Bitte des Knechts: „O Herr, Du unser allerheiligster, bester Vater! Möchtest Du mir armem Sünder denn nicht sagen, wie man es mit diesen neugegründeten sogenannten ‚Barmherzigen grauen Schwestern‘ halten soll, damit man bei einer allfälligen Frage über dieses wohltätig scheinende Ordenswesen eine gerecht beurteilende Antwort zu geben imstande ist. Denn sonst könnte es ja leicht geschehen, dass entweder so oder so ein unrichtiges Urteil gefasst wird. O Herr, vergib mir meine große Dreistigkeit, dass ich es wage, Dich wie einen Menschen zu fragen. Allein Du bist ja unser Vater! So vergib den törichten Kindern, wenn ihre Fragen ihnen gleichen! Amen.“
- So schreibe: Fürwahr, diese Frage ist überaus albern! Wie kannst du nur so etwas fragen!?
- Hast denn du noch nie ein Evangelium gelesen? Sage Mir, bei welcher Gelegenheit habe Ich denn je einen Orden gestiftet – und am allerwenigsten einen Weiberorden!? Oder gehören Träume, welche von manchen galle- und schwachsichtigen Ordensstiftern geträumt wurden, auch zu den Evangelien?
- Was sagte Ich zu den Aposteln? Dass sie untereinander Brüder in aller Liebe sein sollen, das sagte Ich ihnen! Wie nannten diese nach Meinem Gebot alle Menschen? Nicht anders als: „Liebe Brüder“ usw. Was soll’s denn da mit der Kasterei?
- Ihr aber sollt untereinander sein eines Ordens der reinen Liebe zu Mir, als lauter Kinder eines und desselben Vaters und als einerlei Erlöste durch Meine Menschwerdung! Und ihr sollt eine und dieselbe liebevolle, barmherzige Bruder- und Schwester-Kaste sein in der lebendigen Kraft Meines Wortes und Namens, da ihr alle durch denselben Jesus Christus seid zu Kindern Meiner Liebe, Erbarmung und Gnade gemacht worden.
- Wenn aber Menschen – wenn auch zum Teil aus redlicher Absicht – sich von anderen absondern, um dadurch eine gewisse, so oder so geartete, tugendheldliche Kaste zu bilden, zu der nur die wenigsten können hinzugelassen werden – was kann da heraus für ein Segen dem Volk erwachsen, so nicht alle sind wie einer und einer wie alle?!
- Es mag einer wohl nicht zugleich ein Weber, Schneider, Schuster, Schmied usw. sein; es muss ja eine Verschiedenheit der Arbeiter wie der Stände dem Äußeren nach geben. Aber nicht also ist es dem Inneren nach! Da sollen alle gegenseitig lauter liebeerfüllte, barmherzige Brüder und Schwestern sein!
- Was soll denn eine bezahlte Barmherzigkeit für eine Barmherzigkeit sein? Oder besteht die Barmherzigkeit nur in der Krankenpflege?
- Ich sage: Wer nicht Barmherzigkeit übt als ein freier Bekenner Meines Wortes und Meiner Liebe, und das aus allen seinen Kräften ohne Entgelt, dessen Werk werde Ich ansehen als das eines Tieres, das da in seiner gerichteten Ordnung allezeit ein und dieselben Werke verrichten muss, weil es nicht anders kann und darf vermöge der gerichteten Ordnung, welche Werke aber so gut wie gar keine „Werke“ sind.
- Der freie Mensch muss auch frei und ungebunden handeln in der unendlich freien Ordnung Meiner ewig freien Liebe, wenn er wünscht, dass Ich sein Werk als etwas ansehe. Wer aber handelt unter einer gewissen Ordensschraube und öfter unter der noch viel erbärmlicheren Klausur, der ist gar selten mehr denn ein zu einer gewissen Arbeit bedungener Faulenzer, der nie auf die Arbeit, sondern nur auf den Mietgroschen sieht.
- Das genüge dir auf die Meiner nicht gar würdige Frage! Fürs Künftige aber verschone Mich mit derlei! Denn: weltprunkende Anstalten sind Mir ein Gräuel! Wer aber Barmherzigkeit übt, der übe sie im Verborgenen und nicht vor aller Welt Augen!
- Das sage Ich, der nur die Werke im Verborgenen ansieht! Amen. Amen. Amen.
Die wahre Kirche [Nicht datiert]
- Eine Kirche ist nur Kirche, wenn sie lehrt Meinen Willen und das Leben predigt aus der Liebe, die am Kreuz für die ganze Erde, ja für die ganze Schöpfung blutete.
- Aber eine Kirche, die sich nur segnet und alles andere verflucht, ist wie ein Geizhals, der allen den Tod wünscht, damit er aller Habe habhaft werden möchte. Es wird aber ein Kamel eher durch ein Nadelloch traben als ein solcher „Geizhals“ in den Himmel.
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