Der hier redende Fels befindet sich am Schloßberg zu Graz rechts vom gotischen Wohngebäude in dem vormals Dr. Höltn’schen [Gödl’schen?] Garten; man gelangt zu ihm durch ein Hinterpförtchen in der Nähe eines kegelförmigen Türmchens. Man überblickt von diesem Felsen aus die westliche Gegend von Graz.
- Nach der Rechnung der menschlichen Zahl war die Erde sieben Millionen Jahre vor der Schöpfung des Menschen gegründet und kreiste wirr in dem Raum um die mattschimmernde Sonne. Sie war ein Wasserball, in dessen Mitte sich nach und nach, nach dem Willen des Schöpfers, eine feste Masse zu bilden anfing. Und diese feste Masse vermehrte sich durch die ihr innewohnende Anziehung mehr und mehr, so zwar, dass nach und nach schroffe, ungeteilte kristallartige Spitzen über die Oberfläche des Wassers zu ragen anfingen. Dadurch wurde die Erde immer schwerer und schwerer vermöge des Nahrungsstoffes, den sie aus der Barmliebe Gottes zog (doch worin diese Kost bestand, das ist noch nicht an der Zeit euch kundzugeben).
- Und als nun die Erde auf vielen Seiten anfing, in ihrem Festen über die Fläche der Wasser zu ragen, dann fingen Winde an zu wehen über dieselbe und fingen die Wogen an zu spülen über die harten Spitzen, lösten dadurch Teile und Teile ab und setzten dieselben als weiche Teile in die Klüfte der großen Kristalle ab. So erst ward die Erde nach und nach fähig zur Aufnahme der Vegetation der Kräuter, Gräser, Gesträuche und Bäume, und zwar zuerst derjenigen unter dem Wasser und dann erst der auf der Feste der Erde; welcher Alleinzustand des Pflanzenwachstums über 70.000 Jahre gedauert hatte. Dann erst begann die Schöpfung der untersten Tierklassen und sodann immer von 2.000 zu 2.000 Jahren eine Stufe höher, bis endlich die große Zeit zur Schöpfung des Menschen herankam, welche vielmehr eine Entbindung desselben aus der Materie war.
- Jedoch nach Verlauf von einigen Jahren wurde der Mensch Gottes Geboten ungehorsam, wodurch in dem Grimm der Gottheit die ganze sichtbare Schöpfung beinahe ganz im Feuer und Sturm Gottes zertrümmert wurde, so dass vom Mittelpunkt der Erde bis zur Oberfläche derselben nicht ein Stein beisammenblieb, sondern zerbröckelt wurde in kleine und kleine Stücke. Und selbst diese Stücke würden vernichtet worden sein, wenn sie nicht von der Liebe zusammengehalten worden wären.
- Da dann die erbarmende Liebe mit der Gottheit wieder eins wurde durch eine vermittelnde Darstellung aus ihrem innersten Grund, so gefiel es der Gottheit, die Schöpfung wieder neu zu ordnen; jedoch behielt diese von jener Zerstörung deutlich leserliche Spuren und Merkmale an sich, wie auch „ich Fels“ mich hier in eurem Angesicht noch zeige. Jedoch 1.800 und eben auch 40 Jahre nach der Schöpfung (des Menschen), gleich der Zahl nach der Menschwerdung des großen Gottes bis zu eurer jetzigen Zeit, seht, da war dieses Land oder vielmehr der ganze Erdteil, den ihr Europa nennt, noch größtenteils unter den stürmenden Fluten des Meeres begraben; jedoch Gottes Liebe sah das Zukünftige in großer Klarheit vor sich und wusste wohl, dass von dieser Zeit an nach einer ebenso langen Zeit die Menschen sich sehr und sehr vermehren werden. Da entzündete sie meilentief unter der Erde mit dem Feuer ihrer Liebe die Erde hie und da, in größeren und kleineren Teilen derselben, und das Feuer brannte gewaltig und hob die festen Schichten, sie auseinanderreißend, in die Höhe. Und da das Feuer durch die innewohnende Kraft Gottes sich immer größere und größere Räume machte unter den Schichten der Erdrinde, so arbeitete sich dasselbe an vielen Stellen furchtbar gewaltig bis zur Oberfläche herauf und schleuderte da Massen auf Massen über den Spiegel der Fluten und zwar nach allen möglichen Richtungen. (Wohlgemerkt, dies geschah um die besagte Zeit, nämlich etwa 1.840 Jahre nach der Schöpfung des Menschen.)
