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67. Lebensverhältnisse und Geistesart der Bewohner des siebten Sonnengürtelpaares

(Am 12. November 1842 von 4 1/2 bis 6 3/4 Uhr abends.)

[67.1] Was die gesellschaftlichen Verhältnisse der Bewohner dieses Gürtels betrifft, so sind diese, wie schon erwähnt, nahe ganz dieselben wie auf dem entsprechenden Planeten. Nur gibt es hier nirgends, so wie auf dem Planeten, Wohnhäuser und somit auch keine Dörfer. Aber die Menschen wohnen auf gewissen Distrikten doch stets gesellschaftlich beisammen und benutzen ein allgemeines Distriktgrundeigentum, das heißt, der ganze bedeutend große Grund gehört niemandem einzeln zu eigen.

[67.2] Was der Grund somit natur- und normalmäßig trägt, hat ein jeder allenthalben das Recht, sein Bedürfnis zu stillen. Was aber jedermann zufolge seines Willens dem Boden zu entlocken vermag, das ist ihm allein eigen. Aber nach den unter ihnen bestehenden Freundschaftsgesetzen mag er von dem Eigenerzeugten wenigstens ein Drittel der Allgemeinheit zugutekommen lassen. Also ist es auch der Fall mit jenen Besitznehmungen, welche, wie ihr zu sagen pflegt, zu den zufälligen gehören, oder welche sich also verhalten, wie da ihr zu sagen pflegt: Das ist ein Land, wie sich’s gehört; denn da fliegen einem die gebratenen Vögel von selbst in den Mund!

[67.3] Ihr werdet euch noch erinnern können, dass die Luft des Planeten Miron nicht selten auf wunderbare Weise Lebensmittel erzeugt, die nur abgefangen zu werden brauchen und sodann in den Mund geführt. Noch mehr ist dies aber auf diesem Gürtel der Sonne der Fall, und ganz besonders auf dem nördlichen. Denn weil eben die Polargegenden der Sonne diejenigen sind, aus welchen das ganze Heer ihrer Planeten seine reichliche Nahrung bekommt, so könnt ihr es euch wohl leicht vorstellen, dass bei solch reichlichen Ausspendungen sich nicht selten eine Menge Brosamen über den Polargebirgsgürtel in den siebten Gürtel herein verlieren. Und so gibt es für die Bewohner dieses Gürtels auch immer etwas zu naschen.

[67.4] Aus dem Grunde ist auch das Klima dieses Gürtels bedeutend kühler als das der anderen Gürtel, indem die Luft dieses Gürtels beständig mit allerlei fruchtbaren Dünsten erfüllt ist, aus welcher dann endlich allerlei gute Dinge zur leiblichen Erscheinlichkeit kommen, welche Erscheinlichkeiten den Bewohnern dieses Gürtels nicht minder willkommen sind, als den Israeliten in der Wüste der Mannaregen. Was sonach diese Luft freiwillig abwirft, gehört demjenigen, der es zuerst gefunden hatte und es dann in seinen Besitz nahm; doch mag er davon allzeit der Allgemeinheit die Hälfte zugutekommen lassen. Darin also besteht die gesellschaftliche Verfassung dieser Bewohner.

[67.5] Da aber diese größten Menschen der Sonne keine Häuser haben, so fragt es sich: Wie sind demnach ihre Wohnungen beschaffen? – Sie suchen sich auf den Hügeln, welche von ziemlicher Bedeutung sind, die flachen und weichen Stellen aus. Auf diesen lassen sie ein dichtes Gras wachsen, welches sehr elastisch ist und nicht selten eine Höhe von mehreren Klaftern erreicht. Eine solche, oft ein, zwei bis drei Quadratmeilen einnehmende Grasfläche umpflanzen sie dicht mit überaus hochwachsenden, riesigen Fruchtbäumen. Eine solche Fläche, mit solchen Bäumen umfangen, ist demnach das allgemeine Wohnhaus, davon ein Teil von den Männern, ein Teil aber von den Weibern bewohnt wird. Diese Art Wohnhäuser, oder vielmehr Wohnplätze, haben aber niemals eine ganz regelmäßige Form, sondern richten sich allzeit nach der Fläche eines solchen Hügels.

[67.6] Alles andere Land um einen solchen Hügel, welches nicht selten einen Flächenraum von achthundert bis tausend Quadratmeilen einnimmt, ist ein allgemeiner Grund, der den Bewohnern der Fläche zugutekommt.

