Hier ist Dein Kapitel

127. Naturmäßige und geistige Hauserneuerung – 26. Juni 1841

Schreibende: K. G. L. – Andr. und Ans. H. – Frage: J. G. bittet um Aufschluss, ob und inwiefern wir uns im Geleit eines Schutzgeistes („Schutzpatrons“) befinden.

Hierauf antwortete der Herr gnädigst durch Seinen Knecht J. L. folgendes:

  1. Je nachdem der Glaube bei den Menschen, also ist auch die Wirkung desselben beschaffen. Denn der Glaube ist dasjenige mächtige Band, durch welches der Leib, die Seele und der Geist miteinander verbunden werden.
  2. Es kann aber unmöglich eine Wirkung in der Körperwelt also vor sich gehen, dass sie nicht fußen möchte auf dem Geistigen. So jemand nun irgendein Bedürfnis empfindet, d. h. solange er selbst naturmäßig mit der naturmäßigen Welt verkehrt, da sucht er auch alsobald irgendein Mittel, das da helfend entspräche seinem Bedürfnis. Da aber jeder Mensch in seinem anfänglichen Dasein notwendigerweise nur naturmäßig ist, so weiß er darob wenig vom Geistigen, noch sieht er es, noch hört er es – und das darum, weil wie gesagt, er selbst noch naturmäßig ist.
  3. Wie aber alles Naturmäßige gebrechlich ist, also auch ist es der Mensch dem Leibe nach.
  4. Was tut wohl ein Hausherr, wenn an seinem Haus sich Brüche oder andersartige Mängel zeigen, welche ihn befürchten lassen, dass, wenn er dem nicht alsobald abhilft, das Haus am Ende also locker werde, dass es auch nicht einer kleinen Erschütterung Widerstand leisten möchte? Wird der Hausherr hier nicht alsobald nach den geeigneten Mitteln greifen, um seinem Haus wieder die gehörige Festigung zu geben? Er wird solches sicher tun, insofern er nicht lau ist und wohl achtet der Schadhaftigkeit seines Hauses.
  5. Was meint ihr denn, welche Mittel dieser Hausherr ergreifen möchte? Ihr dürftet nicht lange raten, und sobald werdet ihr ihn finden, wie er sein Haus untersuchen lässt von einem Bauverständigen. Wenn aber der Bauvertändige zu dem Hausherrn sagt: „Höre, du mein Freund! Mit deinem Haus sieht es übel aus! Denn der Fehler, der sich da zeigt an den Wänden, rührt her von dem schlechten Grund. Was nützt es dir, so ich die zersprungenen Wände mit Mörtel überwerfen lasse und verputze es also von außen wie von innen!? So da ein allerleisester Erdstoß kommen wird, dann wird es dich samt den Deinigen unter dem Schutt begraben.“
  6. So aber der Hausherr solches üble Zeugnis vernimmt von dem Baukundigen, da wird er kleinmütig über die große Schadhaftigkeit seines Hauses und beratet bei sich selbst: „Was soll ich nun tun? Soll ich diesem Bauverständigen glauben, das Haus ganz niederreißen und vom Grund aus ein neues bauen, was doch mit bedeutenden Unkosten verbunden ist? Oder soll ich noch andere Verständige in diesem Fach herbeiziehen und mein leckes Haus ferneren Untersuchungen überlassen?“
  7. Nachdem er solches gedacht, beratet er also mit sich: „Was des ersten Baukundigen Rat betrifft, so ist der an und für sich wahr. Aber wenn es sich dabei um das Aufbauen eines neuen Hauses handelt, so ist er für die Reparatur dieses lecken nicht brauchbar. Denn ein neues Haus lässt sich überall aufbauen; hier aber handelt es sich um die nötige Ausbesserung des bestehenden schadhaften!“
  8. Also wird zu einer neuen Beratung geschritten, dazu nicht nur einer, sondern mehrere Baumeister herbeigezogen werden. Nun entscheiden aber einige wie der erste. Andere aber schlagen Mittel vor, wie dieses Haus wieder also hergestellt werden kann, dass es so fest wird wie ein neues, vom festen Grund.
  9. Was meinet nun ihr, für welchen Rat sich der Hausherr beifällig entschließen wird? Sicher für keinen anderen, als für den zweiten Rat.
  10. Nun seht, eines jeden Menschen Leib ist nichts anderes als ein bewegliches Haus des Geistes.
  11. Diesem Haus drohen oft mannigfaltige Gefahren. Diese Gefahren sind gewisserart schon wirkliche Risse in dem Haus oder sind so gestellt, dass das Haus vermöge der Erfahrungen an anderen Häusern irgend lebensgefährliche Risse erhalten möchte.
