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31. Die Schulen auf dem ersten Nebengürtelpaar. Die vorbildliche geistige Ausbildung

(Am 19. September 1842 von 3 1/4 bis 5 1/2 Uhr nachmittags.)

[31.1] Was da betrifft die geistige Verfassung, so wird bei den Bewohnern dieser Gürtel alles darunter verstanden, was der Mensch erlernen muss, bis er es zu einem vollkommenen Weisen bringt.

[31.2] Um sonach diese geistige Verfassung näher kennenzulernen, braucht man nichts anderes zu beobachten als allein nur die zu erlernenden Materialien; sind diese bekannt, so ist auch die ganze geistige Verfassung so gut wie vollends bekanntgegeben, besonders wenn bei ein oder dem anderen Material noch kurz hinzugefügt wird die Art zu lehren und zu erlernen.

[31.3] Was ist hernach aus den vielen Lehrmaterialen das Grundmaterial, wonach alle anderen gewisserart taxiert werden? Dieses Grundmaterial wird besonders in dieser eurer Zeit auch bei euch von Seite der gelehrten Welt als der Grund aller Wissenschaft betrachtet. Bei euch aber heißt dieses Material Mathematik oder die Rechenkunst. In unserem Gürtel aber wird ebendiese Wissenschaft die Innehaltung genannt.

[31.4] Diese Wissenschaft wird dort zuallererst und fortwährend auch bis zur letzten Ausbildung des Geistes gelehrt. Darnach muss dann ein jeder Mensch ein jedes Ding genau maßgeblich bestimmen können und muss sich das zur größten Leichtigkeit machen, in einem jeden noch so ungestalteten Objekt eine runde Zahl zu finden, welche als ein Grund der ganzen Form eines Objektes nach ihrer Bestimmung ist. Denn sie sagen: Es nützt keine Berechnung einer Größe etwas, wenn man die Wurzelzahl derselben nicht kennt.

[31.5] Daher beruht darin eine Hauptübung, dass die Schüler sich nach dem vorhergegangenen Elementarunterricht mit dem freien Auge müssen zu üben anfangen, den kubischen Inhalt und so auch die Quadratoberfläche eines jeden wie immer gestalteten Objekts durch das bloße Anschauen zu bestimmen und sodann aus dieser [bestimmten Zahl] die Einheit zu finden. Ihr könnt versichert sein, diese Menschen erlangen in diesem Fach mit der Zeit eine solche Fertigkeit, dass sie durch einen nur flüchtigen Blick jeden kubischen Inhalt bis zu dem Minimum bestimmen können, und so auch die Höhe eines jeden vor ihnen liegenden Berges mit großer Genauigkeit. Ja sie sind in der Bestimmung sogar ferner Weltkörper so scharfsinnig, dass sie mit einem Blick eine größere und richtigere Berechnung machen, als eure scharfsinnigsten Astronomen solches kaum im Verlauf von mehreren Jahrzehnten imstande sind.

[31.6] So können sie auch jede Zahl in ebenso kurzer Zeit zu jeder noch so großen Potenz erheben und wissen selbst die gebrochenen oder unerfüllten Zahlen so zu teilen, dass sie endlich dieselben dennoch zu einem geraden Bruch bringen. Die Ursache liegt darin, weil sie wie lebendig in alle Zahlenverhältnisse schon von Kindheit auf eingeboren sind.

[31.7] Eine gleiche Fertigkeit haben sie dann auch in der Bestimmung des Gewichtes und in der Bestimmung des Ebenmaßes. Ich brauche euch hierin nicht weiter zu informieren; denn aus dem Gegebenen kann es euch hinreichend klar sein, worin die Grundwissenschaft dieser Bewohner besteht, wie sie gelehrt und endlich gehandhabt wird.

[31.8] Und so wollen wir uns denn auch sogleich zu einer anderen Materie hinüberwenden, und diese besteht in einer Art Architektur, welche dann der Grund ist zur eigentlichen Baukunst.

