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213. Maria und Cyrenius tadeln Joseph

Am 22. Mai 1844

[213.1] Als das Kindlein und der Jakob aber draußen waren, da sagte die Maria zum Joseph:

[213.2] „Höre, du mein lieber Gemahl und Vater Joseph! Manchmal bist du gegen das göttliche Kind denn doch etwas zu scharf!

[213.3] Was könnte man denn sonst wohl bei einem natürlichen Menschenkind von zwei und ein drittel Jahren erwarten?

[213.4] Wer wohl würde es schon einer so strengen Zucht unterziehen?

[213.5] Du aber bist gegen dies Kind aller Kinder also zuchtstreng, als wäre Es in Gott weiß was für einem reifen Alter!

[213.6] Siehe, das kommt mir sehr unbillig vor! Hast du Es dann und wann auch über die Maßen lieb, so bist du aber dennoch manchmal wieder so strenge gegen Dasselbe, als hättest du keine Liebe zu Ihm!“

[213.7] In diesen Ton der Maria stimmten auch sogleich der Cyrenius, der Jonatha, die Tullia, die Eudokia und der Maronius Pilla.

[213.8] Und der Cyrenius sagte extra noch zum Joseph: „Freund! Ich weiß wirklich nicht, wie du mir manchmal vorkommst!

[213.9] Einmal lehrst du mich im Kindlein Selbst das allerhöchste Wesen Gottes erkennen, –

[213.10] gleich darauf verlangst du wieder vom Kindlein, dass Es einen Gott anbeten solle!

[213.11] Sage mir, wie sich das zusammenreimt? Ist das Kindlein das Gottwesen Selbst, wie solle Es dann zu einem Gott beten? Kommt dir nicht solche deine Forderung ein wenig unsinnig vor?

[213.12] Und ich setze den Fall, das Kindlein wäre nicht Das, als was ich Es nun ganz ungezweifelt erkenne und allzeit anbete,

[213.13] da, meine ich als ein wahrer Kinderfreund, dürfte denn dein Begehren von einem Wiegenkind doch etwas töricht sein;

[213.14] denn wer wird da von einem neun Vierteljahre alten Kind ein strenges Gebet verlangen?

[213.15] Darum musst du mir nun das schon zugutehalten, so ich als ein Heide dir sage:

[213.16] Freund, du musst mit dreifacher Blindheit geschlagen sein, wenn du das Kindlein nicht allzeit gleich zu würdigen imstande bist!

[213.17] Fürwahr, diesmal esse auch ich keinen Bissen, so das Kindlein mit Seinem Jakob nicht hier an meiner Seite Sich befinden wird!

[213.18] Ist es nicht lächerlich sogar, so du um die Segnung der Speise Gott den Herrn anflehst und schaffst dann eben denselben einen Gott und Herrn vom Tisch weg, darum Er nicht gebetet hatte nach deiner angewohnten Art?!

[213.19] Darum fragte dich auch sicher das Kindlein, zu wem Es so ganz eigentlich beten solle, und zu wem du betest, und zu wem auch der Jakob hätte beten sollen.

[213.20] Du aber hast meines Dafürhaltens nicht gemerkt, was das Kindlein dir dadurch hat sagen wollen!“

[213.21] Diese recht triftigen Bemerkungen gingen dem Joseph sehr zu Herzen, und er ging hinaus, das Kindlein samt dem Jakob zu holen.

[213.22] Aber er rief da den Jakob und das Kindlein vergebens, denn die beiden hatten sich schnell entfernt; wohin aber – das wusste niemand.

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