- Und seht, wie ihr die Richtungen der Berge auf diesem Festland jetzt seht, so könnt ihr euch die verschiedenen Strömungen des unterirdischen Feuers denken; denn da zog die große Liebe des Herrn kreuz und quer in den Tiefen der Erde und bereitete für die zukünftigen Menschen eine fruchtbare Wohnstätte. Jedoch nicht gleich zur selben Zeit wie alle diese großen Erhöhungen, die ihr jetzt hier allenthalben hoch über die Ebenen emporragen seht, habe ich Fels meinen Ursprung genommen, sondern um beinahe 1.000 Jahre später, da die Überfülle der Wässer sich nach und nach in die größten Tiefen der Erde verlor und an diesem Punkt, da ihr mich emporragen seht, die Ebene nur noch mit dem Wasser überdeckt war.
- Da befand sich 2.000 Klafter tief unter der Erde noch ein festes Gestein, und es senkte sich die Liebe des Herrn auch in die Mitte desselben. Es war zwar nur ein kleiner Funke dieses göttlichen Kraftfeuers, aber er war stark genug, um diese Massen, wie ich bin vor eurem Angesicht, aus der Tiefe emporzuheben und sie in der gegenwärtigen Höhe über die Fluten ragen zu machen. Jedoch nicht auf einmal entstand ich, wie ich jetzt bin, sondern nach wiederholten solchen göttlichen Kraftausbrüchen. Freilich in kleinerem Maßstabe bin ich entstanden und zu stehen gekommen an der Stelle, da ihr mich seht, wie auch dieser ganze Berg, von dem ich ein kleiner Teil bin, welchen Berg die Menschen jedoch vor nicht langer Zeit um einige Klafter niederer gemacht haben. Denn an der obersten Stelle ragten fast in einem Kreis sehr hohe und steile Felsen kronenartig empor, welche später durch die Menschen zerstört wurden, um eine mehr ebene Oberfläche auf diesem Berg zu gründen. Selbst ich, ein unterer Teil des Berges, zwar noch von Urzeit hier stehend, habe so manches an meiner früheren Form sowohl durch die Zeit wie durch die Hände der Menschen erlitten; denn vor mehreren 1.000 Jahren spülten die Wogen des Meeres noch an meiner Stirn, ja es hauste sogar manches Ungetüm des Meeres in meinem Schoß.
- Allein nach dem Willen des Schöpfers geschah in den Tiefen der mittäglichen Gegend der Erde eine große Erhöhung des Festlandes auf dieselbe Art durch das Feuer der göttlichen Liebe aus der Tiefe der Erde. Seht, da sank dann das Meer allmählich in diesem Land, so zwar, dass hier nur noch große Seen, die ihr Binnenmeere nennt, stehen geblieben sind. Und sodann geschah es, nachdem diese Binnenmeere einige hundert Jahre gestanden sind, dass der Herr aus Seiner barmliebevollen Fürsorge den einen mittägigen Teil, den ihr jetzt Amerika nennt, hat auf diese Art über die Fläche der Wässer treten lassen, dass diese Binnenmeere so hoch über die eigentliche Fläche des Meeres zu stehen gekommen sind, dass die Schwere der Wässer, die eine Sehnsucht nach ihrem Ursprung hatten, sich den Weg durch die weicheren Teile der Berge zu öffnen anfing.
- Und seht, da brausten dann, als die Wässer die Weichen der Berge zerrissen, 500 Jahre lang große stürmische Fluten an mir vorüber; denn was ihr jetzt das obere Land nennt, wurde in der Gegend, da ihr eine Brücke über den Fluss gemacht habt und auf dem Berg ein altes Schloss steht, ein Berg, der um 100 Klafter höher war, als er jetzt zu sehen ist, von der großen Masse des Wassers durchbrochen. Die Fluten des Oberlandes ergossen sich dann in den großen See, dessen Fluten meinen Fuß umspült hatten und erhoben dieselben wieder bis an meine Stirne und mehrten das Wasser so sehr, dass ein Berg, der einige Stunden weit von hier im Unterland, auf dem ebenfalls später ein Schloss erbaut ward und ein Markt steht, links und rechts zerrissen wurde. Und die Fluten bahnten sich den Weg auf diese nämliche Weise fort und fort; wo sie immer einen Widerstand fanden, zerrissen sie die Weichen desselben und füllten mit denselben die Vertiefungen aus, die früher in dem Meer waren.