[31.9] Diese Art Architektur besteht aber darin, dass da die Schüler aus allerlei massiven Figuren, welche an und für sich ganz unsymmetrisch geformt sind, allerlei vollkommen symmetrische Figuren zusammenstellen und endlich sogar aufbauen müssen, welche Bauten zusammengestellt werden, und das so fort, bis irgendeine vollkommene Gestalt, entweder eines Wohnhauses, eines Hauptkollegialhauses, eines Archivs, eines Theaters oder noch eines anderen hier üblichen Gebäudes, es versteht sich von selbst, in kleinem Maßstab zuwege kommt.

[31.10] Haben die Schüler diese lockere Bauart in kleinem sich eigen gemacht, so werden sie dann mit der festen Bauart bekannt gemacht. Haben sie sich endlich solches ebenfalls vollkommen zugeeignet, sodann werden sie zu den Verzierungen und von diesen zur nötigen und zweckmäßigen Möblierung eines oder des anderen Gebäudes geleitet.

[31.11] Können sie nun das alles in gerechter Fertigkeit, sodann fangen sie erst an, gewisserart Lesen und Schreiben zu lernen; welches aber an und für sich nichts anderes ist, als bei euch, freilich wohl in sehr ungeschicktem Sinne dagegen genommen, das Zeichnen und Malen. Das Lesen aber besteht in dem, dass sie sich müssen mit den Entsprechungen aller der sichtbaren Dinge bekannt machen und sonach aus der Figuration eines jeden Dinges den inneren Sinn erkennen, und müssen dann durch eigene Zusammensetzung der verschiedenen Dinge einen neuen, willkürlichen Sinn in dieselben legen können. Erstens lernen sie also das Lesen und zweitens das Schreiben.

[31.12] Sind sie in diesen beiden Fächern fest, sodann werden sie zur Darstellung oder gewisserart treuen Kopierung von Wohnhäusern und ganzen Gegenden geleitet.

[31.13] Haben sie auch dieses vollkommen inne, sodann erst werden sie, wenn besondere Talente vorhanden sind, auch zur Poesie hingeleitet, durch welche sie dann gewisserart die Dinge einer inneren Welt auf die weißen Rollbänder darzustellen anfangen. Vollkommene Produkte dieser Art und ihren Zweck haben wir schon bei der Gelegenheit der Darstellung eines Kollegialtheaters kennengelernt.

[31.14] Sind die Schüler auch mit diesem Zweig ihrer geistigen Bildung zu Ende oder sind sie vollkommene Meister dieser Kunst, sodann erst wird die Kraft ihres Willens geprüft. Wer da unter mehreren den stärksten Willen hat, der kommt in die geheime Schule, allda das Wesen der Primitivpflanzung gelehrt wird. In dieser Schule muss er fürs Erste die vollkommene Botanik dieses Gürtels innehaben und muss eine jede Pflanze von der untersten Wurzel bis in ihre Blattspitze atomisch zergliedern können und muss genau wissen, wie die Teile alle zusammenhängen, wodurch sie zusammenhängen und wie das eigentlich Geistig-Substantielle in dem Materiell-Beschaulichen wirkt.

[31.15] Um aber zu diesem höheren Grad der Kenntnis zu gelangen, wird ein jeder Schüler vorerst zur anhaltenden Beschauung seiner selbst gewiesen und geleitet. Denn niemand kann aus seiner Materie das Geistige in einer anderen Materie schauen, bevor er nicht sein eigenes Geistiges absolut gemacht hat. Hat dann jemand sich selbst erkannt und sich gewisserart in sich selbst gefunden, so wird er dann erst weitergeleitet, und es wird ihm da gezeigt, dass nun nicht mehr seine Materie wirken darf; sondern ein solcher Schüler muss anfangen geistig zu wirken sich anzugewöhnen.

[31.16] Anfangs werden ihm nur kleine Proben gezeigt, wo der Geist absolut ohne Beihilfe der Materie wirkt. Von da wird dann der Geist immer weiter- und weitergeleitet und gelangt endlich zu der wunderbaren Vollkommenheit, dass er in seiner Absolutheit in einem Augenblick mehr wirkt als durch die Materie in einem langgedehnten Zeitraum.

[31.17] Und es wird dabei auch einem jeden solchen Schüler klärlichst dargetan, dass auch jede äußere Handarbeit im Grunde doch nur eine Arbeit des Geistes ist; nur kann der Geist mit einer solchen Arbeit nicht so schnell fertig werden, weil er an der eigenen Materie ein großes Hindernis hat. Wenn er aber auf die bestimmt weise Art dieses Hindernis besiegt hat, so kann er dann in seiner Absolutheit auch umso kräftiger und schneller wirken, weil er an der eigenen Materie kein Hindernis hat.

