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74. Ein lustig’s Wörtlein für die „kleine Martha“ – 26. Juni 1844

  1. Schreibe nur, Ich weiß schon, was du wieder hast. Ich soll dir schon wieder einen Gelegenheitsdichter abgeben? Nun ja, da will Ich es gleichwohl tun, obschon Mir die Maria lieber war als die Martha, aber nicht etwa irgendeine gegenwärtige Maria, sondern die Schwester des Lazarus! Denn die gegenwärtigen Marien unter allerlei Ausschweifungen und Verkehrungen dieses Namens sind ebenso ausschweifend und verkehrt wie ihre Namen! Und so schreibe denn ein lustig’s Wörtlein!
  2. Höre du, Meine kleine Martha! An diesem deinem Tage Ich zu dir sage: Du bist in einer Lage, die da ist voll eitler Plage und führst darob gleichfort Klage an jedem Tage! – Sieh, das will Mir nicht gefallen allzumalen: wenn die Mutter klaget übern Kaffee, dann tut’s dir auch schon weh; und ist die Suppe matt, dann wirst du glatt. Es zwicket dich ganz jämmerlich, so jemand zu dir spricht, was dich ein wenig sticht!
  3. Sieh, das soll nicht sein bei Groß noch Klein, und es macht Mir oft darum ein starkes Leid, dass du mit Waschen und mit Bodenreiben hast so große Freud! – Im Hühnermist du manchmal ganz vergraben bist; das bringt dir manchmal wohl ein Ei, doch der Himmel ist da nicht dabei. So was musstest du doch einmal büßen, drum hat ein Iltis dir die Freud’ zerbissen; du hast dich da erstaunt gar stark über solchen blut’gen Mark. Doch solch dein traurig Stutzen kam heilsam dir zum Nutzen, denn das benahm dir deine Hühnerfreud’ und Mir ob solcher deiner Freud’ Mein Herzeleid!
  4. Nun lass auch nach in deiner Priesterlieb’, denn sie ist dir kein geist’ger Trieb; dann wirst du Mir vor allen schier am besten wohl gefallen! – Sieh, die Geistlichkeit ist nicht vom Fleisch befreit und macht Mir wenig Freud’, drum hab Ich’s gerne nicht, so dein Aug’ nach Priestern sticht. Wende du dafür dein Herz zu Mir in Freud und Schmerz, das wird dir nützer sein und dich um vieles mehr erfreu’n, als so Kaplän’ sich vor dir bücken und dir manchmal die Hände drücken!
  5. Es ist das freilich eben keine Sünd’; doch ist’s auch nicht der beste Wind auf deines jungen Lebens Meer, denn er treibt das Lebensschiff oft weit umher und verliert gar oft des Lebens Ziel, – das sag’ Ich dir ganz still!
  6. Befolg nur Meinen Rat und lieb Mich in der Tat, dann wirst du besser fahren; denn Ich am besten kenne die Gefahren, die oft solcher Schiffer harren, denn wo sie sich’s am wenigsten versehen, ist’s um sie auch oftmals schon geschehen!
  7. Siehe, das sind deine kleinen Sünden, die musst’ Ich dir verkünden. Wirst du sie künftig meiden – so ganz fein und ganz bescheiden, werd’ Ich dir nehmen alle Leiden und dir schenken viele Freuden! Denn Ich hab dich überlieb fürwahr, das sagte Ich zu dir noch alle Jahr; drum sage Ich dir nun auch das wie einen ernstlich guten Spaß! Nimm du ihn aber ernstlich nur, er bringet dich auf gute Spur, an der das ew’ge Leben klebet, das von allem Leide dich enthebet.
  8. Das sage Ich zu deinem Tage: Werd’ Mir ernstlich treu und frei, und fürder nicht mehr klage! Amen, Amen, Amen; das sagt dein guter Vater. Amen.

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