- Wie hoch diese Fluten gegangen sind, werden euch noch überall die Spuren der losgelösten Steine zeigen, welche durch das untere Fortrollen eine gerundete Form angenommen haben. Die erste Flut ging hoch über meinem Haupt, und erst nach einem Jahrhundert hat der Strom eine Niederung erhalten und ging dessen Spiegel bis zu mir herauf. Und wieder nach einem Jahrhundert fiel er so nieder, dass er nur ein Klafter über die ganze Ebene, die ihr von mir aus seht, von einem Berg zum anderen ging. Und nach einem weiteren Jahrhundert verlor sich der Strom so sehr, dass er nur die dreißigmalige Breite des gegenwärtigen noch hatte.
- Und als auch die Berge vollkommen mit Bäumen und Gräsern bewachsen wurden, so verlor sich ein verfolgtes Menschengeschlecht in dieses Land und wohnte auf den Höhen, die da noch nicht Berge, sondern „Tauren“ hießen. Und als dieses Volk durch ein später nachziehendes entdeckt wurde, bekam es erst den Namen als Bergbewohner, welches Volk endlich wieder durch ein stärkeres Volk, welches vom Abend herkam, aus seinen Sitzen vertrieben wurde; und es blieben nur noch wenige auf den fast unzugänglichen Höhen Wohnende bis auf die heutige Zeit. Und so ist heute schon ein drittes Volk mehr denn 1.000 Jahre in diesem Land.
- Jedoch ich, wie ich dastehe, war durch lange und lange Zeiten ein sehr gefürchteter und gefährlicher Punkt in diesem großen Strom, denn an mir arbeiteten die Fluten mutwillig und schienen Furcht und Grausen erregend jedem, der mich von ferne anblickte, zu toben. Und als später die Menschen des Oberlandes eine Art Schiffe erfunden haben, welche aus einigen aneinander befestigten Bäumen bestanden, so waren von denen nur wenige so glücklich, die nicht an meiner Stirne den Untergang gefunden hätten; denn obschon die Fläche des Stromes nur meinen Fuß bespülte, so schlugen aber doch dessen Wogen, den Sterblichen Grauen erregend, bis an meine Stirne empor. Und diese Gegend, die ihr jetzt so reizend und schön findet, war damals ein Schrecken der Menschen.
- Erst zu den Zeiten, als da eine große Stadt, Rom genannt, erbaut wurde, verminderten sich die Fluten dieses Stromes allmählich, und die Brandung an diesem kleinen Berg wurde immer geringer, und so verlor sich endlich das Wasser an meiner Morgenseite ganz und gar, und nur zu seltenen Malen erhob sich die Flut bis zur Höhe meiner Morgenseite, was ihr jetzt das „Glacis“ nennt. Und so bin ich denn dadurch – als auch das bis zu diesen Zeiten aus meinem Inneren hervorlodernde Feuer aufgehört hatte – den Menschen zugänglich geworden.
- Da also mein Scheitel frei war von allen Gesträuchen und Bäumen, so benützten mich später in dieses Land einfallende Römer zu einem Punkt, von dem aus sie über die ganze Fläche ihre Beobachtungen und Betrachtungen machten, und suchten also auch Wege auf, um in das Oberland zu kommen, welches damals nicht mehr den Namen der Bergbewohner hatte, sondern Norika oder Noricum geheißen wurde, das heißt, Menschen, die auch schon die Ebenen bewohnt und sich dann auf die Füße der Berge gemacht haben, da deren Scheitel unwirtbar geworden sind, weil die damaligen Fluten ihnen alles Erdreich abgespült haben und dasselbe in die Tiefen oder an die Füße der Berge angelehnt haben.
