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215. Joseph trägt das Kreuz. Seine Rückkehr mit dem Jesuskind und mit Jakob

Am 24. Mai 1844

[215.1] Nach dieser himmlischen Mahlzeit auf dem kleinen Berg sagte der Joseph zum Kindlein:

[215.2] „Mein Herr und mein Gott! Ich armer alter Greis bitte Dich, vergebe mir, so ich Dich doch sicher beleidigt habe, und kehre wieder mit mir in das Haus zurück!

[215.3] Denn ohne Dich kann ich nun nimmer zurückkehren; kehre ich aber ohne Dich zurück, so werden dann alle gar bitter wider mich ziehen und werden mich strafen mit harten Worten!“

[215.4] Und das Kindlein sprach: „Ja, ja, Ich gehe ja wohl mit dir; denn hier werde Ich nicht eine Wohnstätte aufrichten und bleiben allda!

[215.5] Aber eines verlange Ich von dir, und das besteht darin, dass du diesen Meinen Tisch auf deine Achseln nimmst und ihn trägst vor Mir nach Hause!

[215.6] Scheue aber nicht dessen Last; denn die wird dich wohl ein wenig drücken, aber nicht beugen und noch weniger schwächen!“

[215.7] Auf diese Worte nahm Joseph das schöne Kreuz und Jakob die Überbleibsel von der Mahlzeit und traten also mit dem Kindlein in der Mitte den Rückweg an.

[215.8] Nach einer Weile sprach Joseph zum Kindlein: „Höre, Du mein geliebtester Jesus! Das Kreuz ist denn doch recht schwer, – könnten wir denn nicht ein wenig rasten?“

[215.9] Und das Kindlein sprach: „Joseph, du hast schon größere Lasten als Zimmermann getragen, die dir nicht Ich auferlegt habe;

[215.10] und siehe, da mochtest du dir keine Rast eher gönnen, als bis du die Last an ihren Ort befördert hast!

[215.11] Nun trägst du zum ersten Mal nur eine kleine Last für Mich und willst dir schon nach tausend Schritten eine Rast nehmen!?

[215.12] O Joseph! – trage, trage Meine leichte Last ohne Rast, so wirst du einst in Meinem Reich den rechten Lohn finden!

[215.13] Siehe, an diesem Kreuz wirst du Meiner Bürde gewahr, und es wird dir durch seinen kleinen Druck sagen, was Ich auf der Welt dir bin!

[215.14] Aber wenn du diese Welt in Meinen Armen verlassen wirst, dann wird dir dieses Kreuz zu einem feurigen Eliaswagen werden, in dem du seligst vor Mir aufwärts fahren wirst!“

[215.15] Nach diesen Worten küsste der alte Joseph das ziemlich schwere Kreuz und trug es ohne Rast weiter;

[215.16] und es kam ihm nimmer so schwer vor, dass er es dann leicht ganz bis zur Villa brachte.

[215.17] Es war aber bei der Villa alles in der gespanntesten Erwartung, und das voll großer Ängstlichkeit, von welcher Seite etwa der Joseph mit dem Kindlein und mit dem Jakob zurückkommen möchte.

[215.18] Als aber nun die Maria, der Cyrenius und die anderen endlich einmal der drei Kommenden ansichtig wurden, da war es aus!

[215.19] Alles lief ihnen mit offenen Armen entgegen, und die Maria erfasste sogleich das Kindlein und herzte Es mit krampfhafter Liebe.

[215.20] Der Cyrenius aber verwunderte sich über Joseph, wie dieser einen Galgen als ein Symbol der höchsten Schande und Schmach da auf seinen Achseln nach Hause schleppen mochte.

[215.21] Und das Kindlein auf den Armen der Mutter richtete Sich auf und sagte zum Cyrenius:

[215.22] „Wahrlich, wahrlich! – dieses Zeichen der größten Schmach wird zum Zeichen der höchsten Ehre werden!

[215.23] Wenn du es nicht also tragen wirst nach Mir, wie es nun der Joseph trägt, da wirst du nicht kommen in Mein Reich dereinst!“ – Diese Worte brachten den Cyrenius zum Schweigen, und er fragte darauf nicht weiter über die Bürde Josephs.

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