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206. Brustkatarrh – Mahnung zur Geduld – 7. Mai 1848

  1. Du möchtest wohl schon gern gesund sein, Meine Tochter?! Aber siehe, es kann nicht alles so geschwind gehen, wie so manches Herz es wünscht! Denn siehe, auch Ich habe so manche Wünsche für die freien Menschen auf der Erde übrig; aber die Menschen wollen solchen Meinen besten Wünschen auch nicht nachkommen.
  2. Ich selbst leide schon seit sehr vielen Jahren in der Brust, die da übervoll ist von Liebe zu euch Menschen. Aber die berufenen Säuglinge wollen nicht kommen und Meine Vaterbrust von der Überbürde Meiner Liebe zu euch, Meinen Säuglingen, entlasten! Nichts bleibt Mir übrig als die Geduld! Werde also auch darin Meine Nachfolgerin, willst du Meine rechte Tochter sein!
  3. Betrachte einen Fruchtbaum! Siehe, die Kinder betrachten ihn, ob er bald schon reife Früchte tragen möchte. Und so sich an einem Kirschbaum einige Kirschbeeren nur ein wenig zu röten anfangen, da meinen die Kinder, sie seien schon reif und völlig gut zu essen. Aber da sagt der Gärtner den Kindern: „Nur Geduld, meine kleinen Freunde! Noch drei Wochen, und die Kirschen werden vollreif sein!“
  4. Eine Mutter gibt sich alle Mühe mit ihrem Säugling. Sie lernt ihn gehen; sie legt ihm leicht aussprechbare Wörtlein in den Mund; sie misst ihn und hat eine Freude, so ihr Liebling auch nur um einige Linien gewachsen ist. Und sehnsüchtig harrt sie jener Zeit entgegen, in der sie ihn als einen vollreifen Jüngling vor sich erblicken wird. Aber trotz aller Sehnsucht lässt sich die Zeit nimmer übers Knie brechen. Und es kommt da schon wieder alles auf die Geduld an.
  5. In dieser Sturmzeit, in der alle Menschheit wie eine Hölle gärt, hat manch friedlich Herz ganz unschuldig eine mächtige Wunde erhalten und wünscht sehnsüchtig nichts so sehr als einer guten Ordnung baldigste und vollkommenste Herstellung. Aber kein Gebäude kann so schnell wieder gebaut werden, wie geschwinde man ein früheres niederriss. Daher heißt es da denn nun auch hier wieder – sehr viel Geduld haben!
  6. Und so musst du, Meine liebe Tochter, auch noch recht viel Geduld haben, musst des Sommers bessere Tage voll Wärme abwarten! Diese werden deine Geschwulst schon ganz ausheilen.
  7. Unterdessen aber gebrauche du nur dein Pflaster und deinen Tee! Das wird deine Geschwulst schon nach und nach entweder zum Aufbruch bringen oder dieselbe, so du dich diät hältst, verdunsten und verteilen – was dir noch heilsamer sein wird, obschon etwas länger dauernd.
  8. Die Diät aber besteht darin, dass du nichts Saures oder keine zu fetten Speisen genießt, ebenso den (Kakaoschalen-)Kaffee lieber mit frischer Milch als mit fetterem Rahm trinkst und nicht stark, kein Schweinefleisch oder zu hartes und zu gesalzenes Rindfleisch isst, so auch nicht saures Kraut oder Kohl, auch keine fetten und herben Brühen, sondern Spinat, Milch Meerrettich, Mandel-Meerrettich und dergleichen.
  9. Übers Pflaster lege du bloß erwärmte Tücher, zuvor ein wenig durchräuchert mit Weihrauch und Wachholderbeeren. Aber feuchte Sachen sollst du nicht übers Pflaster legen, diese schwächen die Wirkung desselben. Sie schaden zwar im Grunde nicht, aber sie verzögern die Wirkung des Pflasters. Nur auf Wärme musst du sehen! Denn in der Kühle zeitigt so ein katarrhalisches Schleimgeschwür lange nicht, sondern verhärtet eher innerhalb der Schleimhäute.
  10. Wenn nun noch kalte Tage sind, da bleibe du lieber im Bett. An warmen Tagen aber gehe spazieren und komme in einen recht tüchtigen Schweiß! Der wird dir gute Früchte bringen.
  11. Es wäre dir aber schon viel besser, so du dich nicht im vorigen Monat in Bezug auf dein Übel einige Mal sehr verkühlt hättest! Daher musst du nun dafür schon ein bisschen mehr Geduld haben, dann wird dein Schleimgeschwür schon wieder gut werden.
  12. Auch darfst du keine Furcht haben ob der Ereignisse dieser Zeit! Denn von nun an werden sie die Städte weniger bedräuen denn das Land, allwo die Landleute einer starken Sichtung unterworfen werden. Doch davon sollst du nächstens Näheres und Umständlicheres erfahren. Daher sei nun ohne Furcht! Es wird alles besser gehen als du nun erwartest. Also keine Furcht, Tochter! Wo Ich bin, da geschieht nichts Arges! Amen.

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