(Am 18. November 1842 von 3 1/2 bis 4 3/4 Uhr abends.)
[71.1] Da die Zeugung des Menschen desselben erstes Auftreten ist, oder vielmehr das Eingehen aus dem Geistigen in die naturmäßige Sphäre, so wollen wir auch damit beginnen. Wie wird denn allhier bei diesen großen Menschen der Sonne die Zeugung bewerkstelligt?
[71.2] Wenn ihr auf die Produkte des Landes aufgemerkt habt, wie diese aus dreifachen Quellen herrühren, so mögt ihr daraus auch ersehen, dass es mit der Zeugung des Menschen nahe derselbe Fall ist. Sie wird sonach ebenfalls auf eine dreifache Weise begangen; aber nicht entweder auf die eine oder auf die andere, sondern allzeit auf die zur Einheit vereinigte dreifache Art.
[71.3] Ihr werdet hier fragen: Wie ist solches wohl möglich? – Und Ich sage euch, dass solches gar wohl möglich ist. Denn selbst bei euch ist eine Zeugung ja auch ebenfalls eine dreifache; nur ist sie umgekehrter Ordnung, allda die sinnliche zuerst und dann erst, euch gewisserart zuallermeist unbewusstermaßen, die seelische und geistige erfolgt. Bei den uns bewussten Sonnenmenschen aber ist die geistige Zeugung das Erste. Dann folgt die seelische und endlich erst die leibliche.
[71.4] Wie geschieht denn die geistige Zeugung? Durch das innere Wort an das innere Wort. Wodurch die seelische? Durch den Willen an den Willen. Wodurch die leibliche? Durch ein Sichergreifen, welches ungefähr also aussieht wie eine brüderliche Umarmung. Nach einer solchen Umarmung haucht der Mann das Weib an, und der ganze Akt der Zeugung ist vollbracht; denn was der Johannes von der Werdung des Fleisches spricht, wird hier nahe buchstäblich ausgeführt.
[71.5] Die große Bedeutung liegt dann in dem werdenden Menschen als Grund verborgen, aus welchem er selbst hervorgeht, und endlich mit seiner Entwicklung denselben in sich als solchen erkennt; und dieser Grund ist das Zentrum, in welchem sich dann alles eint auf die Art, wie Ich es euch zur Genüge gezeigt habe.
[71.6] Also hätten wir auch von der Zeugung nichts mehr zu erwähnen. Wie geschieht aber die Ehe? Die Ehe geschieht ebenfalls wie die Zeugung auf eine dreifache Art. Irgend etwa ein äußerer Beweggrund führt niemals zwei Gatten zusammen, sondern lediglich der innere. Sind sie im Wort eins und sodann auch im Willen, so werden sie auch am Leib eins.
[71.7] Wenn sonach ein Mann im Alter von etwa hundert Jahren eurer Zeitrechnung irgendeines Vaters Tochter also erkannt hat, dass er in ihr gefunden hat sein Wort und seinen Willen, da geht er zum Vater und sagt zu ihm: „Siehe, ich habe in dieser deiner Magd mein Wort und meinen Willen gefunden, also will es demnach der große Gott, dass ich sie nehmen solle. Solches gebe ich dir kund, damit du deine Magd erforschen möchtest und dann ihren Leib führen an den meinigen, auf dass ich sie umarme und in ihr zeuge eine neue Frucht des Lebens.“ – Auf solche Rede beruft dann der Vater seine Tochter und spricht zu ihr: „Siehe hier vor dir den Mann, dessen Wort und Willen du trägst nach dem Willen des allmächtigen Gottes; daher werde sein und lasse dich umarmen von deinem Gatten! Gottes Segen sei mit euch und Sein Wort sei euer Leben jetzt, allzeit und ewig!“ – Darauf führt er seine Tochter dem Bräutigam zu, und die Ehe ist geschlossen. Im Falle aber, was jedoch überaus selten geschieht, so der Vater der Tochter nicht mehr am Leben wäre, so übernimmt dieses Ehebindungsgeschäft entweder ein ältester Bruder des Vaters der Tochter, in Ermangelung dessen aber auch ein anderer, dem ein verstorbener Vater noch zu seinen Lebzeiten seine Kinder überantwortet hatte. Also wären wir auch mit dieser Handlung zu Ende.
[71.8] Wie geschieht denn das Sterben dieser großen und zumeist bei tausend Jahre alt werdenden Menschen? Was den Akt des Sterbens betrifft, so ist dieser fürs Erste ganz wunderbarer Art und von keinem Mann wie auch von keinem Weib gefürchtet, sondern im Gegenteil der Kulminationspunkt der allerseligsten Erscheinungen bei ihnen.
[71.9] Von einer Krankheit ist da nie die Rede. Wenn aber jemand dem Leibe nach absterben soll, so weiß er solches schon längere Zeit voraus und bereitet in dieser, für ihn seit seinem ganzen Leben hellsten Zeitperiode alles gehörig und zweckmäßig vor für diejenige Zeit, in welcher er in das rein Geistige übergehen wird. Wenn die Zeit schon sehr naht, da wird gewöhnlich ein großes Dankfest bereitet, und diesem Dankfest folgt ein freundschaftliches Mahl. Sodann steht derjenige, dessen Zeit herbeigekommen ist, auf, grüßt alle seine Verwandten und sodann die ganze Nachbarschaft, welche da ist beisammen wohnend in einem Baumzirkel. Darauf verlässt er dann behände die Gesellschaft und begibt sich ganz eilig auf eine Anhöhe, welche von der ganzen Gesellschaft gesehen werden kann. Wenn er sich allda befindet, so legt er sich mit dem Gesicht aufwärtsgekehrt auf dem Boden nieder; und im Zeitraum von wenigen Minuten verschwindet er so ganz und gar, dass von ihm nicht die leiseste Spur zurückbleibt.
[71.10] Bald nach solchem Verschwinden kommt er vollends im Geiste wieder zu den Hinterlassenen zurück, da ihn dann ein jeder durch sein inneres Gesicht sieht. Diese Anschauung währt ebenfalls nur einige Minuten. Sodann aber wird dieser Geist alsbald entrückt, und von ihm ist dann nie mehr etwas zu sehen auf diesem Platz.
[71.11] Wenn dann alles solches vorübergegangen ist, sodann begibt sich die ganze Gesellschaft auf einen solchen Berg und bringt Gott ein einstimmiges Lob und Dank. Darauf begeben sie sich wieder nach Hause und sind fröhlichen und heiteren Mutes der großen Gnade willen, welche da Gott einem Bruder aus ihnen hat zukommen lassen. Dieser Akt des Sterbens ist im ganzen Gürtel gleich, sowohl auf den Inseln als auf dem großen, festen Land.
[71.12] Als merkwürdig kann allenfalls noch das von euch beachtet werden, dass der Mann eher verschwindet als das Weib, und im Ganzen der größte Riese eher als die kleineren Menschen. Das wäre sonach auch das Ganze über den Akt des Sterbens der Menschen dieses siebten Gürtels.
[71.13] Dass auf den beiden Gürteln ein und derselbe Fall in allem bisher Gesagten ist, braucht kaum erwähnt zu werden. Da wir sonach mit der Bewohnbarkeit der ganzen Sonnenoberfläche zu Ende sind, so wollen wir uns fürs nächste Mal in das Innere der Sonne, wie schon erwähnt, begeben. Und somit gut für heute!
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