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225. Über das Forschen

Am 7. Juni 1844

[225.1] Es fragte aber der Cyrenius das Kindlein und sprach: „O Du mein Leben! Warum darf oder warum solle man denn in Deinen Werken nicht tiefer nachforschen?

[225.2] Warum wohl ist solch ein Forschen nach Deinem Ausspruch der Liebe zu Dir nachteilig?!

[225.3] Ich meine aber da gerade im Gegenteil, wenn man Deine Werke erst stets tiefer und tiefer und klarer und klarer erkennt, so muss man ja offenbar zunehmen in der Liebe zu Dir und nicht schwächer werden darinnen!

[225.4] Denn es ist also ja selbst unter uns Menschen schon der Fall, dass auch ein Mensch uns immer umso teurer wird, je mehr Vollkommenheiten wir an ihm entdecken.

[225.5] Und wie viel mehr wird das erst gegen Dich, dem Herrn und Schöpfer aller Größe und Vollkommenheit und Herrlichkeit der Fall sein, so wir Dich immer tiefer und tiefer erkennen!

[225.6] Darum möchte wohl ich selbst Dich, Du mein Leben, bitten, dass Du mir über diesen sonderbaren Stern einige nähere Aufschlüsse geben möchtest!

[225.7] Denn mein Herz sagt es mir, dass ich Dich dann erst ganz vollkommen werde lieben können, so ich Dich tiefer und tiefer in Deinem allmächtigen höchstweisen Wunderwirken erkennen werde.

[225.8] Es kann ja doch niemand Dich als den einigen Gott und Herrn lieben, so er Dich nicht zuvor erkennt;

[225.9] also ist unsere Dich-Erkennung von unserer Seele ja der Hauptgrund zur Liebe zu Dir!

[225.10] Gleichwie auch ich mein Weib eher erkennen musste, bevor ich sie in mein Herz aufnehmen konnte! So ich sie nie erkannt hätte, da wäre sie auch sicher nie mein Weib geworden!“

[225.11] Hier lächelte das Kindlein und sprach: „O du Mein lieber Cyrenius! Wenn du Mir also öfter so weise Lehren gäbst, da müsste Ich am Ende ja doch wohl auch so recht ein grundgescheiter Mensch werden!

[225.12] Siehe, da hast du Mir ja lauter neue Sachen gesagt;

[225.13] aber nun denke dir’s, du warst Mir nun ein Lehrer, indem du Mir beweisen wolltest, dass entgegen Meiner Warnung vor dem zu vielen Forschen in Meinen Werken solches der Seele des Menschen für die Sphäre ihrer Liebe zu Mir nicht etwa nicht zuträglich ist, sondern gerade nur zuträglich!

[225.14] Wie solle demnach nun Ich, ein Schüler zu dir, dich über dir unbekannte Dinge unterrichten!?

[225.15] Wenn dir für die Liebe bessere Gründe bekannt sind, als sie dir dein Gott und dein Schöpfer gibt, wie kannst du von Ihm dann eine tiefere Unterweisung erflehen?

[225.16] Oder meinst du wohl, Gott wird Sich durch von den Menschen gefasste und aufgestellte Vernunftgründe zu etwas bewegen lassen, als wäre Er ein Richter nach den Weltgesetzen?

[225.17] O Cyrenius! – da bist du wohl noch in einer sehr starken Irre!

[225.18] Siehe, Ich allein kenne ja Meine ewige Ordnung, welche da die Mutter aller Dinge ist!

[225.19] Aus dieser Ordnung bist auch du hervorgegangen! Die Liebe deines Geistes zu Mir ist dein eigenstes Leben.

[225.20] Wenn du nun diese Liebe zu Mir von Mir abwenden willst auf Meine Geschöpfe, um Mich dann stärker zu lieben, da du Mich doch sichtbar lebendig vor dir hast,

[225.21] sage, wird solch eine törichte Liebestärkung wohl ihren Grund haben?

[225.22] Ja – wer Mich noch nicht kennt und nicht hat, der mag wohl auf deinen Wegen zu Mir sich erheben!

[225.23] Aber so Mich Selbst schon jemand auf seinem Schoß hat, wozu sollen dann dem deine Staffeln dienen?“

[225.24] Hier stutzte der Cyrenius gewaltig, fühlte sich sehr getroffen, und niemand fragte mehr nach dem Kometen.

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