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340. Mahals weitere Vorwürfe gegen den Herrn. Das Erscheinen von Waltar

Am 8. August 1844

[3.340.1] Und also redete der Herr: „Mahal, Mein Sohn, hast du noch etwas wider Mich, so rede, und Ich will dir antworten nach Liebe, Recht und Billigkeit! Denn Ich sehe noch immer einen Ärger wider Mich in deinem Herzen; dieser aber muss zuvor von dir weichen, so du von Mir eine Erlösung zu erwarten haben sollest, – denn ein erboster Geist wider seinen Gott und Schöpfer kann sich nimmer einigen mit Ihm! Und also rede du!“

[3.340.2] Und der Mahal sprach: „Herr, habe ich bis jetzt je eine Sünde begangen wider Deine Ordnung? Siehe, Du, wie alle Deine Himmel und diese Deine Erde müssen mir das Zeugnis geben, dass ich durch meine ganze vierhundertneunzig Jahre lange Lebenszeit nie gesündigt habe, weder gegen Dich, noch gegen einen Engel, noch gegen Menschen und Tiere und noch gegen einen Stein!

[3.340.3] Dass ich meiner Kinder wegen in die Tiefe zog, das hielt ich für meine sicher bitterste Pflicht; denn ich ersah es ja in meinem Geiste, wie es mit meinem Sohn Waltar und nachher auch mit dieser meiner Tochter Agla stand, die ihrem Bruder nachgezogen ist.

[3.340.4] Siehe, Du hast den Waltar verlangt, und er zog hinab; da er aber unten war, da ließest Du ihn sitzen, und die ihm freilich wohl ohne Dein und mein Gebot folgende Schwester ließest Du sinken bis in die unterste Hölle, und Dich kümmerte das alles nicht, das ich wohl aus meinem Geiste heraus wusste. Da war es dann doch sicher eine bitterste Pflicht für mich, einen alten Greis, den weiten Weg nach Hanoch zu machen, um dort wo möglich zu retten meine Kinder!

[3.340.5] Ich hatte Dich darum gar oft gebeten, dass Du meine Kinder schützen möchtest! Allein Du wolltest meine Bitte nicht erhören und zwangst mich gleichsam hinab! Ich ging, und wie verlassen von Dir ich auch meine Kinder antraf – den Waltar tot und die Agla in der Hölle –, so murrte ich doch nicht wider Dich, sondern lobte und pries allezeit mit Wort und Tat Deinen heiligsten Namen!

[3.340.6] Nun aber, da während meines großen Jammers in der Tiefe mein Bruder nach Deinem Rat den Kasten gebaut hat zur Erhaltung des Lebens, lässt Du mich sitzen wie einen ärgsten Sünder und lässt mich zugrunde gehen wie einen gemeinen Erdwurm; da frage ich Dich, nach welchem Recht tust Du das und nach welcher Ordnung? Rede Du nun, was Du willst, die Sache ist einmal nicht anders!

[3.340.7] Denn so Du nun auch sagst: ‚Wann habe Ich gesagt, dass du nicht von dem Kasten zur Zeit der Not Gebrauch machen dürftest, wenn Ich schon Noah berief?‘, so gilt aber eine solche Entschuldigung vor mir dennoch nichts; denn Du hast mich eben dadurch gerichtet, da Du mich nicht beriefest wie den Noah, und solche Deine Stummheit gegen mich war eben auch ein Wort, das mir den Kasten versperrte und mich also auch richtete und zum Tode verdammte.

[3.340.8] Und siehe, Herr, das ist die eigentliche Sünde gegen mich, darum, weil ich nie gegen Dich gesündigt habe! Nun aber sage ich Dir: Von jetzt an will ich sündigen gegen Dich, auf dass Du einen Grund haben sollst, vor mir den Kasten zu versperren und mich mit meinen vier Kindern zu verderben; denn von nun an werde ich nimmer zu Dir rufen: ‚Herr, rette mich!‘, sondern: ‚Herr, verderbe mich!‘“

[3.340.9] Hier ward des Herrn Angesicht betrübt, und der Herr sprach zum Mahal: „O Sohn, weil Ich dich so lieb hatte, darum wollte Ich dich auf dieser Erde erziehen zu einem Großfürsten Meiner Himmel! Du aber ersahst in Meiner zu großen Liebe nur eine Vernachlässigung von Meiner Seite an dir; oh, wie blind hat dich deine eigene Gerechtigkeit gemacht!

[3.340.10] Damit du aber siehst, dass Ich diesen Kasten nicht nur für Noah, sondern für jedermann bereiten ließ, so sollen von der Stunde an Engel aus den Himmeln unter die Menschen gehen als Menschen und sollen sie warnen vor Sünden und sie einladen, in diesen Kasten zu gehen zur Zeit der Not!

[3.340.11] Also sollst nun auch du deinen Sohn Waltar sehen und sprechen, und er soll dir ein Zeugnis geben von Mir und sagen, ob Ich ihn also verlassen habe, wie du Mich ehedem beschuldigt hast!“

[3.340.12] Hier blickte der Herr empor, und im Augenblick standen viele tausend Engel auf der Vollhöhe, und also war auch Waltar leuchtend darunter und ging hin zum Mahal und tröstete ihn und zeugte von der endlosen Güte, Liebe, Sanftmut, Geduld und Erbarmung Gottes.

[3.340.13] Mahal aber fragte den Waltar, ob er denn wohl der Waltar sei und lebe wohl als solcher.

[3.340.14] Und der Waltar bezeugte vor dem Mahal die vollste Echtheit seines Seins.

[3.340.15] Da erst fing Mahal an, ganz andere Saiten aufzuziehen vor dem Herrn. Aber der Herr entschwand nun, auf dass der Mahal nicht gerichtet würde; die Engel aber und Waltar blieben.

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