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39. Unterschiede des Planeten Jupiter zum entsprechenden Sonnengürtel. Staatliche Regeln und gesellschaftliches Leben

(Am 1. Oktober 1842 nachmittags von 3 1/2 bis nach 6 Uhr.)

[39.1] Was die staatliche Verfassung betrifft, so ist diese an und für sich gar nichts anderes als der eigentliche zeremonielle Teil der Religionsverfassung und enthält die Regeln, welche bezüglich auf den inneren Gottesdienst allzeit genau beobachtet werden müssen.

[39.2] Freilich sind diese Regeln auf dem diesem Gürtel entsprechenden Planeten Jupiter um sehr Bedeutendes vielfältiger als auf diesem Gürtel. Dessen ungeachtet aber stehen doch die Regeln des Gürtels dem guten Teil nach in genauem Verhältnis zu denen auf dem Planeten Jupiter.

[39.3] Denn hier gibt es fürs Erste kein anderes politisches Oberhaupt als da ist der Hausvater, während es auf dem Planeten hier und da Menschen gibt, die sich ebenfalls für Herren halten und wollen, dass man sie auch für solche anerkennen solle; und die sich dessen weigern, werden mit Gewalt und Züchtigung dazu getrieben. Und so gibt es auch in dem Planeten Menschen, die sich für Halbgötter halten und wollen Mittler sein zwischen Mir und dem Volk. Diese Menschen wollen dann schon ganz besonders für Herren gelten und auch dafür gehalten werden. Wer ihnen solches nicht zugestehen will, den verdammen sie weidlichst; und in besonderen Fällen werden solche Widerspenstige sogar leiblicherweise zum Feuertod verdammt und verurteilt! Diese Herren sind gewisserart auch Heiden und beten die Sonne als das Angesicht Gottes an, obschon sie Mich als den Herrn gerade nicht leugnen. Der Unterschied zwischen diesen freilich wohl nicht so häufig vorkommenden Herren dieses Planeten und zwischen den guten Bewohnern ebendieses Planeten besteht darin, dass die Herren von Mir aussagen, Ich sei der allerhöchste und allergrößte Herr, während die Guten sagen, Ich sei der alleinige Herr.

[39.4] Seht, bei solchen und noch anderen Verhältnissen, welche auf dem Planeten gang und gäbe sind, müssen dann freilich wohl auch die staatlichen Regeln ums Unvergleichliche häufiger sein als auf dem entsprechenden Gürtel der Sonne, wo es durchaus keine Herren, keine Mittler, am allerwenigsten aber irgend heidnische Halbgötter gibt. Daher müsst ihr auch die Regeln, welche hier kundgegeben werden, auf dem entsprechenden Planeten nicht als allgemein für gang und gäbe betrachten, sondern nur dem besten Teil nach.

[39.5] Worin bestehen denn aber hernach diese staatlichen Regeln? Einige haben wir schon bei der Gelegenheit vernommen, da wir die häusliche Verfassung dargestellt haben; und so bleiben uns nur noch einige ganz besonders eigentümliche zu betrachten übrig.

[39.6] Die erste Regel bezieht sich auf die Sprache. Derzufolge ist es einem jeden der Gürtelbewohner zur inneren Pflicht, dass er besonders von geistigen Dingen niemals mittels artikulierter Zungenworte reden soll, sondern allein nur durch die Mimik oder Gebärdensprache, welche durch die Augen, durch die Stirn, durch die Lippen, Mundwinkel, durch das Kinn und die beiden Backen, mit Beihilfe der Aktion mit den Händen, bewirkt wird. Nur von naturmäßigen Dingen und mit den Fremden dürfen und können sie mit artikulierten Mundarten sprechen.

[39.7] Solches beobachtet aber ein jeder Bewohner dieses vierten Sonnengürtels durch die frühzeitige Übung so ungezwungen, wie ungezwungen ihr auf der Erde in einem schönen Garten zu lustwandeln pflegt, besonders wenn er euer vollkommenes Eigentum wäre.

