Am 1. Dezember 1843
[82.1] Hier kam der Joseph wieder aus der Villa und lud die Gesellschaft zum schon bereiteten Mahl.
[82.2] Cyrenius aber, sich durchkreuzender großer Gedanken voll, berief den Joseph zu sich und erzählte ihm, was ihm nun das Kindlein und am Ende die befragte Maria gesagt haben,
[82.3] und fragte daher den guten Joseph auch zugleich, wie solche Worte und Reden zu verstehen seien.
[82.4] Joseph aber erwiderte dem etwas zu sehr erregten Cyrenius, sagend nämlich:
[82.5] „O Freund und Bruder, ist dir die Mythe unbekannt, die eines Menschen erwähnt, der einst den Mantel der Isis lichten wollte?“
[82.6] Und der Cyrenius, ganz erstaunt über diese unerwartete Frage, sprach:
[82.7] „O erhabener Freund, die Mythe ist mir gar wohl bekannt; der Mensch ging elend zugrunde! Aber was willst du mir nun damit sagen auf meine Frage?“
[82.8] Und der Joseph erwiderte dem Cyrenius: „Liebster Freund, nichts anderes als: Hier ist mehr denn die Isis!
[82.9] Darum befolge den Rat meines Weibes, und du wirst ewig gut fahren!“
[82.10] Daneben stand aber auch der Maronius Pilla und sprach bei dieser Gelegenheit:
[82.11] „Consulische Kaiserliche Hoheit! Ich bin sonst in derlei Sachen zwar noch sehr dumm, aber diesmal kommt es mir vor, als so ich den Weisen verstanden hätte auf ein Haar!“
[82.12] Und der Cyrenius erwiderte ihm: „Wohl dir, so du dessen in dir überzeugt bist!
[82.13] Ich aber kann mich vorderhand dessen noch nicht rühmen.
[82.14] Mein Gehirn ist zwar sonst auch gerade nicht kreuz und quer vernagelt; aber diesmal will es mir die gerechten Dienste nicht leisten!“
[82.15] Und der Maronius sprach: „Ich meinesteils verstehe die Sache also: Greife nicht nach zu fernen Dingen; denn dazu ist deine Hand zu kurz!
[82.16] Es wäre freilich wohl sehr ehrsam, ein glücklicher Phaeton zu sein;
[82.17] aber was kann da der schwache Sterbliche tun, wenn die Sonne zu ferne über ihm ihren Weg gebahnt hat!?
[82.18] Er muss sich bloß an ihrem Licht begnügen und dabei die Sonne leitende Ehre und Macht jenen Wesen ganz gutwillig überlassen, die sicher längere Arme haben als er, der schwache Sterbliche!
[82.19] Wie lang aber der unsichtbare Arm dieses Kindes ist, davon haben wir uns gestern überzeugt!
[82.20] Siehe, Consulische Kaiserliche Hoheit, verstehe ich nicht aus dem Salze das, was dieser weise Mann geredet hatte?
[82.21] Und der Cyrenius gab dem Maronius recht, beschwichtigte sein Herz und begab sich wohlgemut mit dem Joseph in die Villa und stärkte sich am frugalen Mahl.
[82.22] Die drei Priester aber getrauten sich kaum die Augen zu öffnen; denn sie meinten, das Kind sei entweder Zeus oder gar das Fatum selbst.
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