[67.7] Wer ist denn der Erste einer solchen Gesellschaft? Die Ordnung ist dieselbe wie in dem Planeten. Die Eltern sind den Kindern alles. Und irgend der Älteste, oder – wenn es dergleichen mehrere sind –, wird in wichtigen Fällen zu Rate gezogen, welcher Rat aber dann auch allzeit auf das Eifrigste befolgt wird.

[67.8] Wie stehen denn solche Gesellschaften sich gegenseitig im Verband? Überaus freundschaftlich, wenn sie zusammenkommen. Denn solches gibt bei ihnen keinen Unterschied, und am allerwenigsten einen solchen, den die Bewohner dieser Erde finden, indem sie mit den dunkler gefärbten Brüdern wie mit den Tieren einen Handel treiben. Im Gegenteil, ein Mensch von einer anderen Farbe wird von einem anderen wieder anders Gefärbten stets höher geachtet als ein Gleichgefärbter, und das zwar aus dem Grunde, weil die Bewohner also glauben, dass der große Schöpfer dadurch einen neuen Beweis von Seiner unzugänglichen Weisheit habe anzeigen wollen. Daher studieren dann diese Menschen emsig nach, ob sie nicht irgendeine Spur finden könnten, um aus ihr oder in ihr zu erfahren, welche allerweiseste Absicht der große, allmächtige Schöpfer etwa mit dieser Färbung gehabt haben dürfte. Aus ebendem Grunde besprechen sie sich auch sorgfältigst mit einem solchen anders gefärbten Menschen, um etwa durch seine Äußerungen der innern Weisheit auf die Spur zu kommen. Und da ist dann jedes Wort aus dem Munde eines solchen Andersgefärbten wie ein gefundener Schatz, welcher nach allen Seiten sorgfältig betrachtet wird, und wird dann zergliedert und gezählt bis auf den innersten Grund.

[67.9] Also sind auch die verschiedenen Größen der Menschen auf diesem Gürtel ein bedeutender Grund der gegenseitigen Achtung; denn auch diese werden also wie die Farben betrachtet.

[67.10] Sind die Bewohner dieses Gürtels aber auch so industriös wie die des Planeten? Das eben nicht. Denn sie bedürfen vieles dessen nicht, was den Bewohnern des Planeten nötig ist; denn da sie keine Häuser und sogar auch keine Kleider haben, so fallen damit auch viele materielle Industriezweige hinweg.

[67.11] Aber was da wieder tiefere, innere, geistige Kenntnisse und Wissenschaften anbelangt, so sind sie darinnen den Bewohnern des Planeten ums überaus Viele überlegen. Außer ihrem starken Willen haben sie auch keine anderen Werkzeuge als ihre beiden Hände und ihre anderen gesunden Sinne.

[67.12] Wie sieht es denn mit der Musik aus? In materieller Hinsicht, wie ihr zu sagen pflegt, überaus schlecht. Denn sie besitzen weder musikalische Instrumente, noch können sie mit ihrer Stimme, welche zu tief liegt, irgendetwas der Musik Ähnliches hervorbringen. Aber desto musikalischer sind sie in ihrem Geiste und haben demzufolge das eigene, innere Vermögen, sich gegenseitig ihre inneren Geisteskonzerte also vernehm- und fühlbar mitzuteilen, als ihr euch mitteilen könnt durch Worte eure Gedanken.

[67.13] Wie geschieht aber dieses? Fast auf dieselbe Art, als wie da auch so manche sogenannten Somnambulen bei euch diejenigen Töne und Harmonien sehr deutlich vernehmen können, welche sich ihr sogenannter Magnetiseur denkt und in sich fühlt. Ihr werdet zwar fragen: Wie ist solches wohl möglich? – Auf diese Frage sage Ich euch fürs Erste, dass der geistige Mensch ebenso gut Ohren und alle anderen Sinne hat wie der naturmäßige. Wie aber der naturmäßige Mensch mit seinen naturmäßigen Sinnen den Gesang eines anderen Menschen vernehmen kann, so gut, und noch ums Unvergleichliche vollkommener, kann solches der Geist mit seinen unvergleichlich zarteren Sinnen. Daraus aber ist ja doch evident, dass Menschen auch ohne Instrumente und ohne materielle Gesangsfähigkeit noch immer die tüchtigsten Musiker sein können. Denn wäre solches nicht der Fall, so wäre auch unter euch nie eine Musik entstanden. Denn woher hätte es der erste Musiker genommen, so sein Geist nicht schon ein tüchtiger Musiker gewesen wäre? Aus diesem nun Gesagten könnt ihr dann ja recht wohl begreifen, wie unsere siebten Gürtels-Bewohner ohne äußere Gesangsfähigkeit recht überaus vortreffliche Musiker sein können, und können sich damit auch gegenseitig, Mich allertiefst lobend, ergötzen.