[39.8] Das wäre sonach eine Regel. Eine andere Regel besteht darin, dass bei diesen Gürtelmenschen, wenn sie irgendwohin einen gemeinschaftlichen Gang tun, nie einer hinter dem anderen gehen darf, außer allein die Weiber hinter den Männern. Auf dem Planeten ist aber solches sogar den Weibern nicht gestattet. Zu diesem Behuf sehen sich sowohl die Bewohner des Planeten Jupiter, wie auch die des entsprechenden Sonnengürtels, alle Augenblicke um, ob niemand hinter ihnen einhergeht und sie beobachtet von rücklings. Wird irgend jemand erblickt, dass er einer solchen Gesellschaft, oder auch einem einzelnen Menschen, wenn auch noch in ziemlicher Entfernung, nachfolgt, so wird von der ganzen Gesellschaft, wie auch von einem einzelnen Menschen haltgemacht, und alles kehrt sich mit dem Gesicht gegen den Nachfolgenden und kehrt sich nicht eher um, als bis der Nachfolgende sie eingeholt hat.

[39.9] Bei solcher Gelegenheit wird er auch sogleich gefragt, ob er von ihrem Rücken bei seiner Nachfolge etwas bemerkt habe. Gesteht der Befragte, dass er davon wohl etwas bemerkt habe, so wird ihm solches mit einer sanften Rüge verwiesen und wird ihm bemerkt, dass er solches ja gegen niemanden fürder kundgeben solle. Hat er aber nichts bemerkt, so wird ihm bloß die kleine Gefahr vorgestellt, in welche er leicht hätte geraten können, wenn sie sich nicht besonders diesmal so emsig umgesehen hätten.

[39.10] Hier werdet ihr sicher fragen: Wie kommen denn diese sonst so überaus sanften und guten Menschen zu solch einer Läpperei? – Ich sage euch aber: So läppisch diese Regel auf den ersten Augenblick auch immer klingen mag, so hat sie aber dennoch einen sehr weisen Grund, welchen ihr auch sobald einsehen werdet.

[39.11] Es ist schon erwähnt worden, dass diese staatlichen Verfassungen gewisserart den zeremoniellen Teil des inneren Religionskultus ausmachen; aus diesem Grunde muss sich auch eine solche Verhaltungsregel entschuldigen lassen. Wie aber? Das soll sogleich folgen.

[39.12] Das Gesicht und überhaupt die ganze vordere Seite des Menschen stellt die Wahrheit vor; die Rückseite eines jeden Menschen aber die Lüge. Weil diese Menschen aber die Lüge für das einen Menschen allerentwürdigendste Laster halten und aus großer Liebe zu ihren Brüdern allzeit die vollste Wahrheit reden und durchaus kein Falsch an ihnen ist, so wollen sie sogar denjenigen Teil ihres Leibes nie einem vielgeliebten Bruder zeigen, welcher da, wenn auch allein, nur der Lüge entspricht. Denn sie sagen: Ein Bruder soll vor seinem Bruder nichts so Geheimes haben, dass er es vor ihm verbergen sollte; niemand aber kann durch den Rücken seinem Bruder zeigen, was er in seinem Herzen birgt. Wer da aber zeigt den Rücken seinem Bruder, der sucht vor ihm sein Herz zu verbergen. Wer aber vor seinem Bruder allzeit sein will offenen Herzens, der wende stets seinen Rücken ab vom Angesicht seines Bruders, damit dieser ja niemals irgendeine allergeringste Gelegenheit haben solle, von seinem Bruder zu glauben, als hätte dieser etwas im Hinterhalt, dass er es nicht eröffnen will seinem Bruder. Wenn aber solches schon der allerliebevollste, alleinige Herr des Himmels und der Erde gegen uns Menschen und gegen alle Seine Geschöpfe auf das Sorgfältigste vermeidet, ihnen den Rücken zuzuwenden statt des allerheiligsten Angesichtes, aus dem uns das ewige Leben wie alle Weisheit zukommt; – warum sollen wir Menschen solches gegenseitig nicht beobachten, was der allerliebevollste, alleinige Herr des Himmels und der Erde gegen uns Menschen und gegen alle Geschöpfe aus Seiner ewigen und endlos weisen Ordnung heraus beobachtet?!

[39.13] Seht, von diesem Gesichtspunkt betrachtet, verliert dann der Gürtelbewohner durch die Beobachtung dieser Regel nichts in den Augen der wahren Weisheit. Denn wo immer eine Handlung in der Liebe zu Mir und zu einem Bruder den entsprechenden Grund hat, da hört sie auch auf, unweise zu sein. Wo aber eine Handlung, wenn noch so zierlichen Aussehens, Eigenliebe und Eigennutz zum Grunde hat, da ist sie auch die purste Torheit und Läpperei in den Augen der reinen Geister.

