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40. Vegetation und Tierwelt auf dem vierten Sonnengürtelpaar. Weitere Staatsregeln

(Am 3. Oktober 1842 von 3 bis 5 1/2 Uhr nachmittags.)

[40.1] Bevor wir aber jedoch zu den noch wichtigeren Staatsregeln übergehen wollen, wird es notwendig sein, mit der planetarischen und animalischen Welt dieses Gürtels uns ein wenig bekannt zu machen.

[40.2] Ihr werdet euch hier denken: Bis wir die überaus reichhaltige Pflanzen- und Tierwelt dieses Gürtels, wenn auch im flüchtigsten Maße genommen, durchschauen, da werden wir noch lange nicht zu der Fortsetzung der ferneren, wichtigeren Staatsregeln kommen. Ich aber sage euch: Sorgt euch nicht darum. Denn bei manchen Gelegenheiten verstehe Ich es, den Baum auf einen Hieb fallen zu machen. Und solches wird auch hier der Fall sein.

[40.3] Bevor Ich aber diesen Hieb ausführen werde, muss Ich euch schon ein wenig wieder auf den Planeten Jupiter selbst führen. Obschon dieser Planet gut viertausendmal größer ist als die Erde, die ihr bewohnt, so hat aber in Hinsicht sowohl auf die klimatische Beschaffenheit als, dieser zufolge, auch in Hinsicht auf die Vegetation und Tierwelt kein anderer Planet mit eurer Erde eine größere Ähnlichkeit als gerade dieser. Er hat zwar noch so manche Eigentümlichkeiten, welche anderen Planeten fremd sind, sowohl in planetarischer als animalischer Hinsicht; aber trotz dieser Eigentümlichkeiten möchtet ihr auf diesem Planeten wohl alles, nur in ziemlich vergrößertem Maßstab, antreffen, was nur immer euer Planet auf und in sich fasst.

[40.4] So wäre eine Eigentümlichkeit hinsichtlich des Pflanzentums, dass da auf diesem Planeten manche weise und liebfromme Menschen eine solche Willensfähigkeit besitzen, die da gleichkommt jener [Willensfähigkeit der Menschen] des Mittelsonnengürtels, und können derzufolge auch ganz neuartige Bäume und Pflanzen dem Boden ihrer Erde entlocken. Nur sind dann solche Bäume und Pflanzen samenlos und somit keiner Fortpflanzung fähig; während die positiven Pflanzen und Bäume, so wie auf eurer Erde, einen lebendigen Samen mit sich bringen.

[40.5] Diese positiven Pflanzen aber sind keine anderen als, in veredelter Hinsicht, die eures Erdbodens. So würdet ihr daselbst in der heißen Zone des Jupiter alle die tropischen Gewächse entdecken, in dessen zwei gemäßigten Zonen alle Früchte und Gewächse, welche auf eurer Erde in ebendiesen Zonen vorkommen; und so auch die der kalten Zone. Aber nur müsst ihr euch alles dieses um vieles veredelter und auch um vieles größer vorstellen, als es da vorkommt auf eurer Erde.

[40.6] So würdet ihr zum Beispiel dort auf einer grasreichen Wiese also zwischen den Grasstämmen herumwandeln, wie ihr herumwandelt auf eurer Erde ungefähr in einem jungen Wald; und die Bäume dürften auch ums Zehnfache größer sein als bei euch. Dessen ungeachtet aber würdet ihr doch nirgends auf diesem Planeten jene riesigen Bäume antreffen, wie auch jene riesigen Tiere nicht, die wir auf dem Planeten Saturnus haben kennengelernt.

[40.7] Und so sind auch die Menschen bei weitem nicht so groß wie die auf dem vorbenannten Planeten und noch viel weniger so groß wie ihre entsprechenden Bewohner unseres Sonnengürtels. Sondern die Menschen dieses Planeten sind kaum ums Drei- bis Vierfache größer als ihr auf der Erde.

