Am 4. September 1843
[22.1] Also versorgte unser Cornelius die fromme Familie und blieb den ganzen Tag und die ganze Nacht bei ihr.
[22.2] Des Nachmittags aber kamen auch wieder die Hirten, anzubeten das Kindlein, und brachten allerlei Opfer.
[22.3] Als sie aber in der Hütte Zelte und den römischen Hauptmann erschauten, da wollten sie fliehen aus großer Furcht vor ihm;
[22.4] denn es waren mehrere Beschreibungsflüchtlinge unter ihnen, die sich vor der auf solche Flüchtlinge gesetzten Strafe gar gewaltigst fürchteten.
[22.5] Der Hauptmann aber ging hin zu ihnen und sprach: „Fürchtet euch nicht vor mir, denn ich will euch nun alle Strafe nachlassen; aber bedenkt, was da nach dem Willen des Kaisers geschehen muss, und kommt daher morgen, und ich werde euch so zart und sanft als nur möglich beschreiben!“
[22.6] Da nun die Hirten erfahren hatten, dass der Cornelius ein so sanfter Mensch ist, da verloren sie ihre Scheu und ließen sich am nächsten Tag alle beschreiben.
[22.7] Nach der Rede mit den Hirten aber fragte der Hauptmann den Joseph, ob die Sonne diesmal nimmer den Morgen verlassen werde.
[22.8] Und der Joseph erwiderte: „Diese Sonne, die heute der Erde aufgegangen ist, ewig nimmer! Aber die natürliche geht ihren alten Weg nach dem Willen des Herrn fort und wird in etlich Stündlein untergehen.“
[22.9] Solches aber sprach der Joseph prophetisch und wusste und verstand im Grunde selbst kaum, was er geredet hatte.
[22.10] Und der Hauptmann aber fragte den Joseph: „Was sagst du hier? Siehe, ich habe deiner Worte Sinn nicht begriffen; daher rede verständlicher zu mir!“
[22.11] Und der Joseph sprach: „Es wird eine Zeit kommen, in der du dich wärmen wirst in den heiligen Strahlen dieser Sonne und baden in den Strömen ihres Geistes!
[22.12] Mehr zu sagen aber weiß ich dir nicht und verstehe selbst nicht, was ich dir nun gesagt habe; die Zeit aber wird es dir enthüllen, da ich nicht mehr sein werde, in aller Fülle der ewigen Wahrheit.“
[22.13] Und der Hauptmann fragte den Joseph nicht mehr und behielt diese tiefen Worte in seinem Lebensgrunde.
[22.14] Am nächsten Tage aber grüßte der Hauptmann die gesamte Familie und gab ihr die Versicherung, dass er so lange für sie sorgen werde, als sie sich allda aufhalten werde, und werde sie in seinem Herzen behalten sein Leben lang.
[22.15] Nachdem aber begab er sich an sein Geschäfte und gab der Wehmutter wieder eine Münze, zu sorgen für die Familie.
[22.16] Joseph aber sprach zu seinen Söhnen, als der Hauptmann schon fort war: „Kinder, wie ist denn das, dass ein Heide besser ist als so mancher Jude? Sollen etwa hierher die Worte Isaias passen, da er spricht:
[22.17] ‚Siehe, Meine Knechte sollen vor gutem Mut jauchzen; ihr aber sollt vor Herzeleid schreien und vor Jammer heulen!‘?“ – Und die Söhne Josephs erwiderten: „Ja, Vater, diese Stelle wird hier in ihrer Fülle erklärt und verstanden.“
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