Am 16. Februar 1844
[143.1] Das Morgenmahl aber dauerte bei einer Stunde lang, und ward unter dem Essen viel geredet über allerlei Dinge.
[143.2] Ein Hauptmann aber, der auch bei der Bergbesteigung mit war, fragte zu Ende der Tafel einen von den drei ehemaligen Unterpriestern:
[143.3] „Höre du mich nun an! Siehe, wir haben eine Götterlehre, nach der es von Göttern nur wimmelt, dahin wir nur immer sehen mögen;
[143.4] ich aber habe noch nie etwas von einem Gott gesehen, noch irgend wahrgenommen!
[143.5] Von tausend Dingen habe ich nicht selten geträumt, aber von irgendeiner Gottheit nie!
[143.6] Wer aber kann aus allen nun lebenden Menschen jetzt auftreten und gewissenhaft wahr bekennen: ‚Ich habe den Zeus oder irgendeine andere Gottheit gesehen und gesprochen‘?
[143.7] Nachdem wir aber doch auch ebenso gut Menschen sind als die, welche in der Urzeit mit den Göttern sollen einen Umgang gehabt haben,
[143.8] so sehe ich da nicht ein, warum uns die Götter nun also im Stich lassen und kümmern sich nicht im Geringsten mehr um uns!
[143.9] Könntest du als ein ehemaliger Priester mir denn nicht davon irgendeinen haltbaren Grund angeben?“
[143.10] Der Unterpriester aber sprach: „Lieber Freund, ich bitte dich um alles in der Welt, frage du mich nur um solche höchst alberne Dinge nimmer!
[143.11] Unsere Götter sind nichts als reine Ephemeriden, die aus dem Sumpf unserer Dummheit progeneriert [geboren] werden.
[143.12] Da wir aber in solcher unserer Dummheit nichts Besseres als unsere eigenen Sumpfgeburten erspähen mögen, so bevorzugen wir diese und stellen sie uns selbst als Götter vor,
[143.13] erbauen ihnen Tempel und beten dann in selben die allernichtigsten Produkte unserer Dummheit an.
[143.14] Siehe, das sind die Götter, denen wir Tempel erbaut haben, und Rom an ihnen strotzt!
[143.15] Ja, es gibt wohl einen wahren Gott; dieser aber war allzeit heilig, und wir allerunreinste Wesen in unseren Herzen können Ihn nicht erschauen, wohl aber Seine Werke!
[143.16] Willst du aber von diesem einen Gott mehreres erfahren, da wende dich an jenen reinen Juden; der wird Ihn dich, ich schwöre es dir, sicher näher kennen lehren!“
[143.17] Mit diesem Bescheid war der Hauptmann zufrieden; denn er bekam da gerade die Antwort, die er schon lange gesucht hatte.
[143.18] Und er bewegte sich auch hin zum Joseph und brachte ihm sein Anliegen vor.
[143.19] Und Joseph sprach: „Guter Mann, es hat alles seine Zeit! Wenn du reif wirst, wird es dir geoffenbart werden; darum begnüge dich vorderhand mit dieser Verheißung!“
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