[67.14] Denn die Musik des Geistes soll ja allzeit entsprechen dem tiefsten, innersten Lob, das ein Geist Mir aus seiner innersten, himmlischen Tiefe darzubringen vermag, also wie es der Mann nach Meinem Herzen und noch andere Sänger Meiner Ehre taten, und wie es allzeit tun alle Engelsgeister der Himmel. Wenn aber die Musik so wie bei euch gehandhabt wird, da wäre gar vielen Musikern besser, sie musizierten mit Klapperschlangen auf den öffentlichen Bällen, als mit ihren wohlklingenden, musikalischen Instrumenten, die da, im Geiste zusammengenommen, nichts anderes sind, als ein mächtiger Posaunenruf des Satans zum ewigen Tode! Doch genug von dem! Denn zu welcher Entartung die Musik derzeit bei euch gekommen ist, wisst ihr ohnehin.

[67.15] Wie sieht es denn mit der Astronomie der Bewohner dieses Gürtels aus? Sehr gut, und gerade so wie mit der Musik. Mit ihren Augen sehen sie zwar, ausnahmsweise für diesen Gürtel, zufolge seiner beständigen Umdunstung, ein Gestirn am weiten Firmament nie. Aber desto bestimmter sehen sie solches in ihrem Geist, und sind auf diesem Wege in diesem Fach so bewandert, dass ihnen fremde Weltgebiete nahe so bekannt sind wie ihr Gürtel.

[67.16] Sie wissen sogar, wenn auch nicht alle, aber die Weisesten aus ihnen ganz bestimmt, wie der vollkommene Planet Sonne bestellt ist, und was alles für Kostgänger er auf seiner Oberfläche wie in seinem Innern und auch über sich birgt und trägt. Aber sie wissen es auch, dass sie mit ihrem Leib so lange da zu verbleiben haben, so lange es ihrem Geist bestimmt ist, denselben zu tragen. Also sind die Bewohner dieses Gürtels im Ernst nicht so auf den Kopf gefallen und etwa so unbehilflich, wie sie auf den ersten Augenblick in ihrer riesenhaft großen Nacktheit erscheinen.

[67.17] Wenn da jemand fragen möchte: Warum aber sind die Menschen dem Leibe nach gar so unglaublich groß, während ihr Geist bei aller seiner Vollkommenheit dennoch nichts Größeres aufzuweisen hat als ein anderer vollkommener Geist eines, leiblich genommen, unvergleichbar viel kleineren Menschen? – Seht, das ist wieder eine Frage, auf welche sich statt der Antwort nur gewisse andere Fragen geben lassen. Denn könntet ihr nicht ebenso gut fragen: Warum ist denn der Eichbaum zur Tragung seiner unbedeutenden Frucht so groß? – und warum gerade derjenige Apfelbaum, der die größten Äpfel trägt, nicht nur im Verhältnis gegen den Eichbaum, sondern sogar im Verhältnis gegen seine Brüderbäume gewöhnlich der kleinste? Ferner könntet ihr auch fragen: Warum hat denn der große Elefant die kleinsten Augen, im Verhältnis zu anderen Tieren; und eine Fliege, ja sogar eine Mücke und noch andere dergleichen fliegende Insekten im Verhältnis zu ihrer Größe die größten Augen?

[67.18] Es ließen sich noch eine Menge also etwas lustiger Gegenfragen aufstellen. Allein es mögen diese zwei hinreichen, um euch und auch so manchen anderen erschaulich zu machen, dass Ich so eine Menge Eigentümlichkeiten habe, für welche Ich eben nicht allzeit aufgelegt bin, Rechenschaft abzulegen, besonders den Menschen in ihrem naturmäßigen Zustand, in welchem sie aus Meinen, wieder ganz eigentümlich wohlberechneten Gründen einer höheren Weisheit unzugänglich sind. So aber dieser Zustand der Prüfung ein volles Ende haben wird, sodann wird es schon noch immer Zeit sein, durch die ganze Ewigkeit, die vollkommenen Geister in allerlei Weisheit zu führen. Dafür lassen wir auch unsere großen Menschen auf diesem Gürtel einstweilen wie sie sind. Einst wird schon für den Geist ein zuständlicher Zeitpunkt kommen, wo er solches wird einsehen lernen.

[67.19] Da wir nun die Verhältnisse unserer siebten Gürtels-Bewohner durchblickt haben, so wollen wir uns fürs nächste Mal zur Religion dieser Menschen wenden, in welcher sich noch so manche scheinbaren Widersprüche über die Darstellung der Sonne ausgleichen werden. Und somit gut für heute!

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