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57. König Lamech erkennt den Herrn im weisen Mann. Der Geist Gottes im Menschen

Am 14. Juni 1843

[3.57.1] Nun erst begriff der Lamech die Worte des Weisen völlig, schlug sich auf die Brust und sagte zu sich selbst:

[3.57.2] „O Gott, wie entsetzlich dumm doch ist der Mensch in seiner Eigentümlichkeit, und was braucht es für eine große Geduld von Seiten der allerhöchsten, göttlichen Weisheit, bis da aus einem Menschen, wie ich einer bin, etwas wird, bis er nur zu fassen anfängt die göttliche Ordnung, die erhabenste, die heiligste?!

[3.57.3] Aber was kann auch der geschaffene Mensch aus sich tun? Nichts Besseres, als das, dass er lebt nach der erkannten göttlichen Ordnung! Wer nach dieser lebt, wie er sie erkennt, der fehlt sicher nicht!

[3.57.4] Du, o Gott, weißt aber am besten, wie viel der Mensch zu tragen vermag; daher lässt Du ihn sicher erst so nach und nach stets tiefere Blicke tun in Deine endlose Weisheit, damit er Dir ähnlicher werde in seinem Handeln!

[3.57.5] Also will ich Dich denn auch lieben, loben und preisen mein Leben lang!“

[3.57.6] Während aber der Lamech dieses Selbstgespräch und diese Selbstbetrachtungen mehr in sich, denn aus sich mit dem Mund machte, siehe, da entschwand auf einmal das Gewölke um den Tempel, dass er dann ganz rein und frei dastand, und das strahlende Herz senkte sich alsbald auf den Altar herab.

[3.57.7] Und alles Volk, welches da zugegen war, fiel alsbald vor großer Ehrfurcht zur Erde nieder und sprach: „O großer, heilig allmächtiger Gott, sei uns Sündern gnädig und barmherzig!“

[3.57.8] Und der Lamech, ganz zerknirscht durch diese neue außerordentliche Erscheinung – obschon sie gewisserart vom weisen Mann bedingungsweise vorherbestimmt ward –, fiel nun auch, was er schon eher tun wollte, nach der Rede vor dem weisen Mann nieder und sagte zu ihm:

[3.57.9] „Nach deiner Lehre ist der Geist Gottes in mir, was ich nun auch gar sehr lebendig gewahre; aber in dir ist er sicher noch ums Unvergleichbare stärker und mächtiger denn in mir! Darum falle ich denn auch vor dir nieder, lobe und preise die göttliche Liebe und Weisheit in dir, wie ich sie auch lobe und preise in mir, insoweit ich sie erkenne, dass sie ist in mir, zu meiner und meines Volkes Wohlfahrt!

[3.57.10] Ehre, Lob und alle meine Liebe aber sei darum Gott, unserem Herrn, Schöpfer und überheiligen Vater, darum Er Sich so tief herabgewürdigt hat, zu tun vor unseren Augen so große Zeichen, auf dass wir Ihn nun erkennen möchten und dann zur Gewinnung des ewigen Lebens leben möchten nach Seiner heiligen, uns allen frei geoffenbarten göttlichen Ordnung!“

[3.57.11] Hier bog sich der weise Mann zur Erde und erhob den Lamech. Als er ihn aber erhoben hatte, da sagte er zu ihm: „Lamech, Ich sage zu dir, richte dich auf in deinem Gemüt, und erkenne, wer Der ist, der nun zu dir gesagt hatte: ‚Richte dich auf in deinem Gemüt!‘

[3.57.12] Denn Menschen sollen nie vor Menschen knien oder liegen auf der Erde, die Engel sich nicht beugen vor niemanden, und die Götter aber wissen, dass sie eins sind mit dem Einen!

[3.57.13] Oder sehe am Tag in die Augen deiner Brüder, und du wirst in eines jeden Menschen Auge eine und dieselbe Sonne erschauen! Und weil ein jeder Mensch doch sicher eine Sonne sieht, da sind aber dennoch nicht mehrere Sonnen für viele Menschen und andere Wesen, sondern es strahlt und wirkt nur einer Sonne Licht in eines jeden Menschen Auge, also ein geistiger Ausfluss aus der einen großen Lichtträgerin!

[3.57.14] Gerade also aber wirkt auch nur ein Geist Gottes in eines jeden Menschen Herzen; darum ist aber dann der im Menschen wirkende Geist Gottes nicht etwa irgendein zweiter Gott, sondern nur ein Geist mit dem unendlichen Geist Gottes, wie die Sonnen alle, welche da aus den Augen der Menschen widerstrahlen, vollkommen eines sind mit der Hauptsonne, aus der sie ausgehen.

[3.57.15] Ich aber bin der Herr; solches erkennst du nun und fielst auch darum vor Mir auf dein Angesicht.

[3.57.16] Ich aber sage dir, wenn die Sonne erglühte für sich, da würde sie sich auch zerstören; sie aber treibt ihre Glut und ihr Licht hinaus zu ihren kalten Erden und ernährt und erleuchtet sie, und auf ihrem großen Boden lässt sich darum herrlich wohnen.

[3.57.17] Also trage auch Ich all Meine göttliche Würde in Meine Kinder über, damit diese dereinst überaus selig bei Mir wohnen sollen!

[3.57.18] Und so will Ich durchaus nicht, dass die Kinder vor Mir niederfallen sollen, sondern Mich als den guten Vater allein lieben sollen nach aller ihrer Lebenskraft.

[3.57.19] Doch werde Ich den Demütigen nie scheuen, sondern werde bei ihm sein allezeit und werde ihn aufrichten, wann immer er niederfällt vor Mir; damit lobe Ich aber auch dich nun, da du demütig bist.

[3.57.20] Bleibe aber nun in dieser deiner Demut und Liebe, und du sollst nimmer nötig haben, dein Herz vom Dach zu holen! Amen.“

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