„Wer seine Hand an den Pflug legt und zieht zurück, der ist nicht geschickt zum Himmelreich.“ (Luk. 9,62) Die Hand ist der Wille, der Pflug ist das Wort Gottes, das Himmelreich ist das liebwerktätige Leben nach dem Wort. So da jemand das Wort Gottes zwar wohl ergreift und tut auch zur Hälfte darnach, aber zur Hälfte verwendet er dasselbe ins Weltliche und sagt: „Solange ich in der Welt lebe, so lange auch muss ich mit ihr leben. Daher kann ich auch nicht völlig brechen mit ihr, sondern bin ihretwegen ja doch genötigt, so manches mitzumachen des Scheines halber wenigstens, damit sie nicht dies oder jenes von mir denke oder gar laut sage! Denn man kann die Welt ja nicht anders machen, als sie ist, und so bleibt einem doch nichts übrig, als mit ihr das mitzumachen, was man gerade nicht als absolut schlecht erkennt. Im Übrigen aber kann man ja bei sich dennoch tun und denken und glauben, was man will!“ – Siehe, solches aber heißt ja eben die Hand an den Pflug legen und ihn zurückziehen, um von ihr nicht gekreuzigt zu werden!
Es fragt sich aber: Wie wird bei dieser Ackerung der Acker für die Saat des Lebenssamens bestellt werden? Wahr ist es übrigens sicher, dass das Zurückziehen des Pfluges einen viel weniger Anstrengung kostet als das Vorwärtsschieben. Allein, der solches tut, ist, wie der Text aussagt, durchaus nicht geschickt zum Himmelreich; denn bevor du der Welt nicht den letzten Heller, den du von ihr entlehnt hast, zurückgegeben haben wirst, wirst du nicht eingehen in das Reich der Himmel! Beachtet dieses wohl und seid vollkommene Ackerleute!
„Das Schwerste im Gesetz ist die Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue.“ (Mat. 23,23) Seht, das ist ein Hauptknoten, wer wird den entwirren, und wie? Denn strenggenommen schließt Gerechtigkeit und die ihr fest angebundene Treue ja alle Barmherzigkeit aus, da gerecht handeln nichts anderes heißt, als dem Gesetz treu handeln; während barmherzig sein so viel besagt, als jemandem das Gesetz erlassen. Wie ist demnach aber das zu verstehen? Seid barmherzig, so werdet ihr auch Barmherzigkeit erlangen? Wie kann jemand barmherzig und gerecht sein? Ich sage euch: Nichts leichter als das; man sei gerecht gegen sich und barmherzig gegen den Bruder, so lebt man in der vollkommenen Ordnung Gottes und ist vollkommen gerecht, barmherzig und getreu. Solches ist wohl zu beachten und lebendig zu verstehen!
„Selig ist der Knecht, wenn der Herr kommt und findet ihn (seine Pflicht) tun.“ (Luk. 12,37) Es fragt sich hier, was für eine Pflicht denn? Nichts anderes als allein nur Meinen Willen, der da besteht einzig und allein nur in der anbefohlenen Liebe; wodurch dann im Geiste und in aller Wahrheit lebendig gebetet wird: Dein Wille geschehe! Versteht solches zum ewigen Leben!
„Man fasst Most in neue Schläuche, so werden beide erhalten (nämlich Most und Schlauch).“ (Mat. 9,17) Also kann das lebendige Wort auch nur in solche Herzen eingehen, welche durch Selbstverleugnung vollends neu geworden sind. Würde es sich aber künden in den alten unratvollen und dadurch auch morschen Herzen, so würde es mit ihnen gerade das machen, was da macht der neue Most in den alten schwachen Schläuchen – nämlich, dass er sie zerreißt und dann mit ihnen selbst zugrunde geht. Aus eben dem Grunde solle man auch nicht die Perlen den Schweinen vorwerfen. Solches ist ebenfalls äußerst wohl zu beachten.
„Die Weisheit rechtfertigt sich bei ihren Kindern.“ (Mat. 11,19) Also ist es treu und wahr. Aber darum sollen sich diese nicht kümmern, wenn sie von der Welt nicht verstanden werden; denn anders sind die Wege der Nacht und wieder viel anders die des Tages. Wer am Tag wandelt, der weiß, wohin er geht; aber die Gäste der Nacht rennen durcheinander wie Irrsinnige und weiß keiner, warum und wohin. Daher solle sich der Tag nicht kümmern um das Urteil der Nacht; sondern der Tag rechtfertigt den Tag! Solches sollt ihr auch recht wohl verstehen.
„Wer da hat, dem wird’s gegeben, dass er in der Fülle hat.“ (Mark. 4,25; Mat. 13,12) Das scheint fast wie eine Ungerechtigkeit; aber dem ist nicht also. Denn es heißt ja nur so viel als: So jemand seine Kraft geübt hat und kann nun größere Lasten tragen, der wird dadurch nicht schwächer, sondern fortwährend stärker. Wer aber seine kleine Kraft nie hat üben wollen, der wird bald auch diese Kraft verlieren, sobald er sie verwenden wird zur Tragung einer wenn auch noch so geringen Last und wird gar bald erschöpft hinsinken in den vollen Tod. Daher auch übet ihr beständig all die Kräfte des Geistes, so wird er einst in der Fülle der ewigen Lebenskraft dastehen und wird auf seinen Schultern die größten Lasten Meiner Liebe, Gnade und Erbarmung gar wohl zu tragen imstande sein. Also wird dem, der da hat, gegeben in der Fülle; wer aber nicht hat, der wird aber auch noch das verlieren, das er hatte von seinem Grunde aus. Versteht ihr solches? Ja, solches müsst ihr wohl verstehen!
„Johannes sagte zu Mir: Meister, wir sahen einen, der trieb auch Teufel in Deinem Namen aus, welcher uns aber nicht nachfolgte, und wir verboten es ihm darum, dass er uns nicht nachfolgte. Jesus aber sprach: Ihr sollt es ihm nicht verbieten; denn es ist niemand, der da eine Tat tue in Meinem Namen und möge bald übel reden von Mir.“ (Luk. 9,49-50) Dieser Text sei dir allezeit eine Schutzwehr gegen alle Angriffe der Welt! Denn wer nicht wider Mich ist, der ist für Mich. Solches wirst du wohl verstehen? Nur eines tut not, und dieses eine ist Mein Salz und Mein Friede in euch! Versteht es alle wohl. Amen! Das sage Ich Jesus allezeit getreu und wahrhaftig. Amen. Amen. Amen!
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