[40.8] Da wir nun dieses wissen, so können wir auch unseren Hieb wagen; und ihr könnt versichert sein, dass wir dadurch sowohl die Pflanzen- als die Tierwelt unseres vierten Gürtels werden kennenlernen. Betrachtet sonach die Vegetation und Tierwelt eurer Erde, stellt euch dieselben hundertfältig größer vor in allem und jedem, so habt ihr auch schon die ganze Pflanzen- und Tierwelt dieses Gürtels vor euch.

[40.9] Wenn ihr zum Beispiel eine Fliege von diesem Sonnengürtel vor euch hättet, so hätten an derselben fünf eurer Menschen dermaßen zu essen, um sich für die Not hinreichend zu sättigen. So würdet ihr auch nicht leichtlich imstande sein, zehn Erdbeeren zu verzehren. Und eine Traube würden zwei ziemlich starke Menschen bei euch auf der Erde eben nicht gar zu leicht von der Stelle schaffen. Und wie sich alles dieses verhält, also verhält sich auch alles andere. Mit den Tieren ist es derselbe Fall; mit Ausnahme der alleinigen Schlange, welche weder im Jupiter, noch in diesem entsprechenden Gürtel anzutreffen ist. Wohl aber gibt es Eidechsen, welche aber samt und sämtlich guter Art sind. Diese halten sich aber gewöhnlich an den Ufern der Seen und Flüsse auf; zu den Menschenwohnungen gelangt nie ein solches Tier.

[40.10] Nun seht, jetzt erst können wir mit unseren staatlichen Regeln die Fortsetzung beginnen.

[40.11] Und so gibt es ferner eine Regel, dass außer einigen wenigen Hausvögeln, dergleichen da sind die Haushühner und Tauben, kein anderes Haustier, außer dem schon bereits bekanntgegebenen, zu Hause gehalten werden darf. Hier werdet ihr fragen und sagen: Wenn diese staatliche Regel vollkommen wirksam sein soll, muss sie da nicht auch auf die Intelligenz der Tiere sich erstrecken? – Ich sage euch aber: Solches ist nicht nötig, denn diese Regel sagt den Bewohnern dieses Gürtels nur so viel, dass sie ihre nicht selten viele Quadratmeilen großen Hausgrundstücke so einzäunen sollen, dass dieselben von den Tieren nicht können betreten werden.

[40.12] Hier werdet ihr wieder sagen: Aber diese Einzäunung wird den Bewohnern dieses Gürtels doch sicher sehr viele und große Arbeit verursachen. – Wenn sie die Arbeit so angreifen würden wie ihr, da hätten sie sicher mit einer solchen Einzäunung sehr viel zu tun; denn ein solcher Zaun hat nicht selten mehrere hundert Meilen im Umfang.

[40.13] Wie stellen sie es denn hernach an? Sie nehmen eine gehörige Menge guten Baumsamens, ziehen dann um ihren Grund eine Furche mit einem Werkzeug, welches einem Pflug gleicht; nur wird der nicht von den Tieren gezogen, sondern mit spielender Leichtigkeit von den überaus starken Menschen. In diese Furche wird dann der Same von einem Weib gelegt und von einem Nachfolgenden eben auch mit einem eigenen Werkzeug die Furche wieder zugedeckt; und das ebenfalls von einem Weib. Diese Arbeit geht so schnell vor sich, dass den zaunsetzenden drei Personen kein Vogel im schnellsten Flug nachkommen dürfte. Und zufolge der großen Fruchtbarkeit dieses Bodens stehen in kurzer Zeit die gesäten Bäume bei zwanzig Klafter hoch über dem Erdboden ausgewachsen. Und im Verlauf von etwa drei Jahren eurer Zeitrechnung ist eine solche lebendige Umzäunung so gut wie schon vollendet.

