(Am 24. September 1842 von 4 bis 7 Uhr abends.)
[35.1] Die schon erwähnten vier kleinen und gewisserart zerstreuten Planeten können auch tote Planeten genannt werden, da sich auf ihnen nur wenig lebende Wesen mehr vorfinden; und die sich noch vorfinden, sind ganz besonders naturmäßig und ihnen ist das Geistige nahe ganz fremd.
[35.2] Diese Planeten sind auch in naturmäßiger Hinsicht so klein, dass selbst der größte aus ihnen nicht einmal den Durchmesser eures Mondes hat. Und ihre Vegetation ist ebenfalls außerordentlich dürftig, so dass da außer einigen wenigen Kräutern und dürftig ausgestatteten Gesträuchen nichts vorkommt.
[35.3] Nur auf dem größten kommt auch eine geringe Art von Fruchtbäumen zum Vorschein, welche aber kaum größer sind als die sogenannten Zwergbäume bei euch; und selbst diese Baumgattung trägt eine magere Frucht, die ungefähr euren Buchen- und Zirbelnüssen gleichkommt.
[35.4] Die wenigen Menschen, welche von sehr kleiner Statur sind, nähren sich jedoch noch ganz behaglich mit dem, was ihnen ihre kleine Erde abwirft und bekleiden sich mit den Federn einiger zahmer Vögel, deren Fleisch sie genießen, wie auch mit den Häuten einiger wenigen Haustiere, welche da ungefähr gleichen euren Kaninchen, Ratten und Mäusen. Das sind aber auch zugleich die größten Tiere dieser Erdkörper.
[35.5] Es gibt wohl noch einiges Gewürm, einige wenige fliegende Insekten wie auch einige Frosch- und Fischgattungen in den Gewässern; aber diese Tiere werden von den wenigen Bewohnern nicht benutzt.
[35.6] Die Wohnungen dieser Einwohner sind zumeist aus Löchern im Erdreich bestehend, welche Löcher die Einwohner einem Vogelnest gleich mit allerlei weicheren Abfällen ausfüllen, und dann in denselben beisammenliegen, wie etwa junge Vögel in einem Nest.
[35.7] Diese kaum zwei bis drei Spannen großen Menschen haben fast alle samt und sämtlich mit manchen Tieren eurer Erde den Winterschlaf gemein, welcher auf diesen vier kleinen Erden manchmal mehr als zwei Erdjahre fortdauert, manchmal aber auch kürzer ist, je nachdem ein solcher Planet sich bald mehr oder weniger, zufolge seines unregelmäßigen Laufes, der Sonne nähert.
[35.8] Wie verschieden und unregelmäßig ihr Lauf ist, kann euch dieser Umstand zum Beleg dienen, dass nämlich diese sämtlichen vier Planeten so zwischen der Mars- und Jupiter-Bahn um die Sonne herumschwärmen, dass sich ein oder der andere dieser Planeten bald der Mars- bald wieder der Jupiter-Bahn nähert, während doch diese beiden Bahnen ziemlich viele Millionen Meilen voneinander abstehen.
[35.9] Der Grund, warum diese vier Planeten gewisserart wie verlassen in dem Himmelsraum umherschwärmen, ist die einstmalige Trennung eines einzigen Planeten in vier Teile, – bei welcher Trennung dann auch viele und sehr bedeutende Teile in den großen Weltenraum hinaus zerstreut wurden, bei welcher Gelegenheit fast alle Planeten dieser Sonne, wie auch die Sonne selbst, mehrere und mitunter ziemlich bedeutende Partikel erhielten. Dennoch aber blieben vier Teile auf diese Weise als abgerunderte kleine Planeten an der Stelle ihrer Trennung mit ihren Gewässern zurück und bekamen eine neue Richtung in ihrem Lauf um die Sonne.
[35.10] Die wenigen übriggebliebenen Menschen samt den wenigen Tieren und Pflanzen schrumpften dann auf diesen vier gewisserart neugestalteten Planeten ebenso zusammen wie die Planeten selbst.
[35.11] Nun seht, solches war hier notwendig vorauszuschicken, damit uns der dritte südliche Sonnengürtel desto ersichtlicher werden kann. Wie sieht es demnach hier aus?