[39.14] Also hätten wir auch diese Regel kennengelernt und wollen sonach gleich wieder eine andere betrachten. Diese Regel wird vorzugsweise nur im Wohnhaus beobachtet. Worin besteht sie? Diese Regel besteht darin, dass im Haus bei Gelegenheit der Ruhe niemand das Angesicht nach außen hinauskehren darf, sondern alles muss seine Augen in das Innere des Hauses richten. Warum denn? Weil diese Menschen sagen: In unserer Ruhe sollen wir unsere Augen zu Gott erheben; Gott aber ist das Inwendigste aller Dinge in der Entsprechung zu Seiner unendlichen Liebe. Daher stellt auch das Innere des Wohnhauses im entsprechenden Sinne die Liebe Gottes vor, von welcher nie ein Mensch seine Augen abwenden solle.

[39.15] Auf dem Planeten, wo die Menschen auch in ihren freilich wohl etwas anders gestalteten Wohnhäusern Betten haben, die sie gewöhnlich mit Feigenblättern, welche Frucht in diesem Planeten häufig vorkommt, angefüllt haben, sind ebendiese Betten in den Wohnhäusern stets so gestellt, dass die darin schlafenden Menschen mit dem Gesicht gegen das Innere des Hauses gekehrt sind. Auf dem entsprechenden Gürtel aber gibt es in den Wohnhäusern keine Betten, sondern nur die schon beschriebenen Ruhebänke zwischen den Säulen. Auf diesen Ruhebänken sitzen dann, wie schon voraus erwähnt, die Menschen also, dass ihre Gesichter gegen das Innere des Hauses gewendet sind.

[39.16] Nur wenn sie ihre Mahlzeit einnehmen, betreten sie die beiden äußeren Gänge ihres Wohnhauses und kehren das Gesicht nach außen, weil sie, wie sie es selbst sagen, allda ihrem Leib oder ihrer äußeren Natur dienen; und dieser Dienst solle nicht mit dem Geiste Gottes vermengt sein.

[39.17] Seht, da hätten wir wieder ein paar solcher staatlichen Regeln, welche bei der genaueren Durchprüfung sicher einen sehr weisen Grund haben. Und so gehen wir wieder zu einer anderen staatlichen Regel. Wie lautet denn diese und worin besteht sie?

[39.18] Diese Regel bezieht sich auf das Sitzen außer dem Haus, auf einem freien Platz, etwa unter dem Schatten riesenhaft großer Bäume. Ein jeder Mensch sowohl männlichen als weiblichen Geschlechtes ist allda verpflichtet, also zu sitzen wie ungefähr bei euch die Türken sitzen, nämlich mit übers Kreuz geschlagenen Beinen, und das allzeit in einem Kreis mit dem Rücken nach außen und mit dem Gesicht gegen den Mittelpunkt des Kreises; und es muss so viel als möglich allzeit zwischen zwei Männern ein Weib sitzen.

[39.19] Diese Situation der Menschen dieses Gürtels gehört zu dem eigentlichen geselligen Leben; und während einer solchen Sitzung wird auch allzeit recht viel gesprochen und sich so die Zeit mit angenehmen Dingen verherrlicht.

[39.20] Von was reden sie denn da gewöhnlich? Bei solcher Gelegenheit wird gewöhnlich mit der Mundsprache geredet, aber nie laut, und werden allerlei Dinge und Erscheinungen besprochen. Das allerliebste Thema ihres Gespräches aber bleibt immer der liebevollste alleinige Herr. Wenn sie auf Den kommen, dann kommt nicht leichtlich ein anderes Thema in den geselligen Zirkel.

[39.21] Wenn aber jedoch dieses Thema vorkommt, so hört auch sobald die Mundsprache auf, und die Gebärdensprache tritt an ihre Stelle. Nur müsst ihr euch hier die Gebärdensprache nicht etwa als eine unverständige, alberne Mimik eurer irdischen Komödianten vorstellen, sondern diese Sprache ist eine Sprache des Geistes, und ist eine vollkommene Sprache, durch welche jedes Ding bezeichnet werden kann, während die Mundsprache dagegen nur höchst armselig erscheint, selbst in ihrer größten Vollkommenheit. Damit ihr euch aber von dieser Sprache einen gründlicheren Begriff machen könnt, so will Ich euch solches durch ein für euch wohl fassliches Beispiel erhellen.

