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42. Das Festmahl im Thronsaal. Die kraftvolle Tischrede des Unbekannten

Am 19. Mai 1843

[3.42.1] Die Zahl der geladenen Gäste war groß und konnte daher an dem einen großen Tisch nicht untergebracht werden; daher kam der Lamech zum Henoch wieder und fragte ihn:

[3.42.2] „Höre, geliebtester, erhabenster Bruder und des Herrn alleiniger Hohepriester, mehr denn die Hälfte der geladenen Gäste haben, wie du es selbst sehen kannst, nicht Platz am vereinten Tisch! Wenn wir sie nun darum sondern müssen und für sie bereiten lassen einen zweiten Tisch, werden sie sich dadurch nicht herabgesetzt finden, so wir sie doch notwendig werden an den zweiten Tisch setzen lassen müssen und sie somit nicht an dem Tisch werden Platz nehmen können, an dem wir sitzen werden und du dich eigentlich schon gesetzt hast?“

[3.42.3] Und der Henoch lächelte den Lamech an und sagte dann zu ihm: „Siehe, lieber Bruder, Notwendigkeit ist keine Herabsetzung! Um aber die Sache doch so wenig als nur immer möglich unterschiedlich zu machen, so lasse auch den zweiten Tisch in diesem für wenigstens zehntausend Menschen genug großen Saal aufrichten, und es wird dann gar wenig darauf ankommen, bei welchem Tisch wir sitzen! Also lasse es geschehen, und es wird recht sein!“

[3.42.4] Und der Lamech sah, dass es also gut war, und ließ daher durch seine Diener alsogleich alles herrichten also, wie es ihm der Henoch geraten hatte.

[3.42.5] Und die Überzahl der Gäste fand vollkommen Platz an diesem zweiten Tisch und frohlockte, dass ihr eine so große Gnade widerfahren ist, sogar im Thronsaal neben den erhabenen hohen Gästen und großen Freunden Gottes zu Tisch zu sitzen.

[3.42.6] Da der Lamech solchen Jubel vernahm, dass solche Einrichtung so gut aufgenommen wurde, so ward er selbst heiter und voll Fröhlichkeit und setzte sich auch alsbald zum Tisch, da schon der Henoch mit dem Lamech von der Höhe Platz genommen hatte.

[3.42.7] Also ward alles geordnet; die Speisen wurden aufgetragen, dem Herrn ein Lob aus aller Gäste Herzen und Munde laut dargebracht. Die Tische wurden dann vom Henoch im Namen des Herrn gesegnet, und alle langten mit ihren Händen nach den gesegneten Speisen und aßen und tranken unter hier und da laut sich vernehmen lassenden Preisungen des Herrn.

[3.42.8] Nachdem aber sich alle gesättigt hatten, richtete sich am zweiterrichteten Tisch einer der geladenen Gäste auf und richtete folgende Worte an seine Tischgenossen:

[3.42.9] „Brüder, Freunde und Schwestern! Welcher Mensch könnte es wohl in der größten Glut und Flamme seines Herzens wagen, zu sagen, er könnte Gott, dem allmächtigen Herrn Himmels und der Erde, danken zur Genüge je in alle Ewigkeit für solch eine unaussprechlich große Gnade, die Er uns dadurch erwiesen hatte, dass Er den vorher so harten König Lamech in einen so herrlichen Bruder und übergroßen Freund der Menschen umgewandelt hatte? Fürwahr, ich kann mir nichts Größeres denken!

[3.42.10] Es muss dem allmächtigen Herrn wohl ein Leichtes sein, tausend Welten zu erschaffen; aber einen freien Menschengeist ungerichtet also umzuwandeln, wie da der Lamech und durch ihn auch all sein Anhang umgewandelt ward, das ist mehr denn doch, als Sonnen und Erden und Monde zu gestalten im Augenblick des allmächtigen, göttlichen Wollens!

[3.42.11] Denn bei der Erschaffung der Dinge kommt es sicher nur auf den Willen Gottes an, und es wird da sein, was Gott haben will! Ein von Ihm ausgesprochenes allmächtiges ‚Werde!‘ genügt, und zahllose Sonnen und Welten drehen sich schon in ihren übergroßen Kreisen vor dem Auge des allmächtigen Werkmeisters!

[3.42.12] Aber beim freien Geist ist das allmächtige ‚Werde!‘ ein Gericht schon, welches ist des Geistes Tod! Da muss an die Stelle der Allmacht denn nur die große Liebe, Erbarmung, Geduld, Sanftmut und endlos weiseste Führung Gottes treten und muss den Geist des Menschen wie einen zweiten Gott leiten, führen und lehren, damit dieser dann durch die Selbsterkenntnis in sich das werde, was er sein soll nach der göttlichen Ordnung. Und das ist mehr, als Welten und Sonnen erschaffen!

[3.42.13] Oh, darum soll aber auch der Herr von uns allen gelobt und geliebt sein, wie da bis jetzt Er noch nicht ist geliebt und gelobt worden, denn jetzt erst erkennen wir die Größe Gottes!

[3.42.14] Auf, Brüder, und lasst uns loben und preisen den Herrn, da Er uns eine so große Gnade erwies!“

[3.42.15] Diese Rede des Gastes machte alles im Saal stutzen, und alles ward ergriffen von der Kraft dieser Worte.

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