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46. Metallgewinnung und Herstellung von Werkzeugen. Die monumentalen Wohnhäuser des sechsten Sonnengürtelpaares

(Am 13. Oktober 1842 nachmittags von 3 bis 5 1/4 Uhr.)

[46.1] Unter den Werken dieser Menschen werden vorzüglich ihre Bauten und ihre Metallarbeiten verstanden.

[46.2] In diesem Gürtel haben die Berge der Sonne eine Art Metall, das da völlig das Aussehen hat, als wäre bei euch Gold mit Eisen gebunden worden. Dieses Metall ist allda fürs Erste sehr häufig zu Hause; fürs Zweite ist es eben darum nicht schwer zu gewinnen, und ist fürs Dritte sehr geschmeidig, dabei doch federhart und dadurch zu allerlei nützlichen Hau- und Schneidewerkzeugen tauglich.

[46.3] Um dieses Metall aber sehr tauglich zu bereiten, sind ebendiese Gürtelbewohner überaus geschickt. Sie haben zu diesem Behuf auch überaus große Hüttenwerke, in denen dieses Metall zu allerlei Gerätschaften bereitet wird. Für den Zweig dieser Industrie widmen sich mehrere Menschen ausschließlich. Sie verlangen zwar nichts für ihre Arbeit; aber wer allda ein oder das andere Werkzeug haben will, der muss sie ebenso schwer mit Früchten und Esswaren versehen, als wie schwer da ist ein oder das andere Werkzeug.

[46.4] Dass diese Werkzeuge manchmal nicht von zu leichter Art sind, könnt ihr euch leicht vorstellen, besonders die großen Hammerbeile; denn diese sind nicht selten von fünfzig bis hundert Zentner schwer. Mit Hilfe solcher Werkzeuge können dann auch diese Bewohner gar leicht die riesenhaftesten Gebäude aufführen.

[46.5] Es gibt zwar nur selten Wohnhäuser, das heißt, die Wohnhäuser sind etwa nicht so knapp aneinander, wie ihr euch vorderhand denken möchtet, sondern sie liegen in diesem Land so weit voneinander abstehend, wie etwa die Residenzstädte bei euch. Aber wo ein solches Wohnhaus steht, da will es aber auch bei weitem mehr sagen als die größte Stadt auf eurem Erdkörper und hat dann auch im Verhältnis seiner riesigen Größe eine sehr zahlreiche Bevölkerung. So gibt es Wohnhäuser, in denen nicht selten fünf bis zehn Millionen Menschen wohnen.

[46.6] Aus dieser Angabe könnt ihr schon zuerst euch einen kleinen Begriff machen, was für eine kolossale Bewandtnis es mit einem solchen Wohnhaus hat. Um euch ein solches Haus speziell darzustellen, hättet ihr wenigstens zehn Jahre fleißig daran zu schreiben, ohne dabei noch ein volles Detail zu haben. Damit ihr euch aber dennoch einen kleinen Begriff davon machen könnt, so will Ich euch nur einen kurzmöglichsten Abriss davon geben.

[46.7] Ein solches Haus hat gewöhnlich sieben, manchmal aber auch zehn Stockwerke. Wie aber sind diese Stockwerke eingeteilt? Denkt euch eine viereckige Fläche, die auf jeder Seite eine Länge von siebzig Meilen eures Maßes hat. Auf dieser Fläche, das heißt den äußersten Stand allenthalben berührend, erhebt sich das erste Stockwerk zu einer Höhe von dreißig Klaftern eures Maßes. Die Zimmerbreite dieses ersten Stockwerkes beträgt allzeit fünfzig Klafter.

[46.8] Das Stockwerk, oder vielmehr dieses große Randgebäude, hat wie alle übrigen kein Dach, sondern ist ganz flach gedeckt und an den Rändern, sowohl nach außen wie nach innen, mit festen und geschmackvollen Geländern versehen. Die Wände sind komplett, und in gerechten Entfernungen von fünf zu fünf Klaftern mit großen Fenstern versehen, allenfalls sogestaltig, wie bei euch in den Bethäusern die sogenannten gotischen Fenster aussehen. Ein jedes Zimmer zählt sieben bis zehn solcher Fenster.

[46.9] Im Inneren des Zimmers wird der Dachplafond nach der Länge dieses Randgebäudes von starken Säulen getragen. Die Fenster selbst sind mit einer Art Glas, wie bei euch, verschlossen; nur ist das Glas nicht also hart und spröde wie bei euch, sondern ist mehr elastisch und biegsam, indem es aus dem Saft einer Wurzel, die da in großer Menge gepflanzt wird, bereitet ist, etwa also wie ihr bei euch aus den tierischen Abfällen den Leim bereitet. Das Glas ist aber allzeit von einer grünen Farbe, das heißt von der Natur aus; manchmal aber mischen die Bewohner dem Saft auch andere Farben bei; und so gibt es dann auch verschieden gefärbte Glasarten, aus denen die Fensterscheiben geschnitten werden.

