Also schreibe noch ein kurzes Nachwort zu Dr. Strauß.
Du bist noch mit der in Daniel dargestellten Frauenliebe nicht so ganz im Reinen und sagst: Was hat denn wohl diese mit Dr. Strauß zu tun? – Ich sage dir, sehr vieles! Wie? Dies soll sogleich erörtert werden.
Siehe, Strauß oder Nicht-Christus, ist einerlei. Nun, du hast den wahren Christus. Was sagt aber dieser? Du sagst: Der wahre Christus sagt: „Sucht vor allem das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit (welche ist die Liebe), alles andere wird euch hinzugegeben werden! Sorgt auch nicht für den kommenden Tag und fragt nicht, was werden wir essen, und womit werden wir uns bekleiden; denn nach allem dem trachten ja nur die Heiden. Seht aber die Vögel in der Luft, sie säen nicht und ernten nichts in die Scheunen, und der h. Vater ernährt sie doch, und seht die Lilien auf dem Feld an, sie spinnen und weben nicht, und doch war Salomo in all seiner königlichen Pracht nicht herrlicher gekleidet als sie.“
Du hast gut geantwortet. Nun aber sage Mir dann: Wie verhält sich demnach dein wahrer Christus und die gegenwärtige allgemeine Volksindustrie? – Du sagst: O Herr, dies verhält sich ja gerade wie Himmel und Hölle! – Gut bemessen, sage Ich dir, nun aber gebe Acht!
Siehe, du kennst nun und hast den wahren alten Christus bei dir und durch deinen Glauben an Ihn in dir! Gehe du nun aber als ein lediger, noch gar heiratbarer Mann in ein noch dazu sogenannt recht christliches Haus, das da eine heiratbare Tochter hat, und halte, da du ja Mich hast, und also demzufolge den ewigen Lebensschatz, allda um die Hand der Tochter an. Was meinst du wohl, wie die Antwort auf solch eine Frage ausfallen wird? Siehe, Ich will sie dir buchstäblich sagen.
Das Elternpaar wird zu dir sagen: Guter Freund, es ist recht löblich und schön von Ihnen, dass Sie, der Sie uns als ein ehrbarer und schätzenswerter Mann wohlbekannt sind, Ihre achtbaren Augen unserer Tochter zugewandt haben. Allein Sie als ein erfahrener Mann werden sicher doch auch wissen, dass man in der gegenwärtigen Zeit entweder etwas sein oder haben muss, um ein Weib erhalten zu können. Sie aber sind nichts und haben unseres Wissens auch nichts als allein Ihre sonst schätzenswerten Eigenschaften, von denen sich aber bei der jetzigen Zeit freilich wohl nichts herunterbeißen lässt. Also werden Sie als ein vernünftiger Mann auch wohl einsehen, dass wir unser Kind unter solchen Aussichten nicht hergeben können. Unsere Tochter wird wohl heute oder morgen auch ein schönes Vermögen haben und kann daher nur wieder jemanden wählen, der es ihr auf die eine oder andere Art erwidern kann. Wir sind Ihnen übrigens sehr verbunden und werden uns allezeit geschmeichelt fühlen, wenn Sie uns als Freund besuchen wollen, aber nur in der gegenwärtigen Absicht nicht; denn da müssten wir Sie im Ernst bitten, unser Haus zu meiden.
Hier hast du es buchstäblich, und kannst noch fragen, was der Strauß mit der Frauenliebe zu tun hat? Siehst du denn nicht, wo Christus ist, da ist kein Geld; wo aber Geld ist, da ist kein Christus. Strauß aber leugnet Christus, also ist er fürs Gold. Habe du daher Strauß oder Gold, so wirst du auch Frauenliebe haben; ohne Strauß wirst du aber immer dieselbe Antwort bekommen.
Frauenliebe ist demnach zweifach zu nehmen: erstens, dass ein Mann mit der nun seltensten Ausnahme ein Weib nicht ansieht, so es ihm nicht ebenbürtig ist, entweder dem hochgehaltenen, vorteilhaften Stand oder dem Vermögen nach; oder zweitens hat ein Weib in sich selbst keine Liebe, außer diejenige des Dr. Strauß, d. h. auf Deutsch – Gold.
Dass aber solch ein Christentum, welches eigentlich ein allerinnigstes Brudertum sein soll, ein ebenso gutes Christentum ist, als dasjenige, was Strauß beschrieben hat, kannst du gar leicht daraus ersehen, wenn du den wahren alten Christus mit dem gegenwärtigen Geld-Christus vergleichst und ebenso, dass dieser Geld-Christus samt dem Straußschen Nicht-Christus der allereigentlichste, wesenhaft personifizierte Antichrist ist.
Ich meine, dass Ich dir solches kaum näher darzutun brauche; und so sei denn damit zufrieden. Amen!
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