  12. Da der naturmäßige Mensch solches wohl sieht, was ist dabei auch wohl natürlicher, als dass er sich mit allerlei beratet, auf welche füglichste Art und Weise er sein entweder schon zerklüftetes Haus wieder herstellen könnte, als wäre es ein neues, oder, wenn er andere zerklüftete Häuser sieht aus seinem noch unzerklüfteten, er dann denkt, wie er sein Haus verwahren möchte vor Beschädigungen.
  13. Auch er wendet sich zuerst – nach dem Rat des Wortes, das Ich da gesprochen habe zu allen Menschen – an Mich, als den Hauptbaumeister. Aber dieser Baumeister verlangt, dass das morsche Haus gänzlich niedergerissen und auf dessen Stelle ein neues und festes vom Grund aus erbaut werde.
  14. Allein ein solcher Rat kostet den Hausherrn zu viel. Daher wendet er sich auch an andere, wenigstens seiner Meinung nach, Bauverständige. Von denen raten ihm viele also wie der Hauptbaumeister, darum sie auch nicht seinen Beifall haben. Andere aber, die nicht mit dem großen Baumeister sich an dem Wort fest und ungezweifelt halten, geben ihm den Rat der Ausbesserung, wodurch er gleichsam sein Haus gleich einem neuen erhalten und befestigen könne – welchen Rat der dadurch hinters Licht geführte Hausherr auch zuerst befolgt.
  15. Was meinet ihr aber, ist dieser Rat wohl ein guter Rat? Für den Hausbesitzer ist er wohl gut, da er seinem Wunsch entspricht. An und für sich aber ist er nicht gut, weil das Haus nur eine scheinbare, aber keine wirkliche Festigkeit erlangt.
  16. Seht hier die Wirkung des Glaubens! Dieses Band verbindet nun den Hausbesitzer mit dem Bedürfnis des Hauses selbst und mit der ihm gar nicht zu kostspieligen Hilfe desselben. Aber wie der Glaube, so auch die Hilfe! Fragt euch aber selbst, wie sich solches bei Mir ausnimmt?
  17. Ich will euch ein kleines Gleichnis geben, und es soll euch zu einem geistigen Spiegel dienen, darinnen ihr ersehen sollt das Bild eines kostenscheuenden Hausbesitzers, wie es ihm am Ende eine bei weitem größere Mühe und Arbeit kostet, wenn er sein Haus verschmiert, statt dass er selbes alsobald abbrechen und unter der Leitung des großen Baumeisters ein neues, festes Haus aufbauen möchte.
  18. Dieses aber ist das Gleichnis: Jemand ist in dem vollsten, überzeugtesten Bewusstsein, dass der Monarch eines Staates ein so herablassender, guter Mensch ist, demnach ein jeder, der bei ihm etwas ansucht, es ohne alle weitere Beanstandung erhält. Trotz dieser Wissenschaft aber getraut sich der Bedürftige nicht vor die Schwelle des Monarchen, sondern kriecht bei allen Hofleuten herum, welche ihm endlich den Zutritt zum Monarchen also erschweren, dass es ihm eine platte Unmöglichkeit scheint, je zu dem Monarchen zu gelangen und noch weniger vom selben etwas zu empfangen.
  19. Daher bleibt er dann auch bei den Hofleuten stehen und sucht alles bei denselben und korrespondiert in der unbegreiflichsten Kriecherei mit dem Monarchen.
  20. Der Monarch aber sieht solche Zaghaftigkeit; und damit dem Supplikanten kein Zwang angetan werden möchte, so lässt er es auch bei dieser demütigen Kriecherei bewenden bis zur Zeit, da es dem Monarchen zu bunt wird, dass sich bei aller seiner unbegrenzten Güte und Herablassung die armen Menschen verleiten lassen, durch andere gewinnsüchtige Mäkler den Haupthelfer zu scheuen und Hilfe zu suchen bei denen, die nie helfen können und, wenn sie es auch könnten, nicht helfen wollen, weil sie eigennützig sind, und auch darum nicht, weil der Monarch sie übel ansehen würde, so sie sich etwas anmaßen möchten, das doch allezeit nur einzig und allein die Sache des Monarchen selbst war, ist und sein wird.
  21. Seht, wie dieses Gleichnis zeigt, also steht es mit dem Menschen, der irgendwo anders Hilfe sucht, als allein bei Mir.

TAGS

Kein Kommentar bisher

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Letzte Kommentare