[31.18] Warum kann dann der Geist desto schneller und kräftiger und bestimmter wirken als mit Hilfe seiner Materie? Weil seine Materie die hartnäckigste ist, und darum die hartnäckigste ist, weil sie einen vollkommenen Geist fesselt. Ist er aber ein Meister dieser seiner eigenen Materie geworden, so wird er hernach wohl auch ein Meister jeder anderen Materie sein, die da ums Unaussprechliche schwächere und unvollkommenere Geister fesselt, als er selbst es ist.

[31.19] Hat ein solcher Schüler sich solches alles werktätig, oder wie ihr zu sagen pflegt, praktisch eigen gemacht, sodann erst wird er in die tiefere Kenntnis des göttlichen Geistes und Dessen ewigen Willens eingeleitet, und wird ihm die mögliche Art und Weise gezeigt, wie sich ein jeder in sich selbst freigewordene menschliche Geist mit dem ewigen, unendlichen Geist Gottes in die wirkende Verbindung setzen kann nach seiner freien Willkür, insoweit es der göttlichen Ordnung angenehm ist.

[31.20] Nach solcher praktischen Erkenntnis werden die Schüler auch mit der Liebe dieses ewigen Geistes bekannt gemacht, und es wird ihnen gezeigt, dass diese allein das Bindungsmittel des menschlichen Geistes mit dem Göttlichen ist.

[31.21] Wenn der Schüler nun solches alles tatsächlich in sich aufgenommen hat, sodann erst wird ihm von dem weisen Lehrer der Pflanzstab und Wasserkrug gereicht, und er versucht dann ebenfalls die Pflanzung der ersten Art, welche wohl jedem so geleiteten Schüler zumeist auf den ersten Versuch schon ganz wohl gelingt.

[31.22] Mit diesem geistigen Zweig aber hat dann auch alle Schule auf diesem Gürtel ein Ende; denn ein also gebildeter Geist blickt dann in alle Fächer mit solcher Klarheit, dass darüber ein jedes Wort von ihm so gut wie eine vollbrachte Tat ist, und hat demnach keiner in irgendetwas mehr eines Unterrichtes vonnöten, indem in diesem Zustand dann ein jeder Geist forthin in allem Ferneren vom Geist Gottes Selbst gelehrt wird.

[31.23] Eine solche Pflanzschule würde auch auf eurem Erdkörper von besserer Wirkung sein als alle Gymnasien, Lyzeen, Universitäten und geistlichen Seminare, nach deren abgelaufener Zeit die Zöglinge wohl mit einem zeremoniellen heiligen Geist, aber nicht mit dem wahren heiligen Geist des vollkommenen inneren Lebens beteilt werden, darum dann aber auch hernach ihre Werke sind wie der Geist, den sie empfangen haben. Und doch sage Ich euch: Es würde diese Schule zum Empfang des wahren lebendigen Geistes bei weitem weniger kosten, als die Schule zum endlichen Empfang eines toten Geistes, der nichts ist, nie etwas war, und auch ewig nie etwas werden wird. Es bestehen zwar wohl schon hier und da auf dieser Erde kleine Anfänge und werden mit der Zeit größer und größer werden, aber unverhältnismäßig groß ist daneben noch die harte Schule der Steine; ihr versteht, was Ich damit sagen will.

[31.24] Doch wir sind jetzt in unserer Sonne, und so wollen wir auch allda mit der Bemerkung unsere geistige Bildung beschließen, dass eben eine solche geistige Bildung auch im südlichen Gürtel ganz vorzüglich gehandhabt wird. Der Unterschied besteht bloß darin, dass sie im südlichen Gürtel allgemeiner ist als im nördlichen.

[31.25] Nun wisst ihr das ganze Wesen des geistigen Verhältnisses; und so wollen wir nur noch fürs nächste Mal die mit diesem geistigen Verhältnis eng verbundene Religion vornehmen, welche euch sicher nicht unbefriedigt lassen wird. Und somit gut für heute!

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