- Seht, ich bin Zeuge gewesen, wie diese Oberland- und auch schon Unterlandeinwohner dieses Landes von dem verwegenen römischen Volk auf das Grausamste sind besiegt worden. An meiner Stirne selbst fanden mehr denn 100 Kinder, von ihren eigenen Müttern hingeschleudert, den Tod. Jedoch, was bei mir nur im Kleinen vor sich ging, davon würden euch größere Felsen im Oberland wie auch im Unterland die größten schauerlichsten Beispiele aufzählen können. Doch ich als plumper Stein bin nicht berufen und bestimmt, euch einen Geschichtsschreiber zu machen, und will euch lieber noch ein wenig noch meine eigene Umgebung näher beleuchten, insoweit mein Gesichtskreis reicht.
- Dass dieser ganze, jetzt sogenannte Murboden nur ein aufgeschwemmtes Land ist, davon könntet ihr euch dadurch überzeugen, so ihr 100 Klafter, stellenweise wohl auch 1.000 Klafter tief graben würdet, allwo ihr mehrere meiner Kameraden, welche durch das Feuer in die Fluten geschleudert worden sind, finden würdet. Auch würdet ihr da, könntet ihr dieses ganze angeschwemmte Land abheben, nichts als lauter Felsen entdecken, in welchen ihr viele versteinerte Ungetüme des Meeres antreffen würdet.
- Jedoch an diesen Stellen – als die Linie ist da oben, wo das alte Schloss steht, bis auf den gegenseitigen Berg – würdet ihr gleich auf den Stein kommen, da früher ein Gebirgsrücken war unter den Fluten. Weiter unten, da ihr einige Zeit Steine gebrochen habt – in der Linie, da ein kleiner Berg in der Nähe sich befindet, an welchem ihr das Zeichen des Kreuzes aufgerichtet habt, und in dieser Linie fort bis an den übrigen Berg, den ihr „Plabut“ [Plabutsch] nennt, dürftet ihr auch nicht zu lange graben, um auf den Stein zu kommen. So auch mehrere Stunden weiter unten, da wo jetzt ein Markt steht, den ihr Wildon nennt, da würdet ihr auch links und rechts bald Steine finden. Aber auch noch selbst in jenem Teil dieses Murbodens, an welchem Täler in denselben münden, würdet oder könntet ihr ebenfalls auch bald auf Gestein kommen, welches mit denselben Insignien des Meeres bezeichnet ist hie und da, die ich schon früher erwähnt habe. Und solche Stellen könnte ich euch noch in der ganzen Länge des Flusses zu Hunderten anzeigen.
- Jedoch solltet ihr noch einen Blick auf diese kleineren und größeren benachbarten Berge werfen, und da sollt ihr wissen, dass noch nicht mehr als höchstens 2.000 Jahre verflossen sind, als diese meine kleineren und größeren Brüder noch in vollen Flammen gestanden sind. Und es gibt in diesem Land auch nicht einen Berg, der nicht ursprünglich auf diese Weise entstanden wäre.
- Nur einzig und allein in eurem Wiegenland, welches ihr Asien nennt, findet sich noch Urgebirge, welches unmittelbar gleich nach der Hauptzerstörung zur Wohnung der begnadigten Menschen angewiesen war. Hier in diesem Land aber, wo ihr euch die Zeit und Mühe nehmen würdet, so würdet ihr auf einer hohen Alpe, die von hier aus zwischen Mittag und Abend liegt, auch noch Steine finden, die bei der großen Zerstörungsszene, welche nach dem Fehltritt des ersten Menschenpaares erfolgt ist, dahin geworfen wurden, und auch solche von mehreren Planeten finden, die wesentlich unterschieden sind von meiner Art.
- Dies ist nun alles, was ich euch sagen darf aus meiner natürlichen Sphäre. Und um das tiefere, geheimnisvolle Wesen sollt und habt ihr euch nicht zu kümmern; denn diese Geheimnisse liegen in der Tiefe der göttlichen Erbarmung und gehen euch wenig oder gar nichts an, sondern dies habt ihr alles von der Gnade des Herrn zu erwarten, insoweit es euch nottut zur Veredlung und Unsterblichmachung eures frei gemachten Wesens. Amen!
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