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58. Verteidigungsrede des Maronius. Cyrenius befragt Joseph und verkündet sein Urteil

Am 2. November 1843

[58.1] Der Maronius aber sagte darauf zum Cyrenius: „Consulische Kaiserliche Hoheit! Wie wohl soll ich nun noch ein staatsverdächtiger Anhänger des Herodes sein?

[58.2] Denn ich erkenne es ja nun, dass dieser Wüterich nach der Alleinherrschaft von Asien strebt!

[58.3] Soll ich ihm dazu etwa behilflich sein? Wie wäre da solches möglich? Mit der Handvoll Jerusalemer konnte sich Herodes höchstens über die Kinder der Juden wagen!

[58.4] Und diese Gewalttat hat ihm schon eine solche Schlappe beigebracht, dass er ein ähnliches Unternehmen für alle Zeiten der Zeiten unterlassen wird!

[58.5] Ich aber war ja ohnehin ein Werkzeug der Not und musste handeln nach dem Willen dieses Wüterichs, weil er mir mit Rom drohte!

[58.6] Da ich aber nun von dir aus ganz klar weiß, wie die Sachen stehen, und zudem auch keine Macht in meinen Händen habe und auch keine mehr haben will,

[58.7] sehe ich fürwahr nicht ein, wie und auf welche Art ich noch ein staatsgefährlicher Mensch sein soll?!

[58.8] Behalte du mich bei dir als ewige Geisel meiner Treue für Rom, und du machst mich glücklicher, als so du mich wieder zum Landpfleger von Palästina und Judäa machst!“

[58.9] Diese Worte sprach der Maronius ganz ernstlich, und es war seiner Rede keine Zweideutigkeit zu entnehmen.

[58.10] Darum sprach der Cyrenius zu ihm: „Gut, mein Bruder, ich will dir glauben, was du geredet hast; denn ich habe in deinen Worten nun viel Ernst gefunden!

[58.11] Aber eines geht mir zur vollsten Bekräftigung der Wahrheit deiner Worte noch ab, und das ist das Urteil jenes weisen Mannes, dessen ich dir schon in Tyrus erwähnt hatte.

[58.12] Und siehe, dieser Mann, dieses Orakel aller Orakel, steht vor uns hier!

[58.13] Dieser Mann hat dich bis in die innerste Gedankenregung durchschaut; darum wollen wir nun ihn fragen, was er von dir hält!

[58.14] Und dir soll nach seinem Ausspruch geschehen! Setzt er dich wieder zum Landpfleger in Jerusalem ein, so bist du heute noch zum Landpfleger von Jerusalem ernannt;

[58.15] tut er aber das aus höchst weisen und guten Gründen nicht, so bleibst du meine Geisel!“

[58.16] Hier wurde darum Joseph gefragt, und er sprach: „Edelster Freund Cyrenius! Von mir aus ist Maronius nun rein, und du kannst ihm wieder seine Stelle geben ohne Bedenken!

[58.17] Wir aber stehen in der Hand des allmächtigen, ewigen Gottes; welche Macht soll sich da gegen uns auflehnen können?“

[58.18] Hier hob Cyrenius seine Hand auf und sprach: „So schwöre ich denn auch dir, Maronius Pilla, beim lebendigen Gott dieses Weisen, dass du von nun an wieder Landpfleger von Jerusalem bist!“

[58.19] Maronius aber sprach: „Gebe dies Amt wem anderen, und behalte mich als deinen Freund bei dir; denn das macht mich glücklicher!“

[58.20] Und der Cyrenius sprach: „So sei denn mein Amtsgefährte, solange Herodes leben wird, und dann erst Oberpfleger vom ganzen Judenland!“ – Und der Maronius nahm diesen Antrag dankbar an.

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