Am 16. März 1844
[168.1] Nun kostete erst die Maria das Mus, das der Joel fürs Kindlein bereitet hatte, und fand es im Ernst etwas sauer und kleingrießartig topfig.
[168.2] Da berief sie sobald den Joel, der sich noch ganz geschäftig in der Küche mit dem Braten der Fische abgab.
[168.3] Als dieser kam, sagte die Mutter voll Ernstes: „Joel! – da verkoste einmal das Mus!
[168.4] Hast du denn gar so wenig Achtung vor dem Kind, vor dem Vater Joseph und vor mir, dem getreuen Weib deines Vaters, dass du mir solches antun magst?!
[168.5] Haben denn unsere Kühe und Ziegen keine frische Milch mehr im Euter?
[168.6] Warum nahmst du eine gestrige, schon sauer gewordene, die man wohl kalt genießen kann, so man durstig ist, aber nicht gekocht, da sie schädlich ist ganz besonders den Kindern?!“
[168.7] Hier kostete auch der Joseph das Mus und wollte schon ein kleines Donnerwetter über den Joel senden.
[168.8] Aber das Kindlein richtete Sich auf und sprach: „O ihr Menschen ihr! Warum wollt ihr denn Mich überall überbieten?!
[168.9] Ist denn nicht genug, was Ich über den Joel bemerkte? Warum wollt ihr ihn denn nach Mir völlig richten?
[168.10] Meint ihr, Ich habe ein Wohlgefallen an solcher eurer Strenge? – O nein! – Mir gefällt allein nur die Liebe, Sanftmut und die Geduld!
[168.11] Joel hat sich durch seine Unachtsamkeit allerdings strafbar gemacht,
[168.12] darum Ich ihn aber auch durch Meine tadelnde Bemerkung sogleich gestraft habe! Diese Strafe ist aber hinreichend; wozu da noch eine weitere Rüge und ein Donnerwetter obendrauf?
[168.13] Es tut wohl jeder Vater recht, so er die kleinen unartigen Kinder mit der Rute bestraft, aber den erwachsenen Söhnen solle er stets ein weiser und sanfter Lehrer sein!
[168.14] Nur so ein Sohn sich auflehnte gegen den Vater, dem solle gedroht werden!
[168.15] Bekehrt er sich da, so solle er wieder in den alten Frieden gesetzt werden;
[168.16] bekehrt er sich aber nicht, da solle er verstoßen und vom Haus des Vaters und aus seinem Vaterland getrieben werden!
[168.17] Joel aber hat ja nichts verbrochen; nur die Lust zu den Fischen gestattete ihm nicht so viel Zeit, dass er eine Ziege gemolken hätte!
[168.18] Von nun an aber wird er das auch sicher nimmer tun; darum sei ihm auch alles vergeben!“
[168.19] Darauf berief das Kindlein den Joel zu Sich und sprach: „Joel! – wenn du Mich liebst, wie Ich dich liebe, so bereite in der Zukunft deinem Vater und deiner Mutter keinen solchen Kummer mehr!“
[168.20] Joel aber fing vor Rührung zu weinen an und fiel auf seine Knie nieder und bat das Kindlein, die Maria und den Joseph um Vergebung.
[168.21] Und der Joseph sprach: „Stehe nur auf, mein Sohn, was dir der Herr vergibt, das sei dir auch von mir und der Mutter vergeben!
[168.22] Gehe aber nun und sehe nach, was die Fische machen!“
[168.23] Und das Kindlein sagte ebenfalls hurtig dazu: „Ja, ja, gehe nur, sonst werden die Fische überbraten, da sie dann nicht gut wären; denn Ich will ja Selbst davon essen!“
[168.24] Diese Besorglichkeit gefiel den anderen acht Kindern so gut, dass sie aus Freude laut lachten.
[168.25] Das Kindlein aber lachte Selbst recht herzlich mit und brachte in die ganze Tischgesellschaft eine recht heitere Stimmung, und Jonathas Augen waren voll entzückender Freudentränen.
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