[35.12] Dieser Gürtel ist von seinem nördlichen Korrespondenten gewaltig verschieden. Denn fürs Erste ist er sogleich vom zweiten südlichen Gürtel nebst dem hohen Gebirgsring durch einen breiten Wassergürtel getrennt. Sodann fängt erst ein überaus gebirgiges Land an, welches äußerst wenig Ebenen hat, und die wenigen Ebenen selbst sind noch mit Wasser bedeckt. An vier Punkten wird dieses Land sogar durch ein breites Gewässer von einem Gebirgsring bis zum anderen also getrennt, dass es den Bewohnern eines solchen Landes nicht möglich ist, zu den Bewohnern eines anderen Landes zu gelangen. Denn die Einbuchtung des eigentlichen Ringwassers an einer solchen Stelle ist so groß, dass da selbst eure größten Weltumsegler sich nicht getrauen würden, darüber zu segeln, – fürs Erste wegen der großen Wasserfläche nicht, und fürs Zweite, weil das Ringmeerwasser besonders in diesen Einbuchtungen fortwährend überaus stürmisch ist und von Wellen, die manchmal größer sind als die höchsten Berge auf eurer Erde, überdeckt ist, über welche also zerrissene Wasseroberfläche sich wohl auch sicher selbst der allerbeherzteste Schiffer eurer Erde nicht wagen würde.
[35.13] Diese vier, dergestalt voneinander getrennten Länder sind auch zugleich die allerkärglichsten auf der ganzen Sonne. Sie werden von den allerkleinsten Menschen bewohnt, welche nur irgendwo auf dem ganzen Sonnenkörper vorkommen. Pracht ist hier nirgends eine zu erblicken, außer allein die des über den ganzen Sonnenkörper gleich verbreiteten eigenen Lichtes.
[35.14] Auch hier haben die Menschen keine Wohnhäuser, sondern graben sich ebenfalls in die Berge ungefähr also gestaltete Löcher, deren vordere Mündung also aussieht wie die Gestalt des Durchschnittes eines stumpfen Kegels. Solche Löcher gehen etwa bis zehn Klafter tief in den Berg hinein und sind in ihrem innersten Raum ebenfalls mit einer Art Nest versehen, welches den Bewohnern dieses Gürtels zur Lagerung und Ruhe dient. Wenn ein solches Nest schon ziemlich stark abgelegen ist, sodann wird es wieder ausgewechselt und mit einem neuen vertauscht.
[35.15] Ebenso mager sieht es auch mit der Vegetation aus. Diese besteht ebenfalls nur in einigen wenigen Kräutern und in zwei gesträuchartigen Baumgattungen, auf welchen da Früchte in ziemlich reichlicher Menge vorkommen, welche da gleichen euren Haselnüssen und Mandeln. Eine saftige Frucht gibt es nirgends; nur die Wurzel eines Krautes, welches ungefähr euren weißen Rüben gleicht, aber um ein Bedeutendes kleiner ist als diese, ist das einzige saftige Aliment, welches auf diesem Sonnengürtel vorkommt.
[35.16] Ebenso dürftig ist dieser Gürtel mit den Tieren ausgestattet; sie haben nur zwei Gattungen vierfüßiger Haustiere. Das eine hat ungefähr die Gestalt eines Zobels eurer Erde, nur die Wolle ist reichlicher und zarter. Aus dieser Wolle verfertigen sich die Einwohner auch eine dürftige Kleidung, welche ungefähr so fabriziert wird, wie ihr da verfertigt eure sogenannte Baumwollwatte. Sie legen nämlich diese Wolle auf eine ebene Fläche hin, z. B. etwa auf einen von Natur aus platten Stein; denn hier ist der Erdboden der Sonne sehr steinig. Auf dieser Platte drücken sie dann die Wolle glatt nieder und bestreichen die Oberfläche mit einem klebrigen Saft, welchen ihnen eine Wurzel abwirft. Durch diesen Anstrich werden dann die Wollhaare miteinander verbunden, und das ziemlich dauerhaft so, als wären sie bei euch etwa mit einem aufgelösten Gummi elasticum überstrichen. Auf diese Art werden dann ziemlich lange und breite Blätter zustande gebracht. Aus diesen Blättern schneiden sie dann ihr überaus einfaches Kleid, welches in nichts anderem besteht als in einer einzigen, etwas steifen Schürze um die Lenden zur Bedeckung ihrer Scham; alles andere aber ist bloß.