[40.14] Möchtet ihr auch die Gattung dieser Zaunbäume kennen? Da sage Ich euch, dass diese Bäume zumeist gleichkommen euren Zedern, Fichten und Tannen. Die Stämme wachsen so dicht nebeneinander heraus, dass sie eine förmliche Wand bilden, welche, wenn sie ausgewachsen, nicht selten über tausend Klafter hoch ist.

[40.15] Nun seht, über diese Wand kommt dann sicher kein Tier auf den mittels dieses Zaunes abgemarkten Grund. Und also erstreckt sich diese Hausregel auch darauf, dass ein jeder Grund auf die vorbeschriebene Art gehörig abgezäunt werden soll.

[40.16] Wenn da jemand fragen würde: Warum verabscheuen denn die Bewohner dieses Gürtels so sehr die Tiere? – Dem diene folgendes zur Antwort: Die Bewohner dieses Gürtels sagen zufolge ihrer inneren Weisheit: Die Tiere haben samt und sämtlich noch unreine Seelen, welche da könnten durch ihr Benehmen die Seele des Menschen verunreinigen, indem sie all ihre Verrichtungen aus ihrem Gericht heraus tun. So der Mensch da eine oder die andere Verrichtung eines oder des anderen Tieres leichtlich nachahmen würde, so würde er sich dadurch selbst aus seiner Freiheit in ein tierisches Gericht versetzen, welches ihm nach und nach an seiner Seele Schaden bringen könnte.

[40.17] Aus diesem Grunde ist es dann unsere gegenseitige Liebespflicht, die Tiere von uns abzuhalten, und lieber eine Furcht vor denselben zu haben als eine unzweckmäßige Anhänglichkeit. Die Liebe zu den Tieren erzeugt mit der Zeit ein unlauteres Gemüt und macht die Seele selbst tierisch. Daher soll niemand den Tieren fluchen; aber noch weniger soll er an ein oder das andere Tier sein geheiligtes Herz hängen.

[40.18] Seht, darin hat dann erst die vorbesagte Staatsregel ihren Hauptgrund, wie überhaupt der Bewohner dieses Gürtels für jede seiner Regeln einen höheren, weisen Grund hat.

[40.19] Hier aber werden wieder einige fragen: Können denn die Bewohner dieses Gürtels den Fliegen und anderen fliegenden Insekten, wie auch den unzahmen Flugvögeln, einen Zaun setzen? Denn das sind ja doch auch Tiere, mit sicher nicht so reinen Seelen belebt wie die Menschen selbst.

[40.20] Was die Fliegen betrifft und auch andere fliegende Insekten, so werden diese durch den Willen der Bewohner mit der größten Leichtigkeit ferngehalten. Und zudem halten sich diese Tiere auch zumeist nur an den Ufern der Meere, Seen und Flüsse auf.

[40.21] Was aber die Vögel betrifft, so sind diese in ihrem Flug niemandem gefährlich. So sie sich aber irgend niederlassen, so machen sie keine bleibende Stätte; und den Schaden, den sie zufügen, kann jedermann leicht verschmerzen, indem sie für den Schaden bezüglich der Reinigung durch die Verzehrung von allerlei unreinem Gewürm einen bei weitem größeren Nutzen stiften.

[40.22] Aus diesem Grunde besteht dann auch eine zweite Staatsregel, dass niemand was immer für einen Vogel von der Stelle verscheuchen darf, wo er sich niedergelassen hatte. Auch hier sagen die Bewohner: Was sich über unsere Einzäunung erheben kann und will nicht achten diese Grenze, das wird zu unserem Besten von einem höheren Willen geleitet. Daher sollen wir allzeit dasjenige, was von oben herabkommt, nicht in die Flucht treiben, sondern sollen uns nach dem Willen Gottes von selbem dienen lassen nach der Art, wie ein solches Wesen zu unserem Besten zu dienen bestimmt ist. – Und so lassen denn auch die Bewohner oft ganze Vogelheere auf ihrem Grund Nahrung nehmen und sagen dabei: Alles, was arbeitet, ist seiner Nahrung wert. Daher lasst auch diese Arbeiter speisen, allda sie gearbeitet haben; denn sie kommen nicht ohne den Willen Gottes und können ohne denselben auch nicht weiterziehen.

