Herr! Du liebevollster Vater! Was ist wohl mit Deinem vorgeblichen Leibrock, der nun in der Stadt Trier gegen sehr bedeutende Geldopfer und gegen ewige Ablässe gezeigt wird? O Herr, die Sache kommt mir höchst sonderbar vor! Ist da wohl am Rock selbst etwas daran? Und wie kam diese allergeheiligste Reliquie nach Trier?
- Höre! So auch der Rock echt wäre, dann wäre dennoch Christus nicht im Rock! So aber obendrauf der Rock dem fünfzehnten Jahrhundert angehört und in Trier selbst verfertigt wurde, alsodann als eine vorgeblich aufgefundene, außerordentliche Reliquie von gewissen Mönchen aus Jerusalem durch Rom nach Trier gegen ein starkes Opfer gebracht ward und in ihm also Christus sicher nicht zu Hause ist – was wird das wohl sein? Ich meine, da dürfte es wahrlich unnötig sein, diese Sache näher zu bezeichnen!
- Was tun habsüchtige Menschen, so sie gern reich und dadurch mächtig werden möchten, es aber auf eine ehrliche und redliche Weise nicht werden können? Siehe, da fangen sie an zu lügen, zu betrügen, zu stehlen und endlich zu rauben und zu morden!
- Also ward hier mit einer mächtigen Lüge und einem noch mächtigeren tatsächlichen Betrug angefangen! Diesem wird bald folgen Dieberei, Raub und Mord!
- Man wird Mir einen Prachtdom erbauen! Wann aber habe Ich solches je verlangt? Ist es nicht des Menschen Herz nur, in dem Ich zu wohnen pflege, so es liebevoll und von aller Welt befreit ist? Wozu soll da der Dom gut sein, und besonders da Trug sein Grundstein ist?!
- Ich sage aber: Dieser Dom wird dennoch zu etwas gut sein – nämlich zu einem ganz gewaltigen Stein des allgemeinen Anstoßes, und wird ein neues Zeugnis sein für jene, die der Geschichte nicht glauben, wie dereinst in den finstersten Zeiten Rom in Meinem Namen freventlich gehandelt hat – Ich sage, ärger als einst Babel und als die Heiden!
- Denn diese hatten doch irgendeine geheime Furcht vor einem oder dem anderen Götzen! Jene aber haben auch nicht die allergeringste Furcht darum, weil sie keinen Glauben und keine Spur von einer Liebe haben; sondern sie machen sich selbst zu Meinen Herren. Ich muss sein, wie sie Mich brauchen können für ihre großen Gold- und Silberbeutel. Mein Wort wird verboten und dafür der armen Menschheit der niedrigste und stinkendste Unrat geboten! Was wohl ist das?
- Siehe, also muss der „verlorene Sohn“ es nun mit den Schweinen halten und darf nicht einmal mit ihnen das elendste Trebermahl genießen! Also muss der Feind steigen, auf dass er den letzten Fall mache zum ewigen Verderben seiner elenden Natur!
- Ihr aber freuet euch dessen, denn auch das ist der „Feigenbaum“, der da „saftig“ wird, seine Knospen auszutreiben anfängt und zeigt, dass es nun sehr nahe vor der Tür ist!
- O wehe dir, die du lügst und betrügst ohne Ziel und Maß! In der Kürze sollen über dich gewaltige „Diebe, Räuber und Mörder“ kommen, werden dich hernehmen wie reißende Tiere ihre erjagte Beute und werden in dir nicht einmal das Mark der Knochen verschonen!
- O siehe, das tut nicht einmal eine ärgste Hure, was nun diese tun von neuem! Daher sollen sie aber einen eigenen Lohn finden!
- Doch nun nichts mehr weiter davon! Redet aber nicht davon! Denn es ist nicht löblich für den, der den Himmel hat, sich über das, was der Hölle ist, zu beraten! Es ist genug, dass ihr wisst, dass das Kleid falsch und somit ohne Christus ist für alle Ewigkeit.
- Wie aber nun dies Kleid, so ist die ganze Kirche, die es ums teure Geld, wie ein Gaukler seine Künste, sehen lässt!
- Nun weißt du alles! Daher nichts mehr von diesem „Gräuel der Verwüstung“! Amen.
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