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62. Die Bekämpfung des Zorns

Am 7. April 1847

[62.1] Da ebendieser Zornteufel ein so gefährliches Wesen ist, so er sich im Besitz des menschlichen Fleisches befindet, und es gar oft notwendig ist, Kinder leiblich sterben zu lassen, ja nicht selten auch ganze Generationen durch Pest und andere verheerende Krankheiten dem Leibe nach zu töten, bevor es diesem Teufel noch möglich wird, die Seele völlig in sein Wesen zu ziehen, so ist es aber auch vor allem von höchster Wichtigkeit für jeden Menschen, der seine eigene Seele und – so er Vater oder Mutter ist – auch die Seelen der Kinder zu verwahren hat, dass man die gerechte Diät kennt und dann befolgt, durch welche nicht nur die Seele gerettet werden, sondern auch der Leib des Menschen für die ewige Wohlfahrt seiner Seele ein möglichst höchstes Alter erreichen kann, was aber nicht geschehen kann, wenn die Menschen diese Diät zum größten Teil nicht wissen, und so sie solche auch wissen, aber dennoch nicht befolgen.

[62.2] Wie muss sich demnach ein Mensch schon von seiner Geburt an verhalten, oder wie muss er anfangs gehalten werden, damit er in der Reife seiner Jahre jene psychische und leibliche Diätordnung beobachten kann, durch die allein es ihm möglich wird, ein ruhiges, hohes Alter zu erreichen und eben durch dieses hohe Alter seiner Seele einen wahren, festen, für die Ewigkeit dauernden Bestand zu sichern?

[62.3] Das Kind, wenn sich schon in der Wiege zeigt, dass es sehr empfindlicher Natur ist und leicht durch allerlei Einflüsse gereizt werden kann, soll, solange es noch kein Gedächtnis hat, durch solche Mittel genährt werden, die das Blut nicht erhitzen, sondern nur sanft kühlend herabstimmen.

[62.4] Säugt die Mutter das Kind an der Brust, so enthalte sie sich von geistigen Getränken und hauptsächlich von Gemütsbewegungen; denn durch alles das setzt sie Spezifika in ihre Brust, die eine Nahrung dieses Feuergeistes sind, – kurz und gut, sie enthalte sich von solchen Speisen und Getränken, die zu sehr die Galle erzeugen oder die schon erzeugte aufrütteln. Hülsenfrüchte, besonders Bohnen, sind einer solchen Mutter durchaus nicht zu empfehlen, wohl aber mäßige Fleischbrühen, auch Braten vom Fleisch reiner Tiere und Mehlspeisen von Weizen, Roggen und weißem Mais; auch Wassergerste oder Reis ist einer solchen gedeihlich in nicht fetter Milch gekocht.

[62.5] Wenn aber eine Mutter das Kind nicht selbst säugt, sondern es an der Brust einer sogenannten Amme trinken lässt – was zwar nie recht gut ist –, da soll fürs Erste die Amme wohl erkannt sein, wessen Geistes Kind sie ist, und hat sich’s herausgestellt, dass sie eine gute und sanfte Seele ist, so muss sie dann fürs Zweite dieselbe Diät im Essen und Trinken und in der Zügelung ihres Gemüts beobachten, wie ebendiese Diät der Mutter vorgeschrieben ist.

[62.6] Säugt das Kind die Mutter oder die Amme, so soll es alsbald von der Brust abgespent werden, als sich die ersten Zähne zeigen; denn mit den Zähnen beginnt auch das Gedächtnis bei dem Kind. Am besten jedoch wäre für ein solches Kind die Auferziehung ohne Brust.

[62.7] Weizenkleie gekocht und mit etwas reinem Honig gemengt, wäre die beste uranfängliche Kost für ein hitziges Blutkind. Man kann aber wohl auch Gerstenwasser, mit etwas Honig oder Zucker versüßt, nehmen; ebenso gut und manchmal noch besser sind gekochte Feigen und gekochtes Johannisbrot.

[62.8] Bei manchen Kindern, besonders in späterer Zeit, würde auch ein leichtes Linsenmus eine sehr beachtenswerte Kost sein, wenn diese, wie gesagt, im Alter schon etwas vorgerückt sind.

[62.9] Tierische Milch ist anfänglich nicht zu empfehlen, weil Tiere manchmal selbst nicht vollkommen gesund sind und somit auch keine gesunde Milch liefern können, was gewöhnlich zur Winterszeit der Fall ist. Manchmal sind aber auch schon Tiere vollblütigen und heftigen Temperaments, deren Milch also einem solchen hitzigen, vollblütigen Kind sehr übel zustattenkommen würde. Erst wenn Kinder ein bis zwei Jahre alt geworden sind, können sie mit leichter, durch Wasser verdünnter Milch bedient werden.

[62.10] Dagegen wird es ihnen aber nie schaden, manchmal ein gekochtes Obstmus zu genießen; denn das Obst, besonders gute Äpfel und feinere Birnen, sind sehr tauglich, das Blut zu reinigen und herabzustimmen.

[62.11] Fleisch kann solchen Kindern erst dann gereicht werden, wenn sie die Zähne gewechselt haben. Bekommen die Kinder, besonders oberwähnte, früher Fleischspeisen, so wird dadurch ihr Blut zu sehr genährt, ihr Fleisch selbst zu fett und darob ihre Transpirationswerkzeuge zu sehr verschleimt, woraus dann bald eine Menge gefährlicher Krankheiten für dergleichen Kinder entstehen.

