Am 13. Dezember 1843
[92.1] Die drei Priester aber wurden darob sehr verlegen und wussten nun nicht, was sie machen sollten; denn sie getrauten sich ihr Anliegen nicht in der Gegenwart des Kindes dem Joseph zu enthüllen.
[92.2] Das Kindlein aber sah sie an und sprach darauf mit einer recht festen Stimme:
[92.3] „Möchtet ihr nicht auch aus Mir einen Götzen machen?
[92.4] Dort an jenem Hügel möchtet ihr einen Tempel erbauen, im selben ein Schnitzwerk nach Mir anbringen auf einem goldenen Altar und diesem Schnitzwerk dann opfern nach eurer Art.
[92.5] Versucht nur so etwas zu unternehmen; wahrlich sage Ich euch, der Erste, der dafür einen Schritt tun und nur einen Finger ausstrecken wird, soll sogleich am Platz des Todes sein!
[92.6] Wollt ihr Mir aber schon einen Tempel erbauen, da erbaut ihn in euren Herzen lebendig;
[92.7] denn Ich bin lebendig, aber nicht tot, und will daher lebendige, aber nimmer tote Tempel!
[92.8] So ihr aber schon glaubt, dass in Mir da wohne die Fülle der Gottheit leibhaftig, bin Ich da nicht Selbst genug ein Tempel lebendig vor euch?! Weshalb solle da von Mir noch ein Schnitzwerk und ein steinerner Tempel sein?
[92.9] Was ist da mehr, Ich – oder so ein nichtssagender Tempel und ein Schnitzwerk von Mir?
[92.10] So der Lebendige bei euch und unter euch ist, wofür solle da dann der Tote wohl gut und dienlich sein?
[92.11] O ihr blinden Toren! Ist denn das nicht mehr, so ihr Mich liebt, als wenn ihr Mir tausend Tempel aus Steinen erbauen möchtet und möchtet dann tausend Jahre lang in denselben vor geschnitzten Bildern von Mir eure Lippen wetzen in verbrämten Röcken?!
[92.12] So aber ein armer Mensch zu euch käme, der da nackt wäre und hungrig und durstig,
[92.13] ihr aber möchtet sagen: ‚Siehe, das ist ein Halbgott, denn also erscheinen diese hohen Wesen!
[92.14] Lasst uns von ihm ein Bild machen und es dann setzen in einen Tempel, auf dass es von uns verehrt werde!‘
[92.15] Sagt Mir, so ihr das sicher tätet, würde damit dem armen Menschen wohl etwas gedient sein, und möchtet ihr sein Bild auch aus purem Gold anfertigen?!
[92.16] Wird es aber dem Armen nicht mehr frommen, so ihr ihn nach eurer Liebe bekleidet und reicht ihm dann Speise und Trank?
[92.17] Ist aber Gott nicht lebendiger noch als jeder Mensch der Erde, indem doch alles das Leben aus Ihm hat?
[92.18] Soll Gott etwa blind sein, der die Sonne erschuf und gab dir ein sehend Auge?!
[92.19] Oder soll Der taub sein, der dir das Ohr gemacht hat, und gefühllos, der dir die Empfindung gab?
[92.20] Siehe, wie töricht wäre das gedacht und geredet!
[92.21] Gott ist sonach ja das vollkommenste Leben Selbst, also die vollkommenste Liebe; wie wollt ihr Ihn denn hernach wie einen Toten anbeten und ehren?
[92.22] Bedenkt dieses, auf dass ihr in eurer Blindheit geheilt werdet.“
[92.23] Diese Rede trieb die drei Priester zu Boden; sie ersahen die heilige Wahrheit und redeten am selben Tag nichts mehr.
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