[40.23] Seht, also hat auch diese Staatsregel ihren guten Grund. Ihr werdet aber mit der Zeit fragen: Wenn die Bewohner dieses Gürtels gegenseitig ihre Gründe also abzäunen, wo leben denn dann die vielen und großen Tiere? – Darum sorgt euch nur nicht, denn die Gründe der Bewohner dieses Gürtels grenzen nicht so knapp aneinander wie bei euch; und so sind zwischen dem einen und dem anderen Grund nicht selten bei hundert Meilen breite Zwischenräume, welche den Tieren überlassen sind. Und so haben die Tiere im Durchschnitt mehr Wohnraum als die Menschen.

[40.24] Aber wieder dürfte der eine oder andere fragen und sagen: Wir haben vernommen, dass die Menschen dieses Gürtels öfters Bereisungen machen; werden sie da nicht gefährdet von so manchen reißenden Tieren, wenn sie durch ihre Bezirke wandeln? – Solches ist eitel zu fragen. Denn fürs Erste sind die Tiere alldort zumeist sanfter Art und fürchten den Menschen. Fürs Zweite ist hier der Mensch, vermöge seiner geistigen wie auch leiblichen Kraft, ein wahrer Herrscher seiner Welt. Und fürs Dritte wird ein jeder Reisende bis zum nächsten nachbarlichen Grund begleitet. Und so kann unter diesen drei Subsidien wohl jedermann sicher reisen, besonders auch aus dem Grunde, weil er in der Sonne keine Nacht zu befürchten hat.

[40.25] Seht, das ist demnach wieder eine Staatsregel, welche darin besteht, dass zwischen den abgezäunten Grundstücken allzeit ein gehöriger Raum den Tieren überlassen werden und jeder Grund nach seiner Rundung herum sieben Eingänge haben muss, welche also beschaffen sind wie die sogenannten Überstiegel an euren Zäunen, über welche aber dort nur die großen Menschen ihre Füße setzen können, aber sonst durchaus kein Tier.

[40.26] Wie sehen denn aber diese Tierzwischenräume aus, in welche man durch die Zaunstiegel gelangt? Diese Zwischenräume sind zumeist dicht bewaldet. Nur wo die Stiegel sind, sind die Waldungen gelichtet bis zu einem Stiegel eines nachbarlichen Grundes; und das sind die eigentlichen Wege, auf welchen jedermann seine Reisen sicher machen kann.

[40.27] Bezüglich der Erhaltung dieser Wege gibt es dann auch eine gemeinschaftliche Staatsregel zwischen den Nachbarn, derzufolge ein jeder die Hälfte solcher Überwege beständig wohl gereinigt zu erhalten hat. Denn auch hier sagen die Bewohner: Die unreinen Tiere nur wandern durch der Wälder Dickicht, der Mensch aber soll allzeit offenen Weges gehen. Denn in der Tiere Macht liegt es nicht, sich zu lichten den Weg; wohl aber hat der Mensch die Macht, rein zu erhalten jeglichen seiner Pfade; und es muss ein jeder Weg gerade sein, damit er sich unterscheide von den gekrümmten Wegen derjenigen Wesen, die da nicht erkennen die Wohltat der geraden Linie, sondern irren nach allen Richtungen im Dickicht der Wälder.

[40.28] Das wären sonach die wichtigsten staatlichen Regeln bezüglich der Grundwirtschaft. Nächstens wollen wir noch einige betrachten und sodann uns zur Religion wenden. Und somit wieder gut für heute!

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