In des Meeres tiefem Grund, da wo die mächtige Woge erregt von grauser Windsbraut nimmer wühlt im tiefgelegenen Meeressand und wohl leicht nicht trübt den kargen Schimmer, der – ein Strahl der Sonne – noch die feuchte Meerestiefe trifft und des Lichtes letzte Spitzen taucht in Haies Falkenauge, – da ruht ganz still in festgeschlossener Mutter eine hehre Frucht, die Edelste der Tiefe, die, herauf ans Sonnenlicht gebracht, der Sonne wird zum Spiegel – und glänzt und prangt gleich mit ihr als Edelste mit der Edelsten. Da schmückt mit ihr der König seinen Herrscherthron, die Fürstin ihren Arm, Kopf und Hals. Der großen Perle großen Wert weiß selbst ein Salomo genug zu schätzen nicht. Die Edelsteine müssen erst geschliffen werden, sonst zieren sie die Kronen nicht, doch keines Schliffes bedarf die Perle mehr, wie sie der dunkle Meeresgrund gegeben, so ist sie schon die herrlichste Juwele!
O Menschen! Ja in euch auch ist ein Meer, in seinen Friedenstiefen bergend solchen Schmuck, damit der Himmel Fürsten reichlich schmücken ihre Stirnen, Brust und Lenden!
Kennt ihr Menschen ihn, kennt ihr die Perle, die der Armut Herz im armen Bruder birgt, und die herrlicher und größer sich gestaltet in des Gebers liebend-warmem Herzen, das da allzeit Gutes übt im stillen Meeresgrund seines Liebefriedens – und edler wird und hehrer als der Sonne lichterfüllte Sphäre? O seht, das ist des Himmels Werden und seine Lichtgestalten in dem tiefsten Lebensgrund; Mein Gotteswort mit Fleisch bedeckt zwar noch, doch ziemlich wirkend, weil selbst der Himmel über alle Himmel, also Himmel zeugend, schaffend, Licht gebärend aus der Mutter, die da ist die Liebe – Gottesliebe, Bruderliebe, allumfassend, all’s ergreifend, an sich ziehend und in ihrem Adel selbst das Allertiefstgesunkene noch bemüht ist, in Edles zu verkehren, gleichwie die Perle des tiefen Meeres Schlamm in ihren hohen Adel zieht und ihn verkehrt in ihr edles Wesen.
Nicht richtet die Perle den Schlamm, den sie verkehrt in ihr Wesen durch ihr stilles Wirken, das die Welt nicht sieht und nicht bemerkt, wo doch so viel Edles wird gezeugt, dass die Welt den großen Wert nicht einmal kennt, noch ihn zu schätzen weiß, – und es wird da das Edelste und Köstlichste im engsten stillsten Raum gezeugt.
Also auch soll spiegeln sich ein wahrer Mensch in der Perle eigenem Schimmer, der da lieblicher wohl ist als des Orions Feuerpracht, dann wird in sich er finden, was seines Lebens Meerestiefe birgt.
Der Weg ist offen, schlummernd hat der Sturm sich gelegt; wer mag da zaudern noch?! Handelt! Handelt nach dem Wort! Werdet echter Perlen echte Fischer! In eures Herzens Meer der Barmherzigkeit senkt eures Willens Taucherglocke, und spannt eurer Bruderliebe Netz über den Schlamm der Armut, da werdet ihr einen guten Fang tun; denn Ich Selbst werde als Perle der Perlen sein unter den Perlen, die ihr in das Brudernetz eurer Liebe gefangen habt; denn wie die Perle in des Meeres stiller Tiefe wird, so werde Ich in eurem Herzen eine Lebensperle, die euch nimmer genommen wird ewig.
Ein Licht ist diese Perle, ein Leben ist sie, ein lebendiges Wort, ein Himmel, Ich Selbst, die Perle der Perlen. Daher geht und sammelt die Perlen, und so ihr die große findet, da gebt alles her und kauft euch diese, denn Ich Selbst bin diese große Perle, – wer die hat, der hat alles; denn ihr Wert wird ewig, ewig unschätzbar bleiben! Also spricht ein Gott von Gott aus Gott, der Mensch ward, um die Menschen zu Göttern zu machen. Werdet also durch die Perle der Perlen selbst zu Perlen; werdet Götter durch Mich, euren Gott und Vater für ewig! Amen! Amen! Amen!
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