. Allein hier werden seine großen Erwartungen sehr unbefriedigt, denn dieser Berg hat hinter sich schon wieder höhere gelagert. Und so sieht unser Bergbestürmer schon wieder nichts anderes als lauter Berge um sich, die, wenn es möglich wäre, er nun wenigstens auf einmal besteigen möchte.
- Und also auch ist es mit dem Verstand des Menschen, er steigt von einer Verstandeshöhe zur anderen. Was aber erblickt er hier überall? Nichts als lauter sich immer höher türmende Berge und Gletscher, die für ihn nimmerdar ersteiglich sind! Und wohl ihm, wenn er es durch seine lang fortgesetzte Verstandeskraxelei so weit gebracht hat, dass er endlich bei sich selbst gesteht: „Die ganze Erde kann man von keinem Berg übersehen; und je mehr man gesehen hat, desto klarer wird’s einem, dass man gegen dem, was alles noch zu sehen wäre, erst so viel wie gar nichts gesehen hat!“ welches verdolmetscht so viel heißt als, dass derjenige nur in der Verstandes-Wissenschaft es am weitesten gebracht hat, der es einsieht, dass er nichts weiß.
- Euch aber sage Ich: Es ist nicht schwer, einen bestaubten Apfel vom Staub zu reinigen; denn der Staub klebt nur an der Rinde. Schwerer wäre es, eine Nuss glatt zu polieren, und sehr schwer, die Wärzchen am Ei zu vertilgen, ohne die Schale zu zerbrechen.
- Erstens: Die Erde ist auch „ein bestaubter Apfel“; denn es ruht auf ihr ein natürlicher urzeitlicher, anderweltlicher Ruinenstaub. Zweitens ist sie ein bestaubter Apfel, denn um dieselbe ist meilenweit gelagert ein ätherischer Atomenstaub. Drittens ist sie in geistiger Hinsicht ein also außerordentlich bestaubter Apfel, dass durch den dichten Staubwolkenschleier nur hie und da ein spärliches Licht von der großen Sonne der Geisterwelt auf diesen also bestaubten Erdapfel eindringen kann.
- Die Erde ist ferner „eine Nuss“, denn sie hat fürs Erste für jeden ihrer Bewohner etwas Tüchtiges zum Aufbeißen. Und wieder ist sie eine Nuss, deren äußere Rinde vom Grunde aus entspricht ihrer inneren knorrigen Beschaffenheit. Dieser knorrigen Beschaffenheit zufolge sind die Urgebirge das, was die äußeren Auswüchse an einer Nuss sind. Und sie ist ferner nochmal eine Nuss, da ein jeder, der immer auf ihr zum inneren freien Leben des Geistes dringen will, zuerst eine bittere Umhüllung und dann erst eine harte Schale wegzuschaffen hat, bis er erst zur lebendigen Frucht des Lebens gelangt.
- Die Erde ist auch „ein Ei“, denn wer die innere Beschaffenheit der Erde kennenlernen will, der siede ein Ei, zerschneide dann dasselbe in zwei Teile und studiere dasselbe mit einem starken Mikroskop, so wird er so ziemlich die innere Beschaffenheit seiner Erde kennenlernen. Und wieder ist die Erde ein Ei, in welchem durch die natürliche Wärme der Sonne verschiedene Küchlein ausgeboren werden. Und die Erde ist auch noch in geistiger Hinsicht gleich einem Ei, welches nur in der ruhigen, stillen Wärme die Frucht des Lebens zum Vorschein bringt, also auch der Mensch durch die stille Zurückgezogenheit und durch die Wärme seines Herzens zu Mir in sich selbst neu und wiedergeboren wird, in welchem Zustand es ihm auch ergeht wie einem Küchlein, das da seine eigene Gefangenschaft durchpickt, lebendig aus derselben hervorgeht und dann die Schale nimmer beachtend verlässt.
- Also auch sollte der Mensch sein in geistiger Hinsicht, so wird er von jeder Tiefe wie von jedem Berg im hohen Gefühl des freien Lebens nicht nur die ganze Erde mit einem Blick, sondern ein ganzes materielles und geistiges Sonnengebiet übersehen.
- Schließlich aber diene euch die Besteigung der Alpe noch dazu, dass der Weg, der ins geistige Leben führt, nicht viel anders beschaffen ist, als der Weg auf eine solche Alpe;
- da jeder von der Ferne glaubt, sie sei nicht gar so hoch. Erst wenn er in ihre Nähe gekommen ist, hat er auch zugleich ihren Scheitel immer mehr und mehr aus seinem Angesicht verloren, und fängt er dann am Fuße zu steigen an, so hält er auch schon jeden nächsten baumlosen Hügel für der Alpe höchsten Punkt. Und je höher und höher er kommt, desto mehr überzeugt er sich, dass der eigentliche Scheitel noch ziemlich viele Steigtritte benötigen wird, bis er auf der Spitze desselben das lichte „Triangulierungszeichen des ewigen Lebens“ ansichtig wird, von da aus er erst zu jener höchsten Überraschung gelangen wird, von welcher er früher keine Ahnung hatte.
- Beachtet dieses Beiwort wohl im Herzen, und dann was darin des Geistes ist! Nehmt die Fahne zur Hand und beachtet das Geistige; und was da ist des Lebens, ist gegeben in entsprechender Fülle.
- Wendet es und forscht darinnen, und ihr werdet nicht nur allein in den Bergen, sondern auch in den kleinsten Sandkörnern vollbewohnte Welten entdecken! Amen.
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