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185. Das rechte Beten. Cyrenius staunt über die Fortschritte seiner acht Kinder

Am 16. April 1844

[185.1] Als der Cyrenius aber solches vom Joseph vernommen hatte, da wandte er sich sogleich an das auf seinen Armen ruhende Kindlein und sprach zu Ihm:

[185.2] „O Du, dessen Namen meine Zunge nimmer würdig ist auszusprechen! Das war sonach lauter Gnade von Dir, Du mein Herr und mein Gott?!

[185.3] Wie, auf welche Weise aber soll ich Dir nun danken, wie Dich loben und preisen für solche übergroße wunderbarste Gnade?!

[185.4] Was kann ich, ein armer blöder Mensch, Dir, o Herr, wohl entgegentun, da Du mir so endlos gnädig bist und schützt mich mehr denn Dein eigen Herz?“

[185.5] Und das Kindlein sprach: „Mein geliebter Cyrenius! Ich hätte dich noch um vieles lieber, wenn du nur nicht immer vor Mir also aufseufzen möchtest!

[185.6] Was habe denn Ich und du davon, wenn du also seufzt vor Mir?

[185.7] Ich sage dir, sei du lieber heiteren Mutes, und liebe Mich wie alle anderen Menschen in deinem Herzen; da wirst du Mir lieber sein, als so du immer seufzt für nichts und nichts!“

[185.8] Und der Cyrenius sagte allerzärtlichst zum Kindlein:

[185.9] „O Du mein Leben, Du mein Alles! Darf ich denn nicht beten zu Dir, meinem Gott und meinem Herrn?“

[185.10] Das Kindlein aber erwiderte: „O ja, das darfst du wohl; aber nicht durch allerlei unendliche Exklamationen,

[185.11] sondern allein in deinem Geiste, der die Liebe in dir ist zu Mir, und in deren Wahrheit, die da ist ein rechtes Licht, das da entströmt der Flamme der Liebe.

[185.12] Meinst du denn, Ich werde durch der Menschen Gebete fetter und mächtiger und größer, als Ich also ohne solcher Gebete ohnehin es bin!?

[185.13] O sieh, darum habe Ich Mich ja aus Meiner ewigen Unendlichkeit gestellt in diesen Leib, auf dass Mich die Menschen mehr mit ihrer Liebe anbeten sollen –

[185.14] und sollen dabei sparen ihren Mund, ihre Zunge und ihre Lippen; denn ein solches Beten entwürdigt den Anbeter wie den Angebeteten, weil es ist ein totes Zeug, ein Eigentum der Heiden!

[185.15] Was tust du denn mit deinen guten Freunden und Brüdern, so du mit ihnen zusammenkommst?

[185.16] Siehe, du erfreust dich über sie und grüßt sie und bietest ihnen Hände, Brust und Kopf!

[185.17] Desgleichen tue auch mit Mir, und Ich werde von dir ewig nichts anderes verlangen!

[185.18] Und nun sei völlig heiter, und sehe auch dich ein wenig nach deinen Kindern um, und frage sie ein wenig aus, was alles sie schon gelernt haben,

[185.19] und du wirst selbst eine größere Freude haben daran und wirst auch Mir eine größere Freude machen, als wenn du hundert Jahre nacheinander fortseufzen und exklamieren möchtest!“

[185.20] Darauf ward der Cyrenius recht heiter und berief sogleich die acht Kinder zu sich und fragte sie über so manches aus.

[185.21] Die Kinder aber gaben ihm auf jede Frage so gründlich kenntnisreiche Antworten, dass er sich darob nicht genug verwundern konnte.

[185.22] Da war es aber auch völlig aus beim Cyrenius vor lauter Freude; die Kinder aber freuten sich auch, dass sie so gescheit waren, und der Cyrenius beschenkte sie alle reichlich und lobte den Meister.

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