[35.17] Die Gestalt dieser Menschen an und für sich ist nicht abstoßend; besonders sieht das weibliche Geschlecht immerhin recht artig aus. Nur sind die Menschen im Durchschnitt kaum so groß als etwa fünf- bis sechsjährige Kinder bei euch.
[35.18] Diese Menschen bewohnen am liebsten ziemlich hohe Gegenden; denn vor den Gewässern haben sie eine große Furcht. Sie meinen auch, wenn sie irgendein großes Gewässer erblicken, dass allda die Welt ein Ende hat und dass das Gewässer immer steigt; zu welcher Idee sie das starke Wogen der großen Gewässer verleitet, aus dem Grunde sie dann auch, wie schon bemerkt, sich vorzugsweise auf den höheren Gegenden ihrer Ländereien aufhalten.
[35.19] Das wäre sonach das Landeigentümliche dieses Gürtels und die Bewohnbarkeit desselben von Seite der bekanntgegebenen Menschen. Es braucht dazu noch kaum erwähnt zu werden, dass allda nirgends auf dem Land irgendein Luftbewohner zu erspähen ist; wohl aber gibt es dergleichen über den Wässern, welche auch an und für sich von allerlei Getier belebt sind.
[35.20] Da wir nun solches alles wissen, so bleibt uns nichts übrig, als ihre staatliche, häusliche und religiöse Verfassung zu erfahren; und haben wir diese erfahren, so haben wir auch schon alles dieses ganzen Gürtels beschaut.
[35.21] Was da die staatliche Verfassung betrifft, so besteht diese in nichts anderem, als dass sich die wenigen Menschen so viel als möglich familienweise voneinander entfernt absondern, damit da zwischen einer und der anderen Familie nie Eigentums- und Grenzstreitigkeiten vorfallen mögen.
[35.22] Bei einer Familie aber ist der älteste gleichsam ein herrschendes Oberhaupt, leitet alle anderen Glieder seiner Familie und bestimmt eines zu dem und ein anderes wieder zu etwas anderem.
[35.23] Ihre Handwerkzeuge bestehen in nichts anderem als in einer kleinen Handschaufel, welche sie aus einer Art Ton bereiten. Dieses also bereitete Werkzeug wird an einen Ort gelegt, wo die Strahlen des Sonnenlichtes schon heftiger wirken; durch diese Strahlen wird dieses Werkzeug dann steinfest und ist dann schon vollends tauglich zum Gebrauch.
[35.24] Der Gebrauch dieses Werkzeugs aber besteht zuallermeist in dem, dass sie mittels desselben ihre Wohnhäuser in den Boden der Berge eingraben. Ein zweiter Gebrauch dieses ziemlich schneidigen [scharfen] Werkzeugs besteht dann auch darin, dass sie damit notdürftig ihre Kleidungsstücke vielmehr zuhacken als zuschneiden. Und fürs Dritte graben sie auch mittels dieses Werkzeugs ihre Kräuter und Wurzeln aus der Erde.
[35.25] Noch ein Werkzeug, welches sie ebenfalls auf dieselbe Weise bereiten, besteht in einer Art Kamm. Mit diesem Kamm reißen sie dem bekannten Tier seine Wolle vom Leib, welche aber gewöhnlich, wenn sie gewisserart reif geworden ist, sehr leicht von selbem zu bringen ist. Dann gebrauchen sie auch dieses Werkzeug noch für ein zweites, aber nur seltener vorkommendes Haustier, welches ungefähr so aussieht wie eine Miniaturkuh bei euch, und bei welchem kein Unterschied ist zwischen dem männlichen und weiblichen Geschlecht. Dieses Tier hat acht Milchzitzen an dem Bauch. Wenn sie dieses Tier melken wollen, so schieben sie die eben nicht gar zu großen Zitzen zwischen die Zähne des Kammes und kämmen gewisserart die Milch aus den Zitzen, welches gewöhnlich über einem etwas ausgehöhlten glatten Stein geschieht.
[35.26] Haben sie die Milch auf diese Weise ihrer Miniaturkuh ausgekämmt, sodann lassen sie das gutmütige Tier wieder sein Futter suchen. Sie aber rühren dann in diese Milch zerstoßene Früchte ihrer Zwergbäume und bereiten sich auf diese Weise ein ihnen überaus wohlschmeckendes Mus, welches sie dann mit den Händen herausfassen und ganz behaglich verzehren.
