Am 9. März 1847
[47.1] Es ist manchmal nicht überflüssig, um das Folgende desto mehr anschaulich und begreiflich zu machen, eine Wiedererinnerung dessen, was schon gesagt wurde; und so wollen auch wir über die verschiedenen Quantitätsverhältnisse der Spezifikalintelligenzen aus den drei Reichen einiges erwähnen. Es ist nämlich oben gesagt worden:
[47.2] Wenn in der Materie, oder im Metall- oder Mineralreich, zehn bis zwanzig Intelligenzen vorkommen, so kommen sie im Pflanzenreich tausend bis tausendmal tausend vor, im Tierreich auf höherer Stufe Millionen- und Millionen mal Millionen, im Menschen aber gehen sie ins Indefinitum [Unbestimmte, Unbegrenzte]. Dass dies wirklich so der Fall ist, wollen wir durch eine vergleichende Beispielsweise näher vor die Augen stellen.
[47.3] Man kann das Eisen glühend machen, es umschmieden, das, was früher vorne war, wegnehmen und rückwärts anschweißen und dergleichen Veränderungen mehr, – und das Eisen bleibt Eisen nachher wie zuvor; der gleiche Fall ist es mit allen anderen Metallen.
[47.4] Die Steine stehen dem Pflanzenreich schon etwas näher, haben auch schon mehr Spezifika als die Metalle, und zwar je gemeiner sie sind, desto edler und reichhaltiger in spezifischer Hinsicht; daher sie, wenn man sie zerstört, nicht leichtlich in ihren früheren kompletten Zustand gesetzt werden können. Sie bleiben zwar auch als zerbröckelte Teile eines früheren kompletten größeren Steines noch dieselbe Materie; aber sie können nicht, so wie die Metalle, durch das Feuer zu einer und derselben materiellen Masse zusammengefügt werden; denn das Feuer versetzt sie schon in einen ganz anderen Zustand, welcher dem früheren nimmer gleicht.
[47.5] Die Ursache dieser Erscheinung ist die Mehrzahl von Spezifikalintelligenzen, welche schon in einer größeren Ordnung sich ergreifen müssen als wie in den Metallen; und wird diese Ordnung durch irgendetwas gestört, wodurch oder wobei sich mehrere Intelligenzen empfohlen haben, so wird die Materie nicht mehr dieselbe, als sie früher war.
[47.6] Nehmt nur einen Kalkstein im rohen und dann im gebrannten Zustand. Im rohen mag er wohl tausend Jahre im Wasser liegen, so wird er sich nicht nur nicht auflösen, sondern nur fester werden, weil sich im Wasser mehrere Spezifika mit ihm vereinen. Werft aber einen gebrannten Kalkstein ins Wasser, und er wird in wenigen Minuten sich in einen ganz weißen Brei auflösen. Die Ursache von dieser Erscheinung ist, weil durch das Feuer eine gewisse Anzahl von Spezifika entwichen ist, welche früher dem Stein Dichtigkeit und Festigkeit gegeben haben; kommt endlich noch vollends Wasser dazu, so werden dadurch noch mehrere Spezifika frei, und die wenigen sich noch haltenden verlieren den nötigen Zusammenhang und fallen dann als ein Brei auseinander. Wird dem Brei das Wasser wieder genommen, so treten dann wieder einige frei gewordene Spezifika in den Brei zurück und bewirken, dass dieser Brei wieder zu einer größeren Festigkeit kommt, aus welchem Grunde er dann auch bei Mauerwerken als Bindungsmaterial gebraucht wird.
[47.7] Aus diesem Beispiel haben wir nun gesehen, dass die Steine mit sich nicht mehr so wie die Metalle manipulieren lassen, ohne ihre vorige Eigenschaft zu verlieren. Noch mehr ist das mit dem Ton der Fall, der, so er einmal gebrannt ist, ganz und gar seine frühere Eigenschaft verliert; denn aus einem gut gebackenen Ziegel wird nimmer Tonerde, noch weniger ein sogenannter Tonschiefer. Mehr aber noch als der Ton ist der Lehm heiklig; denn ein Lehmkuchen, in das Feuer gelegt, verglüht beinahe so wie Torf oder Steinkohle; nur versteht sich das vom reinen Lehm. Der Lehm aber lässt sich noch durch das Wasser erweichen und in verschiedene Formen kneten und bleibt ebenfalls noch Lehm, was auch beim Ton der Fall ist.