[39.22] Stellt zwei sogenannte hellsehende Somnambulen zusammen; lasst die eine zum Beispiel einen Brief an jemanden denken und setzt die zweite Somnambule mit der ersten in den magnetischen Rapport, so wird diese sogleich denselben Brief niederzuschreiben imstande sein, welchen die andere gedacht hat. Seht, dieses Beispiel, das ihr gar wohl verstehen könnt, gibt euch einen klaren Begriff, wie die Gebärdensprache dieser Gürtelbewohner beschaffen ist.

[39.23] Das wäre demnach wieder eine Regel, die ihren guten Grund und Zweck hat. Gehen wir aber wieder zu einer anderen über, und diese besteht darin, dass sich jeder Mann bei der Mundsprache, wenn er mit einem Weib spricht, ja sehr in Acht nehmen soll, nicht zu laut zu sprechen; denn ein zu lautes Wort an das zarte Weib gerichtet, könnte das Weib glauben machen, als hätte der Mann etwas Unangenehmes gegen sie, und das könnte auf den zarten Organismus des Weibes wie auf ihren Geist ja leichtlich also zerstörend einwirken, dass sie dadurch fruchtunfähig würde.

[39.24] Aus diesem Grunde ist aber dann auch die Zärtlichkeit von Seite des Mannes gegen das Weib so außerordentlich, dass ihr euch davon auf eurer rauen Erde unmöglich einen Begriff machen könnt. Aus dieser Zärtlichkeit aber geht dann auch diejenige Wonne hervor, welche allda die Ehegatten gegenseitig empfinden, von welcher Wonne ihr euch aber ebenfalls keinen Begriff machen könnt.

[39.25] Dass aber der Wert eines Weibes durch die ihm bezeugte Sanftmut und Zärtlichkeit ums Unglaubliche gesteigert werden kann, davon könnt ihr euch sogar auf eurer Erde einen dumpfen Begriff machen. Wenn ihr je in irgendeiner Gesellschaft wart, so hat euch sicher auch dasjenige weibliche Wesen am meisten bestochen, das in der Gesellschaft eine allgemeine Achtung genoss; und je mehr ein solches Wesen achtungsvoll ausgezeichnet und berücksichtigt wurde, desto mehr musstet auch ihr euch in ihrer Nähe beglückt fühlen. Solches ist freilich nur ein sehr mattes Beispiel, und zwar aus dem Grunde, weil man auf eurer Erde durchaus kein besseres finden kann. Aber dessen ungeachtet kann es euch einen kleinen Begriff verschaffen, damit ihr daraus den Grund ein wenig näher beschauen könnt, demzufolge alldort fürs Erste das weibliche Geschlecht überaus zart, sanft und voll der innigsten Liebe ist, und wie dann fürs Zweite mit diesem Charakter auch allzeit auf die natürlich leichtmöglichste Weise sich eine äußere, überaus anmutige Schönheit verbindet.

[39.26] Denn solches ist doch mehr als gewiss und sicher, dass die äußere Form des Leibes ein Abdruck des inneren Charakters ist. Wenn es bei euch abstoßende Formen gibt, so sind diese aus der vieljährigen Verdorbenheit der Charaktere der Stammeltern bewirkt worden. Werden aber die Charaktere stets veredelt und mehr und mehr in ihrem innersten Grunde Mir ähnlich, so werden auch die äußeren Abdrücke derselben stets veredelter und verherrlichter zum Vorschein kommen.

[39.27] Daraus könnt ihr aber auch dann schließen, dass die Weiber dieses Gürtels überaus schön sind und hauchen gewisserart überall Liebe und die größte Anmut und Holdseligkeit. Daraus wird dann auch wieder diese Regel begreiflich, welche der Mann bezüglich der Mundrede gegen das Weib zu beobachten hat.

[39.28] Mit dieser Regel aber wollen wir auch die heutige Mitteilung beschließen und für das nächste Mal die Fortsetzung einiger noch bei weitem wichtigeren staatlichen Regeln folgen lassen. Und somit gut für heute!

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