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68. Grundsätzliches über Religion und die scheinbaren Widersprüche in göttlichen Offenbarungen

(Am 14. November 1842 von 3 1/2 bis 5 1/4 Uhr abends.)

[68.1] Wenn ihr die Religion der Bewohner des Planeten Miron betrachtet habt, so muss euch schon ein kleiner Vorgeschmack darin vorgekommen sein, wie gestaltig hier die Religion, nämlich auf diesem siebten Gürtel, sein möchte. Nur muss euch dabei das nicht aus den Augen gehen, dass der entsprechende Sonnengürtel sich niemals gleich-polarisch, sondern in allem nur anti-polarisch, das heißt solar zu allen den Verhältnissen eines ihm entsprechenden Planeten, verhält. Und so ist denn solches auch der Fall mit der Religion.

[68.2] Auf einem Planeten geht die Religion aus dem Materiellen ins Geistige über, und somit ist auch das Materielle notwendig vorwaltend vor dem Geistigen. Auf der Sonne ist dies gerade der umgekehrte Fall. Die Religion geht da aus dem Geistigen ins Materielle über und erscheint als der schaffende, wesenhafte Grund aller Dinge daselbst. Aus dem Grunde ist alldort das Geistige vorwaltend vor dem Materiellen.

[68.3] Um aber diesen Unterschied noch deutlicher zu machen, müsst ihr euch die Sache also vorstellen: So ihr Bewohner eines oder des anderen Planeten die Materie und ihre geformten Produkte vor euch habt, da bewundert ihr dieselben; und so ihr dieselben recht scharfsinnig betrachtet, so wird doch sicher ein jeder fragen: Wie entsteht oder entstand dieses oder jenes? Was ist wohl der Grund davon? – Durch dergleichen Fragen und möglich darauf erfolgte Antworten führt ihr euch immer tiefer. Und wenn ihr nach den gerechten Regeln forscht und sucht, so müsst ihr ja endlich notwendig auf das Geistige kommen, also auf ein selbständiges Leben, indem euch die regungslose, tote Materie am Ende zuruft: Ich kann mich ja unmöglich selbst gebildet und noch weniger belebt haben. – Was heißt aber das mit anderen Worten anders gesagt als: Ihr geht den antisolaren Weg vom Materiellen ins Geistige über.

[68.4] In der Sonne ist der Weg ganz umgekehrt, wie schon oben gesagt wurde. Da sieht niemand ein Ding an, wie es da ist vor ihm, sondern sein erster Blick ist der Grund, und von diesem aus geht er dann erst stufenweise diejenigen Wege durch, nach welchen sich aus dem Geistigen eine naturmäßige Wesenform ausgeboren oder ausgebildet hat, und dieser Weg wird dann der solare genannt.

[68.5] Also gestaltet ist dann auch selbst bei euch jede Offenbarung; sie geht vom Geistigen ins Materiell-Formelle über. Aus diesem Grunde müssen dann ja nicht selten die Außenformen wie widersprechend erscheinen, während sie von innen, aus der allerhöchsten und wohlberechneten Ordnung, entspringen.

[68.6] Damit euch dieses wieder einleuchtender wird, so will Ich euch nur ein kleines Beispiel geben: Betrachtet nur einmal einen alten Baum; besonders würde er sich dadurch, vorausgesetzt, dass er ganz gesund ist, am besten betrachten lassen, so ihr den Stamm gerade quer durchschneiden möchtet und sodann von seinem Kern aus betrachten alle die stets unordentlicher werdenden Holzumgebungen des Kernes, bis ihr da kommen möchtet sogar auf seine äußerste raue Rindenumgebung. Wenn ihr den Kern und dessen nächste Umgebung da sehen würdet, wie dieser ganz vollkommen ordnungsmäßig gebildet ist, so ist doch sicher vorauszusehen, dass euch darüber eine große Bewunderung über solche große Ordnung ergreifen müsste. Möchtet ihr aber dann die stets weiter vom Kern entfernten Holzkreise zu betrachten anfangen, so werdet ihr da auf unordentliche Kreise kommen, und ihr werdet euch sicher fragen: Woher diese Unordnung? Das widerspricht ja offenbar dem vollkommen runden Kern. Denn wir entdecken ja Aus- und Einbüge, die nicht selten ein, zwei bis drei Zoll ausmachen, und doch ist der Kern rund! Was hat denn da den Holzkreis eingedrückt und da wieder hinausgeschoben? – Und wenn ihr dann endlich auf die äußere Rinde kommen würdet, sagt Mir, woher werdet ihr euch da wohl die höchste Unordnung der Rinde selbst und endlich die großen Furchen des Baumes erklären? Ihr werdet doch notwendig sagen müssen: Je mehr bei Licht wir dieses betrachten, einen desto größeren Widerspruch finden wir zwischen dem Kern und zwischen der äußeren Umgebung dieses Baumes. – Seht, solches lehrt euch schon ein einziger Durchschnitt eines Baumes!

[68.7] Damit euch aber die ganze Sache noch klarer wird, wollen wir diese Sache noch ein wenig mehr beleuchten. Wenn ihr zum Beispiel den Baum auf mehreren Stellen durchschneiden würdet, und möchtet dann diese Durchschnitte bei immer gleichem Kern miteinander vergleichen, wie mächtig verschieden werdet ihr sie da finden! Allein diese Verschiedenheiten sind noch zu wenig auffallend. Daher wollen wir die Sache auch noch ein wenig tiefer betrachten.