[46.10] Die Einrichtungen der Zimmer sind zwar sehr einfach, aber nichts weniger als geschmacklos. So sind auch die Wände und der Plafond allzeit mit mannigfaltigen, wenn schon an und für sich mehr einfachen Zierraten geschmückt. Der Fußboden eines solchen Zimmers ist gewöhnlich mit viereckigen, verschiedenfarbigen, platten Steintafeln belegt, welche alle fein geschliffen und poliert sind. Auf den Glanz der Gegenstände in einem Zimmer richten die Bewohner ein ganz besonderes Augenmerk.

[46.11] Um die Säulen in der Mitte eines solchen Zimmers sind gewöhnlich große Rundbänke gezogen, so wie auch um die Wände geradlaufende, weiche Bänke, welche mit weichen Laubpolstern reichlich belegt sind, über welche Laubpolster dann erst zierliche Decken gezogen werden.

[46.12] Wollt ihr nun wissen, wie viel Zimmer in einer Front des Randgebäudes vorhanden sind, so dürft ihr nur das angebliche Maß eines und des anderen Zimmers nach der Anzahl der Fenster und ihrer Entfernungen nacheinander bestimmen und dann ein solches Zimmermaß in der ganzen Länge von siebzig Meilen teilen, so wird auch die Menge der Zimmer ganz gut herauskommen. Ein jedes Zimmer hat dazu noch seinen eigenen Eingang, sowohl von außen als wie von innen. Und sämtliche Zimmer eines ganzen Stockwerkes sind innerlich ebenfalls mittels Türen miteinander verbunden, so zwar, dass man durch die Zimmer alle vier Fronten eines Stockwerkes umgehen kann. Also führt auch von einem jeden Zimmer an der Wand, welche quer durch das Zimmer geht, eine zierliche und bequeme Treppe auf den freien Plafond, oder vielmehr auf das freie, mit Geländern versehene glatte Dach eines solchen Stockwerkes. Ein jedes Zimmer wird von einer eigenen Familie bewohnt.

[46.13] Nun hätten wir auf diese Weise das erste Stockwerk. Denkt euch jetzt wieder einen freien Raum oder vielmehr eine Gasse in der Breite von fünfzig Klaftern. Hier fängt das zweite Stockwerk an. Dieses hat an und für sich wirklich zwei Stockwerke, das heißt, das erste gleichlaufend mit dem äußeren, großen Randgebäude, das zweite ruht auf dem ersten Stockwerk und erhebt sich noch einmal so hoch von der Erde wie das erste. Die Einteilung und Einrichtung der Zimmer, sowohl des ersten als des zweiten Stockwerkes, ist ganz dieselbe wie im ersten Randgebäude. Das Dach ist auch hier flach und zum freien Herumwandeln tauglich und ist ebenfalls mit festen, zierlichen Geländern versehen.

[46.14] Denkt euch nun eine Gasse, welche in geradester Linie nicht viel weniger als siebzig Meilen Länge hat, so kann auch das Großartige eines solchen Wohnhauses schon ein wenig einzuleuchten anfangen.

[46.15] Gehen wir aber durch dieses zweite Gebäude durch. Und seht, das Gebäude selbst hat eine Breite von fünfzig Klaftern so wie das erste. Und nun ist wieder eine fünfzig Klafter breite Gasse.

[46.16] Hier sehen wir das dritte Stockwerk, von der Erde angefangen aus drei Stockwerken [bestehend], jedes von gleicher Höhe mit dem äußeren Randgebäude, welches, wie schon gesagt wurde, sich dreißig Klafter über den Erdboden erhebt. Also hätten wir demnach bei diesem dritten Stockwerk schon eine Höhe von neunzig Klaftern. Hier finden wir wieder nichts anderes Neues als bloß den dritten Stock, der natürlicherweise ganz bequem über den zweiten hinwegsieht.

[46.17] Gehen wir also auch durch dieses Gebäude. Hier kommen wir wieder auf eine fünfzig Klafter breite Straße; allda sehen wir das vierte Stockwerk, welches den früheren Gebäuden in allem anderen vollends gleicht, nur dass es natürlicherweise in den unteren Stockwerken verhältnismäßig stärkere Mauern hat als die früheren Gebäude. Auch hier ist das Dach flach und mit festen und zierlichen Geländern versehen, und man kann vom Dach auch natürlicherweise über die anderen drei Stockwerke bequem hinaussehen.

[46.18] Gehen wir nun wieder durch dieses Gebäude, und wir erblicken abermals eine fünfzig Klafter breite Straße und ein fünf Stockwerke hohes Gebäude, welches natürlich etwas kürzere Fronten hat als das äußerste; allein die Verkürzung dieser Front gegen die Front des äußeren Randgebäudes beträgt noch nicht eine deutsche Meile. Somit hättet ihr noch immer mehrere Tagereisen nötig, um nur eine Front dieses fünften Fünfstockwerkgebäudes abzureisen. Dass auch dieses fünfte Stockwerkgebäude mit den anderen bis auf die größere Stärke der Mauern gleich ist, braucht kaum mehr erwähnt zu werden.

