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228. Josephs Uneigennützigkeit. Die echten und die falschen Diener Gottes

Am 11. Juni 1844

[228.1] Als auf diese Art das Morgenmahl bereitet war und alle Gäste sich auf den Beinen befanden, da ging Joseph sogleich zum Cyrenius und fragte ihn, ob er schon bereitet sei, das Morgenmahl zu nehmen.

[228.2] Und der Cyrenius sagte zum Joseph: „O mein allererhabenster Freund und Bruder! Ich bin freilich wohl bereitet mit meiner ganzen Suite;

[228.3] aber ich weiß auch, dass du in deiner Speisekammer nicht einen solchen Vorrat hast, um mehrere Tage hindurch über hundert Menschen zu bewirten.

[228.4] Daher werde ich für heute früh in die Stadt meine Dienerschaft senden, allda sie Esswaren kaufen sollen für mich und dich!“

[228.5] Als der Joseph solches vernommen hatte, da sprach er:

[228.6] „O lieber Freund und Bruder, das kannst du immerhin tun für dein Schiff;

[228.7] aber für mich wäre eine solche Mühe wohl ganz rein vergeblich.

[228.8] Denn siehe, fürs Erste ist das Morgenmahl schon bereitet, und fürs Zweite befindet sich in meiner Speisekammer noch so viel, dass ihr alle es in acht Tagen kaum aufzehren möchtet.

[228.9] Darum sorge dich nur um mich nicht; denn wahrlich, ich bin bestens versorgt!“

[228.10] Und der Cyrenius sprach: „Wahrlich, wahrlich, wenn mir nichts anderes von deinem allerhöchsten Berufe Zeugnis gäbe, so gäbe es mir im vollsten Maße deine ganz unbegreifliche Uneigennützigkeit!

[228.11] Ja, daran wird man allzeit die rechten und die falschen Diener Gottes genau voneinander unterscheiden!

[228.12] Die rechten werden uneigennützig sein im hohen Grade, und die falschen werden sein gerade das Gegenteil!

[228.13] Denn die rechten dienen Gott im Herzen und haben auch da den allerhöchsten ewigen Lohn.

[228.14] Die Falschen aber dienen einem nach ihrer bösen Art gemodelten Gott in der Welt der Welt wegen;

[228.15] daher suchen sie auch den Lohn der Welt und lassen für jeden Schritt und Tritt sich gar unmäßig bezahlen.

[228.16] Denn das weiß ich als ein geborener Heide am besten, wie sich die römischen Priester bis ins Indefinitum für jeden Schritt und Tritt bezahlen lassen.

[228.17] Wahrlich, ich selbst habe für einen Rat einmal an den Oberpriester müssen hundert Pfunde Goldes bezahlen!

[228.18] Frage: War das ein rechter Diener eines wahren Gottes?

[228.19] Du aber hast mich nun schon bei drei Tage bewirtet, und welche Lehren habe ich in deinem Haus empfangen, und du nimmst noch nichts an!

[228.20] Nicht einmal für meine acht Kinder nimmst du etwas an! Es wird daraus doch etwa einleuchtend sein, wie die echten und rechten Diener Gottes aussehen?!“

[228.21] Joseph aber sprach: „Bruder, rede nun nicht weiter davon, denn auch solche Rede ist zu viel für mich,

[228.22] sondern setze dich zum Tisch, und sogleich wird das Morgenmahl da sein!“ – Und der Cyrenius befolgte sogleich den Wunsch Josephs und setzte sich zum Tisch.

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