[47.8] Aber welch ein ganz anderer Fall ist das schon bei der gemeinsten Pflanze; da ist schon eine so feste Ordnung, dass sie auch nirgends um ein Atom verrückt werden darf, ohne der Beschaffenheit der Pflanze zu schaden. Der Grund liegt darin, weil in der Pflanze, selbst von der allereinfachsten Art, schon alle Spezifika wohlgeordnet vorhanden sein müssen, welche sonst in dem ganzen Mineralreich verschieden geteilt und gesondert anzutreffen sind.
[47.9] Nehmen wir z. B. einmal eine Moospflanze her, oder gar einen von heute bis morgen wachsenden Schwamm. Da kann nicht das, was in der Wurzel ist, den Stängel bilden, und selbst in der Wurzel ist schon eine so feste Ordnung, dass ein Spezifikum, welches gegen Mittag in der Wurzel tätig ist, gegen Mitternacht am geeignetsten Platz wäre und in dem Gewächs eine solche Unordnung bewirken würde, dass es verdorrte und abstürbe.
[47.10] Daher auch die Gärtner, wenn sie ihre Bäume gut versetzen wollten, sich genau die Himmelsgegenden merken sollten, unter denen ein Bäumchen mit seinen Wurzeln und Ästen früher gestanden ist; denn verkehren sie diese Ordnung, so wird das übersetzte Bäumchen entweder schwer oder gar nicht fortkommen, und das darum, weil zwischen den nördlichen und südlichen Spezifika ein bedeutender Unterschied ist. Besonders heiklig sind in diesem Punkt die Nadelhölzer; wie bei diesen die Himmelsgegend nicht getroffen ist, so dorren sie ab. Dasselbe ist auch bei den Pfropfreisern der Fall. Ein Pfropfreis von einem nördlichen Zweig auf einen südlichen Zweig eines anderen Bäumchens gepfropft, wird allzeit verdorren, weil die Spezifika nicht homogen sind.
[47.11] Aus diesem aber könnt ihr ersehen, mit welcher großen Genauigkeit die Ordnung in Hinsicht der Stellung der Spezifika gehandhabt werden muss; denn da hat ein jedes atomgroße Plätzchen eines Blattes schon ein anderes Spezifikum, welches zwar mit seinem Nachbar die größte Verwandtschaft hat, aber dennoch nicht völlig dasselbe ist, was sein Nachbar ist, denn wäre das nicht der Fall, da könnte nie ein Blatt konstruiert werden; und der dieses bezweifeln möchte, der soll nur versuchen ein gleich rundes Stückchen aus einem Blatt herauszustechen und es auf einen gleich großen Ausstich desselben Blattes anzufügen, und er wird sich überzeugen, dass da nimmer eine Verbindung vor sich gehen wird. Ja, Ich sage euch, da ist schon eine so große Ordnung vorhanden, dass sie keine menschliche Weisheit je in der Fülle erfassen kann, solange der Geist des Menschen in seiner sterblichen Hülle wohnt. Und je weiter in die Extremitäten einer Pflanze hinaus, desto reichhaltiger ist die Zahl der Intelligenzen und desto unverrückbarer ihre Ordnung, welche eben in den Zweigen, besonders junger Bäume, noch nicht so ausgebildet ist, daher diese auch übersetzt oder ineinandergepfropft werden können.
[47.12] Wenn aber schon bei den Pflanzen eine so große Ordnung gehandhabt werden muss, damit sie das werden, was sie sein sollen, als verschiedene Erlösungsanstalten, nämlich zur Freiwerdung seelischer Intelligenzen, wie groß muss dann erst die Ordnung sein, wo das Pflanzenreich in das Tierreich übergeht.
[47.13] Um diese Ordnung so gründlich als möglich einzusehen, werden wir nächstens durch lauter anschauliche Beispiele diese Sache beleuchten und die Tätigkeit und Weisheit der hierbei angestellten geschäftsleitenden Geister bewundern.
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