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133. Erläuterung vom Herrn zur ersten Frage – 18. März 1864 [Supplemente 1883]

  1. Was die erste Frage betrifft, so ist in ihrer Hinsicht schon eine kleine Erläuterung im eigentlichen Johannes-Evangelium berührt worden. Allein um euch diese Sache noch um vieles heller zu machen, müsst ihr wissen, dass der Evangelist Matthäus erst dann von Mir aufgenommen wurde, als Ich ihn bei Meiner Reise nach Kis in einer Mittelstation zwischen Kapernaum und Kis als einen in römischen Diensten stehenden Zöllner antraf; darum Mir auch der Vorwurf gemacht wurde, Ich gehe mit Zöllnern und Sündern umher.
  2. Da aber dieser Matthäus gut bei der Feder war und sich von Mir nicht mehr trennen wollte, so ward er von Mir als Schreiber aufgenommen, aber nur mehr für die Tatsachen, während Mein Johannes das Wort, d. h. was Ich lehrte, aufzuzeichnen hatte, und Matthäus mitunter weniger geistige Teile Meiner Lehre und Predigten für sich aufzeichnete, dieselben jedoch allzeit bei Gelegenheiten vom Johannes sich korrigieren ließ; denn Matthäus hatte für Tatsachen ein gutes Gedächtnis, aber für die Lehre ein schwaches.
  3. Von Meinem Familienverhältnis wusste er, solange er mit Mir herumging, sehr wenig, und was er wusste, teilten ihm bei Gelegenheit Jakobus, Simon und Johannes mit, das er sich jedoch nicht auf der Stelle aufzeichnete, sondern erst einige Jahre nach Meiner Auferstehung, als er statt dem Judas Ischariot zum Apostel gewählt wurde.
  4. Dieser Apostel Matthäus selbst, als der Evangelist, hatte sein Evangelium ganz ordentlich und richtig zusammengestellt und machte dann damit seine Reise in die südöstlichen Gegenden Asiens.
  5. Es haben sich aber dann in Jerusalem, in Galiläa, in Samaria, dann in Tyrus und Sidon fünf Matthäusse hervorgetan, und es schrieb ein jeder ein Evangelium Matthäi; darunter das zu Sidon erschienene unstreitig noch das allerannehmbarste war.
  6. Die anderen vier wurden bei der großen Kirchenversammlung zu Nicäa, als mit diesem gar nicht, wie auch untereinander nicht übereinstimmend, als völlig apokryphisch verworfen, und das Sidonische als möglichst echt erhalten. Und so ist auch dieses teilweise apokryph, obschon der Schreiber sich alle erdenkliche Mühe gab, die Sache so wahr als möglich darzustellen.
  7. Er selbst schrieb eigentlich – statt diesem einen – vierzehn Evangelien, je nachdem ihm irgend die Sache von sein wollenden Augenzeugen ist bekanntgegeben worden. Aus diesen vierzehn schrieb er dann ein fünfzehntes, das nach der Beurteilung vieler Sachkundiger als das wichtigste und wahrste erklärt wurde.
  8. Und dieser Pseudo-Matthäus, der eigentlich l’Rabbas hieß, ist der Schöpfer des heutigen Matthäus-Evangeliums.
  9. Das wirkliche aber befindet sich heutzutage noch in einer großen Bücher- und Schriftensammlung einer bedeutenden Bergstadt Hinterindiens, welche Schriften- und Büchersammlung wohl die größte und reichhaltigste nach der verbrannten alexandrinischen auf der ganzen Erde ist. Sie besteht aus mehreren Millionen Exemplaren Büchern und Schriften aller Art, zu welcher Sammlung aber leider nur die hohen Priester, die unter dem obersten Priester Brahmas stehen, Zutritt haben. Die Birmanen allein besitzen eine echte, aber sehr abgekürzte Abschrift.
  10. Ihr möchtet wohl auch wissen, was es mit dem Apostel Matthäus in diesen Ländern Indiens für ein Ende genommen hat?
  11. Er ist daselbst ganz gut gehalten worden, durfte aber seine Lehre nur den Priestern und keinem anderen Menschen mitteilen. Er fand jedoch in seinen alten Tagen von Meinem Geiste geleitet eine Gelegenheit, zu den Birmanen zu entkommen, lehrte sie allerlei Weisheit und schrieb für sie dann auch das schon vorhin erwähnte kurze Evangelium.
  12. In einigen besseren Traditionen wird dieser Apostel und noch ein Gefährte die „Apostel Indiens“ genannt.
  13. Aus dem werdet ihr wohl leicht entnehmen können, wie es sich mit dem euch bekannten Evangelium Matthäi verhält, wie auch mit dem angeführten 13. Kapitel, wo es heißt, ob Ich nicht der Sohn des Zimmermanns Joseph sei, ob Meine Mutter nicht Maria heiße und Meine Brüder nicht Jakob, Joses, Simon, Judas und Johannes? und – „seine Schwestern, sind sie nicht alle bei uns? Woher kommt Ihm denn das alles?“
  14. Um dieses zu verstehen, muss man wissen, was schon im Johannes erwähnt ist, dass Ich einmal nach Nazareth kam, dort in der Synagoge lehrte und gar manches Zeichen wirkte; und als darüber sich sogar Meine Apostel und Jünger aufzuhalten anfingen, Ich zu ihnen sagte: „Der Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland“, und so denn Nazareth verließ und nachher nicht wieder dahin kam.
  15. Was aber Meine sogenannten Brüder und Schwestern betrifft, so waren sie wohl Kinder Josephs aus seiner ersten Ehe, aber nicht Kinder Marias, deren einziger und nicht erster, d. i. wohl erster, aber einziger Sohn Ich war.
  16. Was aber die Schwestern anbelangt, so waren sie nicht Töchter Josephs, sondern dessen arme Anverwandte, und man benannte sie darum auch Schwestern, indem sie ganz nach dem Sinn und Willen Josephs wie auch der Maria lebten und handelten.
  17. Drei von diesen Brüdern zogen mit Mir, nämlich Jakobus, Simon und Johannes; zwei aber blieben daheim und betrieben des Josephs Handwerk fort und pflegten die Maria bis dahin, als Ich sie dem Johannes zur weiteren Verpflegung übergab.
  18. Die nämlichen scheinbaren Widersprüche werdet ihr auch in den Evangelien des Lukas finden; denn dieser Evangelist schrieb erst 50 Jahre nach Mir das Evangelium und eben also auch die Apostelgeschichte. Aber auch sein Evangelium ist ein Zusammentrag von dem, was er durch eifrige Erkundigung über Mich und die Apostel zustande gebracht hat.
  19. Alles, was er geschrieben, hat er seinem bekannten Freund Theophilus nach Athen gesendet, welcher Theophilus dann wieder ein Evangelium aus dem Evangelium des Lukas schrieb, und selbes mit manchen Zusätzen bereicherte, aber mitunter auch so manche Unrichtigkeit in dasselbe hineinmengte, aus der sich dann so manche Widersprüche ergaben, besonders im naturmäßigen Buchstabensinn – namentlich Mein höchst tyrannisches Auftreten im sogenannten Jüngsten Gericht, die mit dem einzig nun noch allerrichtigsten kurzen Evangelium Johannes durchaus nicht übereinstimmen, doch geistig immerhin eine Beleuchtung zulassen – und wir werden über dieses und noch mehreres andere im nächsten Wort reden. Und somit gut für jetzt. Amen.

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