[68.8] Nehmen wir zum Beispiel das Samenkorn eines Baumes! Ihr könntet zum Beispiel hundert Eichnüsse miteinander vergleichen, ja sie sogar abwägen. Wenn ihr übrigens die vollkommen schönen Früchte dieses Baumes nehmt, so wird dabei des Unterschiedes in kaum merklichem Verhältnis vorkommen. Und wenn ihr aus den Körnern noch dazu die Keime auslöst und sie an und für sich mikroskopisch betrachtet, so werdet ihr in einem jeden solchen Keimwärzchen eine und dieselbe Ordnung finden. Jetzt aber, Meine Lieben, nehmen wir uns die Mühe und machen einen kleinen Spaziergang in einen Eichwald. Ho, ho! werdet ihr sagen, da sieht ja nicht ein Baum dem anderen gleich; der hat solche Äste, der wieder andere, und nicht zwei im ganzen Wald sind sich der Form nach ähnlich. – Ihr werdet etwa meinen, vielleicht herrscht doch in den Wurzeln eine größere Ordnung und entspricht mehr und mehr dem Keim. Lassen wir die Bäume nur ausgraben; denn im Geiste ist solches ja leicht möglich. Beseht da die Wurzeln, wie sie ebenso verschieden sind wie die Stämme und Kronen der Bäume selbst.

[68.9] Wenn ihr solches nur ein wenig betrachtet, müsst ihr da nicht der Wahrheit gemäß laut ausrufen: Welch eine Unordnung, welch ein Widerspruch gegen die außerordentlich übereinstimmende und gleichmäßige Ordnung im Keim dagegen! – Wie kann aus solcher Ordnung eine solche, sich in allen Stämmen, Ästen und Zweigen widersprechende Unordnung entstehen?

[68.10] Seht, darin liegt es, was zu verstehen und wohl zu begreifen euch überaus nottut, so ihr von jeder äußerlich-formellen, geistigen Offenbarung durch den Buchstabensinn einen wahren Nutzen ziehen wollt. Denn das Geistige ist eine in sich selbst bestimmte Kraft und ist mit sich selbst in der größten Ordnung. Wenn aber diese Kraft, aus sich selbst hinaustretend, sich äußern will, so muss sie ja doch, als in sich die größte Ordnung, wohl innewerden, wie sie sich den äußeren Verhältnissen gegenüber möglicherweise äußern kann, um fürs Erste ihr ureigentümlich Beschaffenheitliches nicht aus den Augen zu lassen, übrigens aber so zu wirken, dass sie auch mit den äußeren Umständen im Einklang steht.

[68.11] Seht, aus dem wird etwa doch klar werden, dass wenn Ich, als die Urkraft Selbst, aus der allerreingeistigsten, ewigen Ordnung Mich für die Außenwelt äußere, Ich auch stets diese zwei Regeln, als der Grundurheber derselben, auf das Genaueste beobachte, und zwar eben dadurch, dass dabei von dem eigentlich göttlich Heiligen in Seiner Fülle nichts vergeben wird, sondern dasselbe allenthalben allerhöchstvollkommen beschaffenheitlich innewohnen muss. Was aber dann die formelle Äußerung nach außen betrifft, so muss sich diese dennoch wieder fügen nach den äußeren Umständen und muss daher notwendig in der Äußerlichkeit in allerlei widersprechend erscheinen, während sie doch in sich selbst in dem allerhöchst ordnungsmäßigen Einklang steht; – also wie die Eichbäume an und für sich beschaffenheitlich doch immer dieselben sind und sich, zufolge ihrer Produktionen, immer auf eine und dieselbe Grundordnung zurückbeziehen, wenn sie sich auch noch so sehr in der äußeren Form zu widersprechen scheinen.

[68.12] Werden aber hier nicht einige sagen: Wie steht denn diese Erklärung mit der Religion der Bewohner des siebten Gürtels im Einklang? – Ich aber sage: Die Folge wird es zeigen, wie notwendig diese Erklärung war, um das Fach der Religion, wie auch alles andere nicht nur der Bewohner dieses siebten Gürtels, sondern auch aller anderen Gürtel in dem wahren Grunde zu verstehen und daraus den gerechten Nutzen zu ziehen.

[68.13] Ich habe schon früher erwähnt, dass eben bei Gelegenheit der Darstellung der Religion dieser siebten Ringes-Bewohner so manche scheinbare Widersprüche im Verlauf dieser ganzen Mitteilung sollen ausgeglichen werden. Wie würdet ihr solches wohl je ohne diese nun vorangegangene Erklärung ruhig und sicher einsehen? Da aber ihr nun solches wisst, so wird es auch weiter keine große Schwierigkeit mehr sein, für euch alles solches zu berichtigen, und euch den Unterschied zwischen der solaren und antisolaren Wirkung zu zeigen.

[68.14] Aus dem Grunde wollen wir denn auch das Fach der Religion so ganz eigentlich erst in der nächsten Mitteilung beginnen. Somit gut für heute!

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