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9. Josephs Kummer und Sorge. Ein Engel des Herrn erscheint Joseph im Traum

Am 10. August 1843

[9.1] Und Maria erzählte dem Joseph alles, was ihr, da sie noch am Purpur arbeitete, begegnet ist, und schloss dann ihre Erzählung mit dieser Beteuerung:

[9.2] „Darum sage ich dir, Vater, noch einmal: So wahr Gott, der Herr Himmels und der Erde lebt, so wahr auch bin ich rein und weiß von keinem Mann und kenne auch ebenso wenig das Geheimnis Gottes, das ich unter meinem Herzen, zu meiner eigenen großen Qual, nun tragen muss!“

[9.3] Hier verstummte Joseph vor Maria und erschrak gewaltig; denn die Worte Mariens drangen tief in seine bekümmerte Seele, und er fand bebend seine geheime Ahnung bestätigt.

[9.4] Er aber fing darum an, hin und her zu sinnen, was er da tun soll, und sprach so bei sich in seinem Herzen:

[9.5] „So ich ihre vor der Welt, wie sie nun ist, doch unwiderlegbare Sünde darum verberge, weil ich sie nicht als solche mehr erkenne, so werde ich als Frevler erfunden werden gegen das Gesetz des Herrn und werde der sicheren Strafe nicht entgehen!

[9.6] Mache ich sie aber wider meine innerste Überzeugung als eine feile Sünderin vor den Söhnen Israels offenbar, da doch das, was sie unter ihrem Herzen trägt, nur – nach ihrer unzweideutigen Aussage – von einem Engel herrührt,

[9.7] so werde ich ja von Gott dem Herrn erfunden werden als einer, der ein unschuldig Blut überliefert hatte zum Gerichte des Todes?!

[9.8] Was soll ich also mit ihr beginnen? Soll ich sie heimlich verlassen, d. h., soll ich sie heimlich von mir tun und sie irgend verbergen im Gebirge, nahe an der Grenze der Griechen? Oder soll des Tages des Herrn ich harren, auf dass Er mir am selben kundtue, was ich da tun soll?

[9.9] Wenn aber morgen oder übermorgen jemand zu mir kommt aus Jerusalem und erkennt Mariam, was dann? Ja, es wird wohl das Beste sein, ich entferne sie heimlich und sorge für sie geheim, ohne dass da jemand anderer außer meinen Kindern etwas davon erfährt!

[9.10] Ihre Unschuld wird mit der Zeit der Herr sicher offenbar machen, und dann ist alles gerettet und gewonnen; und so geschehe es denn im Namen des Herrn!“

[9.11] Darauf tat Joseph solches der Maria ganz insgeheim kund, und sie fügte sich vorbereitend in den beabsichtigten guten Willen Josephs und begab sich dann, da es schon spät abends geworden war, zur Ruhe.

[9.12] Joseph aber versank über seinen mannigfachen Gedanken ebenfalls in einen Schlummer; und siehe, ein Engel des Herrn erschien ihm im Traum und sprach zu ihm:

[9.13] „Joseph, sei nicht bange ob der Maria, der reinsten Jungfrau des Herrn! Denn was sie unter dem Herzen trägt, ist erzeugt vom heiligen Geiste Gottes, und du sollst ihm, wenn es geboren wird, den Namen Jesus geben!“

[9.14] Hier erwachte Joseph vom Schlaf und pries Gott den Herrn, der ihm solche Gnade erwiesen hatte.

[9.15] Da es aber schon des Morgens war, so kam Maria schon für die beabsichtigte Reise fertig zum Joseph und zeigte ihm an, dass es schon an der Zeit sein dürfte.

[9.16] Joseph aber umfasste das Mädchen, drückte es an seine Brust und sprach zu ihr: „Maria, du Reine, du bleibst bei mir; denn heute hat mir der Herr ein mächtig Zeugnis über dich gegeben, denn das aus dir geboren wird, soll Jesus heißen!“

[9.17] Hieran erkannte Maria sobald, dass der Herr mit Joseph geredet hatte, da sie denselben Namen vernahm, den ihr der Engel gab, da sie davon dem Joseph doch nichts erwähnt hatte zuvor!

[9.18] Und der Joseph hütete darauf das Mädchen sorgsam und ließ es an nichts gebrechen, das ihr in dem Zustand vonnöten war.

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