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66. Um die Weisheit des Herrn aufzunehmen, bedarf es der Demütigung der menschlichen Weisheit

Am 27. Juni 1843

[3.66.1] Als der Lamech aber solche Worte aus dem Munde des Herrn vernommen hatte, da schlug er sich auf die Brust und sagte dann:

[3.66.2] „O Herr, jetzt ist der Lamech stumm geworden in seinem Verstand und weiß nichts mehr zu reden und zu fragen. Denn eine zu geheimnisvollste und übertiefst verborgene Sache hast Du nun berührt, in die mein Schneckenauge nimmer zu blicken vermag.

[3.66.3] Und wahrlich wahr, ich erschaudere nun vor Deiner zu endlosen Weisheitstiefe und habe daher durchaus keinen Mut mehr, Dich um etwas zu fragen! Denn Du könntest mir eine noch tiefere Antwort geben, und ich würde dann zugrunde gehen vor Dir und vor dem gesamten Volk! Daher soll Dich ein anderer nun an meiner statt um etwas fragen!

[3.66.4] Es ist zwar an und für sich das höchst Angenehmste und das Größte, von Dir, dem Schöpfer Selbst, über Deine großen Wunderschöpfungen belehrt zu werden; aber wenn Du, o Herr, das noch ganz blinde Geschöpf zu sehr auf einmal in die grellsten Strahlen Deines unendlich mächtigst stärksten Lichtes setzt, so fühlt man dann nur zu schmerzlich stark den eigenen Lichtmangel.

[3.66.5] Zu wissen, dass man gegen Dich in jeder Hinsicht ein reines Nichts ist, ist erträglich; aber solches in Deinem allermächtigst hellsten Licht zu fühlen und lebendig zu empfinden, ist unerträglich. Daher getraue ich mich nun nicht mehr, Dich um etwas Weiteres zu fragen, da ich nur zu sehr meine völligste Nichtigkeit vor Dir einsehe.“

[3.66.6] Und der Herr sagte darauf zum Lamech: „Höre, eben das ist der eigentliche Hauptgrund aber auch, warum Ich dir nun tiefst verborgene Dinge kundtue, dass du dadurch so recht vom ganzen Herzen sollst gedemütigt werden und alle deine Weisheit und Einsicht gefangen nehmen und sie Mir zu Füßen legen!

[3.66.7] Denn solange du noch auch nur mit einem allerkleinsten Fünkchen eigener Weisheit prunken möchtest, kannst du nicht in Meine Weisheit eingehen; und gäbe Ich sie dir wie aufgedrungen, so würde sie dich zerstören und vernichten, gleich wie da ein entzündetes Steinsalz alles zerstört, was es umschließt.

[3.66.8] Daher musst du eher ganz ätherisch gereinigt vor Mir stehen in deiner Demütigung, bis du fähig wirst, Mein Licht in dir zu ertragen.

[3.66.9] Siehe, dieser Tempel ist ja der Weisheit aus Mir erbaut; aber er konnte eher nicht erbaut werden auf dieser lichten Höhe, als bis er gereinigt ward von allem unsauberen Geschmeiß.

[3.66.10] Geradeso aber kann auch Mein lebendiger Tempel Meiner Weisheit nicht eher in dir errichtet werden, bis du nicht völlig gereinigt hast deinen eigenen Weisheitsberg in dir.

[3.66.11] Frohlocke daher, wenn dich Mein Licht zu drücken anfängt, denn da bist du nahe daran, all das Deine Mir zu übergeben und dafür das Meine in dir aufzunehmen!

[3.66.12] Siehe, es geht mit dieser Sache des Geistes nahe gerade also wie mit den Zähnen, welche so ganz eigentlich das Symbol der Weisheit sind:

[3.66.13] Die Milchzähne, die das Kind mit Schmerzen überkam, müssen wieder etwas schmerzlich vertilgt werden, wenn die starken Manneszähne kommen; denn diese waren nur die Wegmacher für die Manneszähne.

[3.66.14] Also muss aber auch alle deine frühere Weisheit aus dir, bis du dann erst die Meinige, ewig mächtige in dir aufnehmen kannst.

[3.66.15] Und so denn kannst du schon fragen voll Mut und dich demütigen in Meinem Licht, auf dass du dadurch fähig wirst, Mein reinstes Licht in dir aufzunehmen! Ich sehe aber, dass du Mich recht wohl verstanden hast; so getraue dich denn auch wieder, Mich um etwas zu fragen! Frage aber, um was du willst, und Ich werde dir antworten! Amen.“

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