[62.12] Wenn solche Kinder bis dahin ausgereift sind, dass sie einmal gehen und reden können, dann sollten sie mit allerlei mehr ruhigen und für das kindliche Gemüt nützlich-erheblichen Spielereien beschäftigt werden und es soll dabei fortwährend die Aufmerksamkeit gehandhabt werden, dass solche Kinder sich nie zu sehr erhitzen, weder durch Bewegung, noch viel weniger durch einen Gemütsaffekt. Es muss alles hinweggeräumt sein, was sie nur im Geringsten ärgern könnte.

[62.13] Wird aber bei einem oder dem anderen trotz all der Vorschriften bemerkt, dass nicht selten Gemütsaufbrausungen vorhanden sind, da ist eine zweckmäßige Strafe nie zu verabsäumen, welche jedoch nicht so geschwind mit Schlägen sondern viel wirksamer und gedeihlicher mit einem zweckmäßigen Fasten bei der Hand sein soll; denn nichts heilt den Zorn besser als der Hunger, und Hungernde sind am wenigsten zu einer Revolution aufgelegt, während, wenn sie satt sind, ihnen durchaus nicht zu trauen wäre.

[62.14] Sehr gut ist für Kinder, wenn man sie dergleichen Ursachen wegen zu strafen nötig hat, dass man ihnen begreiflich macht und ihnen sagt, dass der himmlische Vater, weil sie schlimm waren, ihnen kein Brot geschickt hat. Wenn sie aber wieder vollends brav werden, und werden den himmlischen Vater um Brot bitten, so werde Er ihnen gleich wieder eines geben. Dadurch werden dergleichen Kinder auf Gott aufmerksam gemacht, und es wird sich ihrer jungen Seele stets tiefer einprägen, dass sie in allem von Gott abhängt, und dass Er der getreueste Vergelter ist für alles Gute und Schlechte.

[62.15] Sind solche Kinder aber dann recht ruhig und sittsam geworden, dann soll es aber auch nicht verabsäumt sein, ihnen recht begreiflich zu zeigen, wie der himmlische Vater eine recht große Freude an ihnen hat und ihnen tagtäglich am Morgen, Mittag und Abend zuruft: „Lasst diese lieben Kleinen zu Mir kommen!“

[62.16] Wenn die Kinderchen so geleitet werden, dann wird es späterhin wenig Anstände mit ihnen haben; werden sie aber nicht also geleitet, so wird es schon etwas schwerer sein, sie in späterer Zeit auf den rechten Weg zu bringen, und es wird da das Sprichwort in Erfüllung gehen, laut dessen sich ein alter Baum nicht mehr beugen lässt, außer manchmal durch Blitz und Sturm, wobei aber ein solcher Baum selten ohne Schaden davonkommt.

[62.17] Sind dergleichen Kinder völlig erwachsen und haben schon eine vollkommene Selbsterkenntnis erlangt – d. h. insoweit als man in natürlicher Hinsicht diesen Begriff ausdehnt – und zeigen sich bei ihnen noch hie und da merkliche Symptome von übertriebener Gemütsreizbarkeit, da ist ihnen vor allem anzuempfehlen, dass sie in allem sehr mäßig leben, früh schlafen gehen, aber noch früher aufstehen, von geistigen Getränken sich längere Zeit enthalten, wie auch vom Fleisch unreiner Tiere, ja keine solchen Orte besuchen, wo allerlei tolles Spektakel zur schlechten Belustigung der Zuseher aufgeführt wird, besonders aber jene Orte nicht, wo getanzt und gespielt wird. Dergleichen muss von solchen Brauseköpfen auf längere Zeit, wenn nicht bei manchen auf immer, gemieden sein.

[62.18] Sehr gut ist für solche Menschen beiderlei Geschlechts auch, wenn sie bald ehelichen; denn die Brunst eines Brausekopfes ist viel ärger als die eines sanften Menschen. Hauptsächlich aber sollen solche Menschen nebst dieser naturmäßigen Diät auch recht oft beten und geistige Bücher lesen oder sich vorlesen lassen, wenn sie selbst nicht lesen könnten. Das wird ihre Seele stärken und ihrem Geist die Fesseln lösen, welcher leicht völlig frei wird, wenn dergleichen Menschen Meine Liebe ergreifen. Und weil solche Menschen einer größeren Versuchung ausgesetzt sind wie andere, so sind sie aber auch eben darum Meiner Gnade um so viel näher, als um wie viel größer ihre Versuchung ist. Denn ebendiese Menschen sind es, aus denen etwas Großes werden kann, wenn sie auf den rechten Weg gelangt sind, weil sie den gerechten Mut in sich haben. Aus diesen Menschen werden, geistig genommen, Schiffe und Paläste wie aus Eichenholz und Marmor gebaut in Meinem Reich; aus Schwämmen und Schilf wird nicht leichtlich etwas Besseres, als es ist in seiner Art.

[62.19] Diese Diät war noch notwendig dieser Denkwürdigkeit hinzuzufügen; und da wir sie nun klar dargestellt haben zur sicheren und nützlichsten Beachtung für jeden Menschen, so wollen wir fürs Nächste noch zu einer anderen Denkwürdigkeit übergehen.

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