Am 15. Februar 1844
[142.1] Nachdem alles also bestellt und geordnet ward, da erst erhob Joseph seine Augen gen Himmel und dankte dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.
[142.2] Und als er sein Dankgebet beendet hatte, da erst nahm er ganz untenan mit den Seinen Platz am königlich bestellten Tisch des Cyrenius.
[142.3] Der Cyrenius aber eilte sogleich hin zum Joseph und sprach zu ihm:
[142.4] „Nein, nein, mein erhabenster Freund und Bruder! Das geht nicht an; denn dieses Fest geht dich an und nicht mich!
[142.5] Daher ist dort zuoberst des Tisches dein Platz, und nicht hier zuunterst!
[142.6] Erhebe dich demnach, und lasse dich von mir selbst dort zuoberst am Tisch, da er mit Gold gedeckt ist, hinsetzen, und das mit allen dir Angehörigen!
[142.7] Dahier aber werden meine Leute sitzen und liegen; denn also habe ich selbst es angeordnet!“
[142.8] Joseph aber sprach: „Cyrenius! Siehe, eben darum, da ich dein aufrichtigster Freund und Bruder bin, bleibe ich mit den Meinen hier auf diesem Platz sitzen!
[142.9] Denn siehe, bei mir verlierst du nichts, wenn ich auch hier auf dem untersten Platz sitze;
[142.10] aber bei deinen großen Staatsamtsgefährten verlierst du viel, so du sie nicht obenan setzt!
[142.11] Daher lasse die Sache also gut sein! Auf der Welt soll die Welt ihren Vorzug haben; im Reich Gottes aber wird erst der ganz umgekehrte Fall sein, – denn dort werden die Letzten die Ersten sein beim Tisch Abrahams, Isaaks und Jakobs!“
[142.12] Der Cyrenius aber sprach: „O Bruder! Ich habe mich gefreut auf diesen Tag, dass ich dir, einem Königssohn, auch eine königliche Ehre antäte!
[142.13] Nun aber ist die Halbscheid [Hälfe] meiner Freude dahin, indem ich gerade dich, dem alles das gilt, ganz untenan sehen muss!
[142.14] Bruder! Gehe und setze dich doch wenigstens auf den Mittelplatz, auf dass ich dir beim Tisch doch näher bin!“
[142.15] Und der Joseph sprach: „Aber mein geliebtester Bruder, du wirst doch nicht kindisch sein!?
[142.16] Du weißt ja, dass ich allzeit und überall in der Ordnung bleiben muss, die mir Gott der Herr vorschreibt in meinem Herzen!
[142.17] Wie willst du mich denn über diese Ordnung hinaus versuchen wollen?!
[142.18] Setze du obenan deine Großen und Glänzenden; und du als Herr kannst dich hinsetzen, wohin du willst, indem dir jeder Platz am Tisch gebührt!
[142.19] Und somit ist diese Sache abgetan; am goldenen Gedeck werden deine Großen schon den ersten Platz erkennen und werden sich höchst geehrt fühlen, so du ihnen solche Ehrenplätze ganz einräumst und selbst einen niedereren für dich erwählst!“
[142.20] Der Cyrenius verstand die Worte Josephs, wies darauf seinen Großen die ersten Plätze an,
[142.21] er selbst aber setzte sich mit der Tullia an der Mitte des Tisches.
[142.22] Und so war alles wohl geordnet; die Großen waren voll Freude, dass sie obenan saßen,
[142.23] Cyrenius war vergnügt in der Mitte, und Joseph mit den Seinen war überheiter, dass er auch bei diesem großen Glanzfest in der Ordnung Gottes verbleiben konnte.
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