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83. Die Furcht und Fluchtgedanken der drei heidnischen Priester

Am 2. Dezember 1843

[83.1] Nachdem aber die Mahlzeit vorüber war und alles sich wieder vom Tisch erhoben hatte, da trat einer der Priester hin zum Joseph und fragte ihn in der tiefsten Demut:

[83.2] „Uranos, oder doch wenigstens Saturnus als Vater des Zeus! Denn das bist du sicher leibhaftig, obschon du deine Göttlichkeit ehedem in der Stadt vor uns zu verbergen dich bestrebtest;

[83.3] so tatst du solches aber dennoch, um uns zu prüfen, ob wir dich im Ernst erkennten oder nicht.

[83.4] Nur eine Zeitlang verkannten wir dich, und darum bitten wir dich um Vergebung unserer groben Blindheit!

[83.5] Die ehemalige Sprache deines Kindes aber hat uns allen ein Licht angezündet, und wir wissen nun genau, wo wir uns befinden!

[83.6] O mache uns daher sogestaltig glücklich, dass du uns kundgebest, wie wir dir ein Opfer bringen sollen, wie deinem göttlichen Weib und wie deinem Kind, dem sich sicher durch deine Allmacht verjüngenden Zeus?!“

[83.7] Joseph aber erstaunte sich über diese plötzliche Veränderung der drei Priester, denen er doch früher in der Stadt den Irrgrund ihres Heidentums klar und wohlbegreiflich auseinandergesetzt hatte.

[83.8] Er sann daher nach, was er ihnen nun antworten solle. Aber das Kindlein verlangte sogleich hin zum Joseph;

[83.9] und als Es dort anlangte auf den Armen Jakobs, sprach Es sogleich zum Joseph:

[83.10] „Lasse du die Armen, und verweise es ihnen nicht; denn sie sind blind und schlafen und träumen!

[83.11] Behalte sie aber einige Tage hier, und Meine Brüder werden sie schon aus ihrem Schlaf und Traum erwecken! Wenn sie sehen werden, wie ihr selbst zu Gott betet, da werden sie ihren Uranos, Saturnus und Zeus schon fallenlassen!“

[83.12] Diese Worte beruhigten den Joseph vollkommen, und er machte darauf sogleich den drei Priestern den Vorschlag, unterdessen unter seinem Dach zu wohnen, bis sich mit ihnen irgendeine versorgliche Bestimmung treffen werde.

[83.13] Die drei Priester aber, sich kaum zu atmen aus lauter Ehrfurcht getrauend, getrauten sich umso weniger den Vorschlag abzulehnen, indem sie nun durchaus nicht wussten, wie sie so ganz eigentlich daran seien.

[83.14] Sie nahmen sonach den Vorschlag an; aber unter sich murmelten sie:

[83.15] „Ach! – wäre es hier möglich, davonzulaufen und sich in irgendeinem letzten Winkel der Erde zu verkriechen, wie glücklich wären wir da!

[83.16] Aber so müssen wir hier verbleiben im Angesichte der offenbaren Hauptgötter. O welche Qual ist das für uns Nichtswürdigste!“

[83.17] Der Cyrenius aber merkte solche Murmlerei unter den dreien, trat daher hin und wollte sie darob zur Rede stellen.

[83.18] Das Kindlein aber sprach: „Mein Cyrenius, bleibe zurück; denn Mir ist es nicht unbekannt, was in den dreien vorgeht.

[83.19] Ihr Plan ist die Frucht ihrer Blindheit und ihrer törichten Furcht und führt nichts anderes im Schilde, als eine Flucht vor uns in irgendeinen allerentferntesten Erdwinkel.

[83.20] Siehe, das ist alles, und darum brauchst du dich nicht gleich so zu ereifern!

[83.21] Lasse hier in diesem Haus nur Mir das Gericht über, und sei versichert, dass da niemandem ein Unrecht geschehen werde!“

[83.22] Und der Cyrenius ward damit zufrieden und begab sich mit Joseph in die Freie wieder; die drei Priester aber begaben sich in ihr angewiesenes Gemach.

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