[46.19] Gehen wir wieder durch dieses fünfte Fünfstockwerkgebäude, und eine neue Gasse von fünfzig Klaftern Breite eröffnet sich; und wir sehen die Front des sechsten Sechsstockwerkgebäudes. Dieses Gebäude ist einenfalls von den anderen in nichts anderem unterschieden als erstens in der größeren Stärke der unteren Mauern und auch in der Farbe; denn von diesem sechsten Gebäude fangen die Stockwerke an, verschieden gefärbt zu werden, und zwar nach der Ordnung der Farben eines Regenbogens, welches natürlicherweise einen überraschend herrlichen Prospect [Anblick] gibt. Die Dachfläche ist hier mit einem pyramidenartigen Geländer umfasst, auf welchen Pyramiden große Kugeln angebracht sind. Das ist der Unterschied zwischen diesem sechsten Gebäude und den ersten, uns schon bekannten. Was aber das Innere der Zimmer betrifft, so sind diese gleich also eingeteilt und eingerichtet wie die Zimmer der anderen, uns schon bekannten Gebäude.

[46.20] Und so begeben wir uns wieder durch dieses sechste Sechsstockwerkgebäude. Hier treffen wir auf einmal eine tausend Klafter breite Straße. Diese Straße ist durchgehends also glatt abgeschliffen und poliert wie ein Spiegel bei euch. Und endlich erhebt sich mit der großartigsten Säulenpracht das Siebenstockwerkgebäude. Dieses Gebäude ist von den früheren nicht nur durch die verschiedene Färbung der Stockwerke unterschieden, sondern es unterscheidet sich auch durch die nach außen wie nach innen jedes einzelne Stockwerk tragenden Säulen. Denn die eigentlichen Wände dieses siebten Gebäudes steigen erst innerhalb der mächtigen Säulengalerien auf. Dass die Säulen der unteren Stockwerke immer stärker sind als die der oberen, versteht sich von selbst, weil sie die Last der oberen stets mehr und mehr tragen müssen. Jede Säulenreihe ist von einer anderen Farbe, ebenfalls nach der Ordnung der Farben eines Regenbogens. Das Dach ist ebenfalls flach und über einer jeden Säule erhebt sich ein Obelisk, der zuoberst abermals mit einer großen Goldkugel geziert ist. Ein jeder solcher Dachobelisk ist mit dem anderen durch ein zierliches Geländer verbunden und bietet auf diese Weise einen überaus prachtvollen Anblick. Dieses siebte Gebäude ist zufolge der nach außen wie nach innen gekehrten Säulengalerien, von denen eine jede bei zwanzig Klafter Breite hat, um so viel breiter als die anderen, so dass die ganze Breite eines solchen Gebäudes hundert Klafter beträgt.

[46.21] Manches Wohnhaus hat hier ein Ende, und der innere, noch überaus geräumige Platz ist dann ein allgemeiner Pracht- und Ziergarten, wohlversehen mit tausenderlei Arten kleinerer Baukünste, wie auch mit vielen Alleen von fruchtbaren Bäumen. Auch fehlen da nicht allerlei Wasserkünste, darin die Bewohner dieses Gürtels große Meister sind, weil auch die verschiedenen Wasserleitungen in das Fach der Baukunst gehören.

[46.22] Manche Wohnhäuser aber haben nach diesem siebten Stockwerkgebäude noch drei, also noch ein achtes, neuntes und zehntes Stockwerkgebäude, wovon dann wieder jedes durch eine fünfzig Klafter breite Straße voneinander entfernt ist. Nur sind diese Gebäude, weil sie dem Siebenstockwerkgebäude gleichen, jegliches von einer Breite von hundert Klaftern. Dadurch wird freilich dann der innere, große Platz etwas enger; aber dennoch immer groß genug und so groß, dass ihr noch stets mehrere Tagereisen vonnöten hättet, um ihn zu umgehen.

[46.23] Nun seht, das ist ein Wohnhaus dieser Bewohner des besagten Gürtels. Welche Pracht der Anblick eines solchen Wohnhauses gewährt, dazu ist eure Phantasie sogar zu klein, um sich das nur annähernd vorstellen zu können.

[46.24] Doch ihr müsst euch nicht diese Wohnhäuser als etwa das Großartigste der Baukunst dieser Bewohner denken. Wenn wir erst ihren großartigen Straßen-, Brücken- und Tempelbau werden kennenlernen, dann erst werdet ihr im vollsten Maße die Baukunst der Bewohner dieses Gürtels, euch überaus hoch verwundernd, beachten können. Das Großartigste aber bleiben immerhin ihre Straßen und Brücken; denn von etwas Ähnlichem hat euch noch nie geträumt. Und ihr mögt auch im Voraus phantasieren wie ihr wollt, und könnt dabei überaus versichert sein, dass die Darstellung einer solchen Straßen- und Brückenanlage alle eure noch so großartigen Phantasien bei weitem im Hintergrund lassen wird.

[46.25] Da ihre Darstellung, damit ihr euch einen klaren Begriff davon machen könnt, etwas gedehnter sein muss, so wollen wir sie für das nächste Mal aufbehalten und uns daher für heute bloß mit der Verkündigung begnügen.

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