Schreibe nur, schreibe, denn Ich weiß es schon, um was es sich handelt!
Mein lieber Ans. H. W., siehe, die Stunde, in der du leiblich geboren wurdest, ist Mir gar wohl bekannt. Ich habe dich damals gesegnet und segne dich jetzt wieder, auf dass du stets gesund am Geist wie auch nebenbei am Leib, soviel es zu deinem Heil vonnöten ist, verbleiben sollst. Halte aber jedoch nicht zu große Stücke auf die Gesundheit des Leibes, denn sie schadet dem Geist mehr, als sie ihm nützt.
Sieh an eine frische grüne Nuss auf dem Baum! Solange diese fest, frisch und grün verbleibt, so lange auch wird der Kern nicht zeitig. Wenn aber die äußere grüne Schale anfängt sich zu bräunen und flott und vertrocknet zu werden um die Nuss, dann ist es ein Zeichen, dass die Nuss innerhalb der Schale reif geworden ist.
Aus dem Grunde lasse Ich die Meinen auch stets dem Leibe nach dann und wann ein wenig kränkeln, damit sie sich ja mit der Welt nicht zu sehr vermengen sollten in einem zu gesunden Leibeszustand. Denn ist da jemand dem Leibe nach so recht löwenmäßig gesund, da kommt ihm nicht der leiseste Gedanke, dass er einst doch diese Trugwelt wird verlassen müssen; denn da gefällt ihm auf der Welt alles viel zu gut, ein jedes Blümchen, ein jeder Bissen, eine jede Dirne, eine jede Gegend, und er hat den sehnlichsten Wunsch, nur ewig also auf der Erde zu leben, und bekommt nie das heilige Heimweh nach dem ewigen Vaterhaus im Himmelreich.
Wird aber sein Leib krank, da erinnert sich der Mensch, dass es auf der Erde keines Bleibens sein wird, und fängt dann und wann doch etwas ängstlich an nachzudenken, was da nach dem Tode des Leibes etwa doch sein und kommen dürfte. Und das ist dem Geist schon heilsamer, als alle noch so unschuldigen Vergnügungen bei kernfrischem und gesundem Leib.
Siehe, so du einen Sohn in die Fremde schicken möchtest, und es ginge ihm aber dort ausgezeichnet gut, meinst du, dass er zu dir heimkehren wird? Meinst du, er wird etwa Heimweh bekommen nach seinem väterlichen Haus? O nein, des kannst du wohlversichert sein! Denn er wird sagen: Da müsste ich ein rechter Narr sein! Hier habe ich ja alles, was immer nur mein Herz verlangt, und man ehrt mich noch obendrauf allerorts, wo ich nur immer hinkomme. Komme ich aber nach Hause, da muss ich wieder um jede Kleinigkeit bittend zum Vater kommen, und dann erst besinnt er sich, lange genug, ob er mir wohl das Erbetene geben solle oder nicht. Hier bin ich ein angesehener Herr für mich, dort zu Hause aber, an der Seite meines Vaters, der Niemand; daher bleibe ich hier!
Siehe, das ist die buchstäbliche Äußerung desjenigen Sohnes in der Fremde, dem es zu gut geht auf fremdem Boden! Wird ihn der Vater auch nach Hause zitieren, so wird er aber dennoch fürs Erste nur mit großem Unwillen nach Hause sich begeben, und fürs Zweite wird er zu Hause sich also benehmen, dass es eine barste Schande sein wird. Denn es wird ihm alles zu enge und elend und schlecht vorkommen, mit einem Wort gesagt, er wird nimmer guttun daheim! Geht es aber einem Sohn in der Fremde nicht am besten, sondern so ziemlich kümmerlich oder oft gar elend, da wird er es bald machen gleich dem verlorenen Sohn!
Daher also sage auch Ich dir heute das, auf dass du, so Ich dich mit kleinen leiblichen Unpässlichkeiten heimsuche, dich erinnern solltest und wissen, dass derlei leibliche Unpässlichkeiten lauter Handbilletchen sind, durch welche Ich Meine Kinder an ihr väterliches Haus und an ihre Heimkehr erinnere, auf dass sie sich ja nicht in der fremden Welt zu fest ansiedeln sollten! Ich will dich aber darum etwa sicher noch nicht so bald von der Fremde abrufen, sondern nur an deine Heimat erinnern! Dass du danach alle Unannehmlichkeiten deines irdischen Lebens bemessen sollst, das wünsche Ich, dein heiliger Vater, dir heute wie allezeit in aller Fülle Meiner Liebe und Gnade, – beachte es darum auch lebendigst. Amen.
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