[35.27] Das ist aber dann auch alles, worüber sich ihre häusliche Verfassung erstreckt. Und so hätten wir beinahe mit einem Hieb die staatliche und häusliche Verfassung
[35.28] sowohl politischer- als häuslicherseits.
[35.29] Sie glauben an einen Gott, der da nach ihrer Vorstellung ein überaus großer, vollkommener und über alles mächtiger Mensch ist, und wissen auch, dass dieser überaus vollkommene Mensch Himmel und Erde gemacht hat.
[35.30] Sie sind überaus demütig und furchtsam und haben daher auch eine überaus große Furcht vor diesem allervollkommensten Menschen. Sie haben auch Kenntnis vom Himmel und von der Hölle und kennen ihre Unsterblichkeit.
[35.31] Die Hölle fürchten sie überaus stark; aber für den Himmel halten sie sich fortwährend für zu schlecht. Aus diesem Grunde haben sie dann auch eine bedeutende Furcht vor dem Tod des Leibes und suchen daher auch das Leben desselben solange als nur immer möglich zu erhalten.
[35.32] Einige Älteste haben wohl auch manchmal sichtbare Zusammenkünfte mit den Geistern ihresgleichen. Aber sie haben nie eine große Freude daran, wenn ihnen diese erscheinen; denn solches gilt ihnen allzeit als ein Zeichen, dass sie bald ihre Welt werden verlassen müssen.
[35.33] Wenn ihnen solche Geister kundgeben, dass dieser vollkommene Mensch sie überaus liebevoll aufgenommen hat, so freuen sie sich wohl sehr darüber; aber sich selbst halten sie stets für überaus unwürdig einer solchen Gnade. Denn sie sagen: Wir sind ja zu gering für solch einen Herrn, dass Er uns nur ansehen möchte, geschweige erst aufnehmen in eine höhere Gnade aus Ihm!
[35.34] Sie beten daher auch sehr emsig und danken für alles, was sie genießen, ja sogar, wenn sie die kärglichen Früchte von ihren kleinen Bäumchen ablösen, für jede einzelne Frucht; und so auch für jedes einzelne Kräutel, welches sie aus dem Boden der Erde nehmen, danken sie ganz inbrünstigst, und halten sich dabei stets für unwürdig eines solchen Geschenkes und können nicht begreifen, wie dieser überaus vollkommene Mensch ihrer noch so überaus wohl gedenken kann!
[35.35] Seht, in solchem besteht die ganze gänzlich zeremonienlose Religion. Wenn ihr aber schon durchaus etwa irgendeine Zeremonie haben wollt, so besteht diese einzig und allein in dem ehelichen Verband zweier Gatten.
[35.36] Dieses eheliche Bündnis aber besteht wieder in nichts anderem als in einer gegenseitigen Umarmung und darauf folgenden Segnung des Ältesten einer Familie; sodann in einer allgemeinen Danksagung, und endlich in dem bald darauf erfolgenden Beischlaf, welcher Akt auch bei diesen Menschen zu den größten und erhabensten Feierlichkeiten gehört.
[35.37] Ihre Toten umwickeln sie ganz mit allerlei Kräutern, graben dann in einer unteren Gegend ein ähnliches Loch in das Erdreich wie da ist ihre Wohnung, und legen in dieses offene Grab ihre Verstorbenen. Die Kräuter geben sie ihnen darum hinzu, damit diese, so sie allenfalls wieder erwachen möchten, sogleich eine Nahrung bei sich finden sollen.
[35.38] Sie besuchen wohl auch in Gesellschaft ein solches Grab; da aber ihre Leiber überaus schnell verwesen, und sie darauf von ihren Verstorbenen gewöhnlich nichts mehr vorfinden, so sind sie der Meinung, dass entweder diese Verstorbenen wieder wach geworden sind und irren jetzt irgendwo herum, oder sie sind von Geistern abgeholt worden.
[35.39] Aus diesem Grunde beten sie dann auch sehr vielfältig für ihre Verstorbenen und wünschen ihnen von ganzem Herzen alles Glück.
[35.40] Nun haben wir aber schon auch alles beisammen, was da diesen Gürtel betrifft. Daher wollen wir uns auch von ihm hinwegwenden und fürs nächste Mal den vierten Gürtel betreten, auf welchem wir uns schon ein wenig länger werden verweilen müssen, indem wir da wieder sehr große Dinge werden zu sehen bekommen. Und somit gut für heute!
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