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137. Religion und Offenbarung – 21. Mai 1844 [Worte des Worts 1912]

  1. Also schreibe ein ernstes Kriterium über Religion und Offenbarung!
  2. Die Religion ist eine Wiederbindung des Menschen mit Gott, der ihn aus Sich frei erschaffen hat und hat ihn gestellt wie außer Sich in die materielle Welt, zur Probung und Ausbildung der Freiheit, die allein das Leben des Geistes bedingt, weil sie in sich die Liebe, als das Grundurwesen alles Seins, ist.
  3. Man sagt, Gott könnte ja durch Seine Allmacht die Menschen so gestalten, dass sie ihrem Beruf allezeit vollkommenst entsprechen könnten. Wozu da dann eine geoffenbarte Religion? Wozu das Geschöpf frei wandeln lassen unter Geschöpfen und Wesen, die es so wenig wie sich selbst erkennt?
  4. Das könnte Gott wohl, aber dann wäre der Mensch nicht Mensch, sondern nur ein Tier, und wäre gerichtet gleich dem Tier und müsste sich notwendigerweise in den engen Schranken des ewigen Muss bewegen! Hätte aber dann der Mensch nach der Absicht des Schöpfers wohl auch ein selbständiges, freies Leben?
  5. Nein, das hätte er ewig nimmer! Denn alles eigentliche, selbständige Leben muss als solches frei erworben sein, weil ein jeder Zwang die Freiheit hemmt und somit auch das eigentliche Leben richtet und eben dadurch tötet.
  6. Die Liebe selbst ist tot ohne Freiheit, daher kann beim Menschen nicht die göttliche Allmacht anstatt der geoffenbarten Religion genommen werden.
  7. Die darauf sich stützende Notwendigkeit einer göttlichen Offenbarung ist der erste Beweis für die Echtheit einer solchen Offenbarung. Denn ein jedes gerichtete Wesen kommt schon mit allen ihm zukommenden Vollkommenheiten zur Welt und braucht daher keine Offenbarung. Aber ganz anders verhält es sich mit dem Menschen. Dieser kommt in seiner ganzen Sphäre nackt zur Welt und bedarf daher gar wohl einer geoffenbarten Anleitung, nach der er seine ganz freie, durch nichts gebundene Lebenskraft soll auszubilden anfangen, um ein wahrhaft selbständig freies, lebendiges Wesen zu werden.
  8. Worin aber liegt denn das Kriterium der Echtheit einer wirklich notwendigen göttlichen Offenbarung? Das Kriterium liegt endlich im Handeln nach irgendeiner Offenbarung. Wer da gewissenhaft seiner erkannten Offenbarung getreu lebt, der auch wird zur inneren Freiheit seines Geistes gelangen, ob er ein Jude, ein Türke, ein Brahmine oder ein Christ ist – so wie da ein jeder, der nach einer Schule irgendeine Kunst lernt, sicher ein Meister wird, so er fleißig die Schule studiert und nach ihren Grundsätzen vorwärtsschreitet.
  9. Also steht es ja auch geschrieben: Wer da tun wird nach Meinen Worten, der wird es erkennen, ob sie von Gott oder ob sie von Menschen sind.
  10. Darin liegt das Hauptkriterium für die Echtheit einer göttlichen Offenbarung! Denn also muss ein jeder Mensch von Gott gelehrt sein; wer es nicht von Gott lernt, der hat es nicht und weiß es nicht. Das ist ein Hauptkriterium.
  11. Ein jeder aber lese den ersten Brief Pauli an die Korinther, und zwar das zweite Kapitel! Dort wird er auch ein Hauptkriterium finden. Es sei!

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